Gutachten: Bleibt Europas Stromversorgung bis 2030 sicher?

Mehr Erneuerbare statt konventioneller Energieträger, ein zunehmend europäischer Strommarkt und der gemeinsame Ausstieg aus Kernenergie und Kohle in Deutschland: Ob der neue Strommix auch bis 2030 den Strombedarf decken kann, hat jetzt ein Gutachten untersucht.

Zwei Hände halten Glühbirnen in den Sonnenuntergang© iStock.com/manfeiyang

Deutschland stellt seine Energieversorgung grundlegend um: Weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien, mehr Energieeffizienz und der Nutzung von Strom für Verkehr und Wärme. Doch bleibt während dieses grundlegenden Wandels auch die Stromversorgung stabil? Im internationalen Vergleich ist sie in Deutschland sehr zuverlässig und sicher. Damit das auch so bleibt, wird die sogenannte Versorgungssicherheit am Strommarkt fortlaufend beobachtet - insbesondere im Hinblick auf den gemeinsamen Ausstieg aus der Kernenergie und der Kohleverstromung.

Angemessenheit der Ressourcen: Bleibt Europas Stromversorgung auch bis 2030 weiter sicher?

Dafür wird neben der sogenannten Netz- und Systemsicherheit - also dem sichereren Betrieb der Stromnetze - unter anderem die „Angemessenheit der Ressourcen“ untersucht. Eine vom BMWi in Auftrag gegebene aktuelle Studie hat dazu anhand verschiedener Zukunftsszenarien ermittelt, ob die Nachfrage nach Strom durch das vorhandene Angebot an den europäischen Strommärkten jederzeit ausreichend gedeckt werden kann.

Die Gutachter kommen in ihrer Modellierung zu dem zentralen Ergebnis, dass dies in Deutschland in allen untersuchten Szenarien bis 2030 der Fall sein wird. Das gilt auch für Szenarien, die einen gegenüber dem Basisszenario ambitionierteren Klimaschutz mit anziehenden CO2-Preisen und höherem Stromverbrauch untersuchen. In dem Gutachten wurde dafür die Wirkungsweise der Mechanismen an den Strommärkten bis 2030 und darüber hinaus nachgebildet. Ein erklärendes Begleitdokument zum Gutachten finden Sie hier.

Verschärfte Klimaziele: Wie hoch wird der Stromverbrauch 2030 wirklich?

Die aktuelle Erhöhung der EU-Klimaziele und das angepasste deutsche Klimaschutzgesetz wird ebenfalls direkte Auswirkungen auf den Strombedarf bis 2030 haben. Das BMWi hat deshalb mit der Verabschiedung des neuen Klimaschutzgesetzes in Bundestag und Bundesrat zusätzlich eine Neuberechnung des Stromverbrauchs 2030 beauftragt. Die ausführliche Analyse soll im Herbst 2021 vorliegen. Erste Abschätzungen kommen für das Jahr 2030 auf einen Stromverbrauch zwischen 645 und 665 TWh. Der Mittelwert der Prognose liegt bei 655 TWh und damit nur geringfügig über dem Höchstwert des Gutachtens.

Der Projektbericht „Monitoring der Angemessenheit der Ressourcen an den europäischen Strommärkten“ ist das letzte Gutachten zur Angemessenheit der Ressourcen, welches das BMWi veröffentlicht. Seit Anfang 2021 hat die Bundesnetzagentur das Monitoring der Versorgungssicherheit übernommen. Den nächsten Monitoringbericht zur Versorgungsicherheit, der auch, aber nicht nur die Angemessenheit der Ressourcen umfasst, will die Bundesnetzagentur bis Ende Oktober 2021 veröffentlichen.