Der Instrumentenkasten der Energiewende

Vier Jahre lang wurden in den „Schaufenstern intelligente Energie“ deutschlandweit Lösungen für das Energiesystem von morgen entwickelt. Im Mai 2022 soll die Auswertung der Ergebnisse abgeschlossen sein.

Ein Werkzeugkasten© Adobe Stock / Feodora

Kaum eine Erfindung hat es nur mit schlauen Ideen und Enthusiasmus zum Erfolg gebracht. Ohne das richtige Handwerkszeug ist meist schnell Schluss beim Schritt von der Theorie in die Praxis. Auch neue Lösungen für die Energiewende brauchen deshalb einen guten Instrumentenkasten, der vorausschauend erdacht und gefüllt worden ist.

Einen großen Beitrag dazu hat das Förderprogramm SINTEG „Schaufenster intelligente Energie“ in den vergangenen Jahren geleistet. In fünf Modellregionen (auch Schaufenster genannt) wurden bundesweit Lösungen für die Energiewende erprobt, die als Blaupausen auf andere Regionen und Energiewendeprojekte übertragen werden können. Die Schaufenster sollten Wissen, Erfahrungen und Aktivitäten systemübergreifend bündeln, die technischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Herausforderungen der Energiewende der nächsten Jahrzehnte angehen und die gefundenen Musterlösungen in der Praxis testen.

Auswertung der SINTEG-Ergebnisse durch Experten noch bis Mai 2022

Dabei ging es vor allem um einen sicheren und effizienten Netzbetrieb bei hohen Anteilen erneuerbarer Energien, eine effiziente und flexible Stromnutzung (markt- und netzseitig), das passende Zusammenspiel aller Akteure im intelligenten Energienetz und um die sinnvolle Nutzung der vorhandenen Netzstruktur sowie die Reduktion von Netzausbaubedarf bei den sogenannten Verteilnetzen.

Jede Menge solcher Musterlösungen füllen bereits den SINTEG-Instrumentenkasten. Im Mai 2022 soll die umfassende Auswertung der Ergebnisse des 2021 zu Ende gegangenen Förderprogramms abgeschlossen sein und veröffentlicht werden.

Aus vielen verschiedenen Lösungen und Instrumenten das Passende herauszusuchen, wird mit Blick auf die immer ambitionierteren Klimaziele und eine weiter voranschreitende Energiewende zukünftig noch wichtiger werden. Möglich ist das nur, wenn nicht nur Energiewende-Experten, sondern auch Bürgerinnen und Bürger teilhaben können.

Je moderner das Energiesystem, desto mehr Beteiligungsmöglichkeiten

Wie das gelingen kann, wurde ebenfalls im Rahmen von SINTEG untersucht. Die Ergebnisse zeigen, unter welchen Bedingungen Menschen bereit sind, sich in die Energiewende einzubringen. Je digitaler und flexibler das Energiesystem wird, desto vielfältiger werden auch ihre Möglichkeiten dazu. Erprobt wurde zum Beispiel, wie private Haushalte ihren Stromverbrauch flexibel gestalten können, etwa mit flexiblen Stromtarifen oder indem sie ihren flexiblen Stromverbrauch an speziellen Plattformen vermarkten.

Ein Beispiel: Wird viel grüner Strom ins Netz eingespeist, fragt intelligente Technik automatisch gesteuert zum Beispiel größere Mengen umweltfreundlicher Energie nach, bei geringer Einspeisung ins Netz wird hingegen weniger Strom bezogen. Ein solches flexibles Lastmanagement im Haushaltssektor kann ein Baustein für ein klimaneutrales, dezentrales und integriertes Energiesystem sein. Wer nicht nur Strom konsumiert (Consumer), sondern auch selbst produziert (Producer), ist ein sogenannter Prosumer und dann schon mittendrin im Energiewende-Geschehen. Mehr dazu erfahren Sie auch im SINTEG-Ergebnisbericht zum Thema „Partizipation und Akzeptanz“, der im Frühjahr 2022 auf www.sinteg.de veröffentlicht wird. Einen Vorgeschmack gibt es schon heute auf der Ergebnisseite zum Thema Partizipation der SINTEG-Website.

Das BMWK hat die fünf SINTEG-Schaufenster mit rund 200 Millionen Euro gefördert. Zusammen mit den Investitionen der beteiligten Unternehmen wird so fast eine halbe Milliarde Euro in den Fortschritt zur Digitalisierung des Energiesektors investiert.