Deutschland wird Wasserstoff-Land

62 Wasserstoff-Großprojekte sollen im Rahmen eines gemeinsamen europäischen Wasserstoffprojekts künftig staatlich gefördert werden. Die Maßnahme ist Teil der Nationalen Wasserstoffstrategie.

Grafik zu Wasserstoffprojekten in Deutschland© BMWi; Datenbasis BMWI/BMVI

„Wir wollen bei Wasserstofftechnologien Nummer 1 in der Welt werden“ - ein Satz, der von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier schon öfters zu hören war und der unmissverständlich die Richtung vorgibt, die Deutschland mit seiner Nationalen Wasserstoffstrategie eingeschlagen hat.

Eine wichtige Maßnahme aus der Strategie ist die Förderung von Wasserstoff-Großprojekten im eigenen Land. Das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesverkehrsministerium haben dafür Mitte Mai 2021 insgesamt 62 Wasserstoff-Großprojekte aus über 230 eingegangenen Projektskizzen ausgewählt. Gefördert werden sollen sie im Rahmen eines europäischen Projekts (IPCEI-Wasserstoff) gemeinsam mit bis zu 22 europäischen Partnerländern. Die verschiedenen nationalen Projekte sollen so miteinander vernetzt werden, dass alle Länder voneinander profitieren (sogenannte „Spill-over-Effekte“) und gemeinsam eine europäische Wasserstoffwirtschaft aufgebaut werden kann.

Bundeswirtschaftsminister Altmaier: „Dafür bündeln wir unsere Kräfte in Europa und stoßen durch das erste gemeinsame europäische Wasserstoffprojekt massive Investitionen in die Zukunftstechnologie Wasserstoff an. Das sichert Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze - in Deutschland wie auch in Europa“.

Acht Milliarden Euro aus Bundes- und Landesmitteln

Mehr als acht Milliarden Euro aus Bundes- und Landesmitteln stehen für die 62 ausgewählten Projekte zur Verfügung. Insgesamt sollen Investitionen in Höhe von 33 Milliarden Euro ausgelöst werden, davon über 20 Milliarden Euro von privaten Investoren. Wichtig dabei: Die Projekte bilden die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstofferzeugung ab, vom Transport bis hin zu Anwendungen, vor allem in der Industrie und im Bereich Mobilität.

Unter den ausgewählten Projektskizzen sind Erzeugungsanlagen, die zusammen genommen über zwei Gigawatt Elektrolyseleistung für die Produktion von grünem Wasserstoff umfassen. Das entspricht einem Anteil von über 40 Prozent des in der Nationalen Wasserstoffstrategie gesetzten Ziels von fünf Gigawatt bis 2030. Damit der produzierte Wasserstoff auch transportiert werden kann, könnten im IPCEI-Rahmen zudem Wasserstoffleitungen mit einer Länge von rund 1.700 Kilometern durch Umwidmungen von Erdgasleitungen und Neubau entstehen.

„Wir machen damit einen großen Schritt auf dem Weg hin zur Klimaneutralität unserer Wirtschaft. Ein zentraler Bereich hierfür ist die Stahlindustrie ebenso wie die Chemieindustrie, wo jährlich durch diese Wasserstoffprojekte mehrere Millionen Tonnen CO2 eingespart werden können“, betonte Minister Altmaier. Alle großen in Deutschland agierenden Stahlerzeuger haben Investitionsvorhaben eingereicht. Auch innovative Vorhaben aus der Chemieindustrie sind unter den 62 ausgewählten Projekten. Unter anderem durch die CO2-freie Herstellung von Wasserstoff und dessen Weiterverwendung könnten so enorme Reduktionspotenziale entstehen - etwa zur Herstellung von Methanol oder synthetischen Kraftstoffen für den Last- oder Flugverkehr.

Das Bundesverkehrsministerium fördert zwölf Vorhaben im Mobilitätssektor, die sich unter anderem mit der Entwicklung und Herstellung von Brennstoffzellen-Systemen und Fahrzeugen befassen. Unterstützt werden soll auch der Aufbau einer bundesweiten und grenzüberschreitend vernetzten Wasserstoff-Betankungsinfrastruktur.

Der Startschuss zur Förderung der 62 Wasserstoff-Großprojekte fiel durch Bundeswirtschaftsminister Altmaier im Dezember 2020 im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Ziel ist es, dass noch in diesem Jahr die ersten Projekte von der Europäischen Kommission beihilferechtlich genehmigt werden können. Einen detaillierten Überblick über die Projekte und die Verteilung im Bundesgebiet gibt die IPCEI-Standortkarte (PDF-Download, 253 KB)