E-Autos als virtuelle Kraftwerke

Elektroautos könnten im Stromnetz der Zukunft eine wichtige Rolle als Stromspeicher übernehmen. Damit das sogenannte bidirektionale Laden bald Realität wird, ist es ein Schwerpunkt im Förderprogramm Elektro-Mobil.

Aufladen eines E-Auto© istockphoto.com/rclassenlayouts

E-Autos als virtuelle Stromspeicher nutzen, wie realistisch ist das? Um die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich weiter voranzubringen, stellt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) 80 Millionen Euro bereit, die die Elektromobilität und ihre Integration in die Strommärkte unterstützen sollen – mit dem Schwerpunkt bidirektionales Laden.

„Damit dieses bidirektionale Laden möglichst rasch Realität wird, unterstützen wir gezielt Forschung und Entwicklung in diesem Bereich. Unser Ziel ist, dass Deutschland zum Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität und deren Integration in das Stromnetz wird“, sagt Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz. Im Förderprogramm Elektro-Mobil unterstützt das BMWK deshalb aktuell 37 Forschungs- und Entwicklungsprojekte.

Mehr Speicherkapazität als alle Pumpspeicherwerke zusammen

Denn Fakt ist, schon heute haben E-Autos insgesamt mehr Speicherkapazität als alle Pumpspeicherkraftwerke zusammen. In den nächsten Jahren kommt jährlich die jeweils gleiche Menge an Speicherkapazität hinzu. Dafür spricht auch, dass E-Autos zu 96 Prozent ihrer Zeit nicht bewegt werden und so reichlich Kapazitäten haben, um durch bidirektionales Laden als Speicher zu fungieren. Dabei werden sie durch Aggregatoren virtuell zusammengeschaltet. So können die E-Autos zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen, etwa wenn mehr Energie produziert wird, als gerade verbraucht werden kann oder als Reserve in Zeiten mit hoher Stromnachfrage sowie zur Netzstabilisierung.

So funktioniert bidirektionales Laden

Bidirektionales Laden ist eine neuartige Ladetechnologie, die einen Stromfluss in zwei Richtungen erlaubt: Während eines klassischen Ladevorganges fließt der Strom lediglich aus der Ladestation in die Autobatterie des Elektrofahrzeuges, also nur in eine Richtung (unidirektional). Beim bidirektionalen Laden kann der Strom ebenso von der Batterie über die Ladestation zurück in das Stromnetz fließen. Die Autobatterie dient dabei als effizienter Zwischenspeicher. Das E-Auto wird vom bloßen „Stromverbraucher“ zum Mitunterstützer des Stromnetzes.

Gut für die Energiewende und die Stromnetzstabilität

Windräder müssten also in Zeiten eines Energieüberschusses nicht länger abgeschaltet werden, sondern könnten weiterlaufen und grünen Strom erzeugen. Die vormals „überschüssige“ Energie würde dank bidirektionalem Laden als Puffer in die Batterien der Elektrofahrzeuge geladen und dort zwischengespeichert. In energieärmeren Zeiten könnte diese Energie dann wieder an das allgemeine Stromnetz abgegeben werden.

So profitieren Halterinnen und Halter vom bidirektionalen Laden

Auch persönlich können Halterinnen und Halter von E-Autos beim bidirektionalen Laden profitieren. Im einfachsten Fall kann das Elektrofahrzeug einen Heimspeicher für die eigene Photovoltaikanlage ersetzen oder erweitern, sodass selbst erzeugter erneuerbarer Strom zu einem späteren Zeitpunkt (wenn die Sonne nicht mehr scheint) wieder zurück in das eigene Hausnetz gespeist werden kann. Durch die Abgabe des gespeicherten Stromes über Fahrzeugpools an das allgemeine Stromnetz kann perspektivisch sogar eine zusätzliche Einnahmequelle für die Haushalte entstehen. Schon ab dem kommenden Jahr wollen Automobilhersteller erste Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen, die auch das bidirektionale Laden unterstützen.

Informationen zum Förderprogramm Elektro-Mobil, zu den geförderten Projekten und weitere Informationen zur begleitenden Forschung finden Sie hier.