Was ist eigentlich Repowering?

Mit weniger Windkraftanlagen mehr umweltfreundlichen Strom produzieren, ohne Umwelt und Natur weiter zu belasten: Repowering könnte ein wichtiger Schlüssel für den weiteren Ausbau der Windenergie sein und künftig einfacher werden.

Illustration: Erneuerbare Energien, Fabrikgebäude und Wohnhaus unter einer Lupe© BMWi

Darum geht´s: Auf bereits für Windkraft genutzten Flächen werden alte Anlagen gegen effizientere und leistungsstärkere Windkraftanlagen ausgetauscht.

Die ersten Windenergieanlagen wurden in Deutschland in den 1990er Jahren aufgebaut und liefern seitdem Strom. Sie erhielten über mindestens 20 Jahre eine Förderung. Ab diesem Jahr endet nun für die ersten dieser älteren Anlagen die EEG-Förderung. Bis zum Jahr 2025 fallen so Anlagen im Umfang von fast 15 Gigawatt (GW) Leistung aus dieser Förderung, bis 2030 sind es laut EEG-Erfahrungsbericht fast 24 GW. Aber Moment mal, was heißt das für die Energiewende? Werden diese Anlagen nun alle abgebaut, laufen sie weiter oder werden sie durch neue ersetzt? Ein Großteil der alten Windenergieanlagen kann weiterbetrieben werden, weil der Stromverkauf mittlerweile auch ohne EEG-Förderung wirtschaftlich sein kann. Allerdings werden die Anlagen irgendwann ihre Betriebsdauer erreicht haben.

Eine Chance für die Energiewende, denn nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2021) soll die installierte Windleistung bis 2030 von 53 GW im Jahr 2019 auf 71 GW steigen. Um die Umsetzung des sogenannten „Green Deal“ sicherzustellen, mit dem es Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent schaffen will, müsste dieser Bedarf sogar noch weiter erhöht werden. Eine Lösung dafür sehen viele im sogenannten „Repowering“. Doch was bedeutet das eigentlich?

Tuning für Windparks

Repowering ist Englisch und wird in der Fachwelt mit „Kraftwerkserneuerung“ übersetzt. Die Idee: Ältere Anlagen oder Teile davon werden durch moderne und leistungsfähigere ersetzt. Dieses „Tuning“ kann grundsätzlich alle Arten von Kraftwerken betreffen. Besonders spannend ist aber der Blick auf Windenergieanlagen. Hier wird nicht nur eine einzelne bestehende ältere Windenergieanlage „getunt“, sondern ein Windpark mit vielen älteren Anlagen wird zurückgebaut und durch effizientere und leistungsstärkere Anlagen ersetzt. So könnte durch Repowering auf derselben Fläche zum Beispiel mit halb so vielen Windrädern künftig ein Vielfaches an Windstrom erzeugt werden.

Moderne Windenergieanlagen können heute viel höher und mit längeren Rotorblättern gebaut werden als die Ersten ihrer Art. Sie liefern schon dadurch eine höhere Windausbeute, für die sie auch noch weit weniger Umdrehungen brauchen. Das hat auch positive Effekte für den Artenschutz: Die Höhe und geringere Anzahl an Anlagen, kann mehr Schutz für viele Vogelarten bringen. Neben allen technischen Vorzügen leistet Repowering so auch einen wichtigen Beitrag für die Energiewende und fördert die Akzeptanz für den umwelt- und naturverträglichen Umbau unseres Energiesystems. Etwa weil „gemächliche“ Windenergieanlagen auf die Betrachter ruhiger wirken als schneller drehende Rotoren und darüber hinaus weniger Anlagen für die notwendige Leistung benötigt werden.

EU-Mitgliedstaaten sollen Windkraft-Genehmigungsverfahren vereinfachen

Obwohl Repowering für die Windenergie große Chancen bietet, sind die Verfahren zum Austausch in der Praxis vor allem im Planungs- und Genehmigungsrecht oft durch viele Hindernisse erschwert. Mit der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU (RED II) wird das jetzt einfacher. Dort werden unter anderem Verfahrenserleichterungen vorgegeben, die die Mitgliedsstaaten bis Ende Juni 2021 umsetzen mussten.

In Deutschland wurden die Vorgaben durch einen neu in das Bundesimmissionsschutzgesetz eingefügten Paragrafen übernommen. Wichtigste Neuerung: Bisher wurde das Repowering gerade mit Blick auf Naturschutz, Artenschutz und Lärmschutz wie ein völlig neues Vorhaben auf der „grünen Wiese“ behandelt - obwohl dort längst Windkraftanlagen standen, für die all das bereits geprüft worden war. Ruft die neue Anlage keine größeren oder sogar weniger Beeinträchtigungen hervor als die Bestandsanlage, soll die Genehmigung künftig einfacher werden. Die Messlatte für neue Windkraftanlagen darf also nicht deutlich höher liegen als für die alten Anlagen. So könnten die wegfallenden Windkraftkapazitäten zügig ersetzt werden.

Warum sich das lohnt? Ein Beispiel: Ein älterer Windpark mit acht Anlagen und insgesamt rund acht Megawatt (MW) Leistung kann mittels Repowering zurückgebaut und durch drei Anlagen mit rund zwölf MW Leistung ersetzt werden. Die Leistung erhöht sich damit um 50 Prozent, der Ertrag kann aber durch die modernen Anlagen deutlich stärker erhöht werden. In Abhängigkeit von der konkreten Lage des Windparks ist eine Steigerung von acht auf 30 Millionen Kilowattstunden (kWh) pro Jahr durchaus denkbar.