Fokus auf Wasserstoff

Im Rahmen einer Energiepartnerschaft arbeiten Deutschland und Kanada gemeinsam am Gelingen der transatlantischen Energiewende. Dabei setzen sie besonders auf Wasserstoff.

Brücke über einem Fluss© Adobe Stock / marc daneau/EyeEm

6.128,51 Kilometer Luftlinie und zwei Kontinente trennen Berlin und die kanadische Hauptstadt Ottawa. Mit dem Heißluftballon würde die Anreise hoch über dem atlantischen Ozean etwa 122 Stunden dauern, mit einem Airbus A380 sind es rund sechseinhalb Stunden. Dennoch verbinden beide Länder große Gemeinsamkeiten, etwa in der Energie- und Klimapolitik. Deutschland und Kanada haben sich verpflichtet, bis 2045 (Deutschland) und 2050 (Kanada) Klimaneutralität zu erreichen und dafür ihre Klimaziele nochmals verschärft.

Mehr Tempo für die transatlantische Energiewende

Mit der Wiederwahl der Liberal Party und von Premierminister Justin Trudeau Ende September 2021 wurde Kanadas bisherige Klimapolitik gerade bestätigt und soll nochmal ambitionierter werden. So hat Trudeau’s Partei im Wahlkampf ein klimaneutrales Stromnetz bis 2035, das Ende des Exports von thermischer Kohle, ein Ziel zur Reduktion der Methanemissionen und das Ende der Subventionen für fossile Brennstoffe angekündigt. Auch Deutschlands Klimapolitik wird in Zukunft voraussichtlich noch ambitionierter werden, beste Voraussetzungen also für eine transatlantische Zusammenarbeit in Sachen Energiewende. Kanada und Deutschland sind beide bestrebt, aus der Kohle auszusteigen, die Wasserstoffproduktion hochzufahren und Emissionen zu bepreisen.

Seit März 2021 unterhält das nordamerikanische Land mit Deutschland dafür eine enge Energiepartnerschaft. Seit Juni 2021 arbeitet ein eigens eingerichtetes „Sekretariat der Energiepartnerschaft mit Kanada“ von Montreal und Toronto aus an der Umsetzung eines detaillierten Arbeitsplanes, in dem es unter anderem um die Integration von erneuerbaren Energien, Versorgungssicherheit, technologische Innovationen und das Zukunftsthema Wasserstoff geht. Das Sekretariat dient als Drehkreuz für eine intensive Zusammenarbeit und ist außerdem erste Anlaufstelle für Informationen, Fragen und Anregungen zur Energiepartnerschaft.

Kanada will zu den drei größten Wasserstoffproduzenten weltweit gehören

Ein Fokus der Zusammenarbeit liegt auf der Erzeugung, dem Handel und der Anwendung von Wasserstoff. Kanada will bis 2050 einer der drei größten Produzenten von sauberem Wasserstoff weltweit werden und große Mengen exportieren. Dafür verfügt das Land über beste Bedingungen zur Produktion und Nutzung von Wasserstoff. Das Know-how und die nötige Infrastruktur sind ebenso vorhanden wie erneuerbare Energien zur Produktion von grünem Wasserstoff. Kanada sieht in der Wasserstoffindustrie einen Zukunftssektor, der eine Perspektive für den Wandel seiner bedeutenden Öl- und Gasindustrie bringen könnte. Deshalb setzt es sowohl auf grünen als auch auf „blauen“ Wasserstoff, also aus Gas gewonnenem Wasserstoff, bei dem die anfallenden Emissionen anschließend abgeschieden werden. Auch in Deutschland sollen die Erzeugungskapazitäten für grünen Wasserstoff wachsen, ein großer Teil des Wasserstoffbedarfs wird aber auch importiert werden müssen. Kanada will bis 2050 rund 31 Prozent des eigenen Endenergieverbrauchs mithilfe des farblosen Gases decken. Mindestens fünf Millionen Brennstoffzellenfahrzeuge sollen bis dahin auf Kanadas Straßen fahren.

Über die Energiepartnerschaft soll auch die Kooperation zwischen deutschen und kanadischen Unternehmen verstärkt werden. Vor Ort gibt es schon heute einige Wasserstoffprojekte mit deutscher Beteiligung. So baut Thyssenkrupp in Varennes (im Südwesten der kanadischen Provinz Québec) eine 88-MW-Elektrolyseanlage für den staatlichen Energieversorger Hydro-Québec. Sie soll ab 2023 jährlich rund 11.000 Tonnen grünen Wasserstoff für die Biokraftstoffproduktion erzeugen können.

Newsletter, Workshops und Webinare zum Thema Wasserstoff

Im Herbst und Winter 2021 stehen im Rahmen der Energiepartnerschaft gleich mehrere Aktivitäten im Bereich Wasserstoff an, darunter ein Webinar zur internationalen Wasserstoff-Förderrichtlinie des BMWi, bilaterale Arbeitsgruppentreffen zu Wasserstoffthemen und ein Workshop zum Thema Wasserstoff und Schwerindustrie. Wer mehr über diese Aktivitäten erfahren möchte, kann sich für den Newsletter des Sekretariats der Energiepartnerschaft mit Kanada anmelden, der laufend auch neue Informationen zur kanadischen und deutschen Energiepolitik verteilt.