Energiewende und Gesellschaft: Alle in einem Boot

Damit der Umbau des Energieversorgungssystems ein Erfolg wird, müssen alle mit an Bord sein - die Menschen in Deutschland und die Gesellschaft als Ganzes. Erste Forschungsprojekte untersuchen jetzt, wie das auch zukünftig gelingen kann.

Illustration von Menschen in der Stadtverkehr.© AdobeStock / scusi

Ob man nun als sogenannter "Prosumer" mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Eigenheims zugleich Energie erzeugt und verbraucht (also als Verbraucher aktiv am Energiemarkt teilnimmt), ob man sich an einem Bürgerwindpark beteiligt, mit dem Elektroauto in die nächste Stadt fährt oder einfach nur einen neuen Smart Meter statt des alten Stromzählers im Keller hat: Der Umbau des Energiesystems wird gewohnte Lebens- und Verhaltensweisen ändern. Vieles kann jeder Einzelne für sich entscheiden, anderes wird einfach zu dem Rahmen gehören, in dem wir uns bewegen. Es gibt schon jetzt viele Beteiligungsmöglichkeiten, und in Zukunft wird es noch mehr geben.

Eine solche gesellschaftliche Teilhabe ist entscheidend für den Erfolg der Energiewende. Wichtigste Voraussetzung dafür ist Akzeptanz. Denn eine breite Unterstützung von Energiewendemaßnahmen quer durch die ganze Gesellschaft kann es nur dann geben, wenn möglichst viele Menschen sie gut finden und auch umsetzen: Bürgerinnen und Bürger, Kommunen und andere öffentliche Einrichtungen, zivilgesellschaftliche Akteure und Multiplikatoren, Energieversorger, Planung und Handwerk - also die Gesellschaft als Ganzes.

Erste Forschungsprojekte "Energiewende und Gesellschaft" gestartet

Bislang ist jedoch nur wenig erforscht, wie sich der mit Blick auf den Klimawandel dringend notwendige Umbau des Energieversorgungssystems auf die Gesellschaft und die Bürgerinnen und Bürger auswirkt. Im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung sollen Forschungsprojekte jetzt untersuchen, wie die Anliegen der Menschen im Energiewendeprozess besser berücksichtigt werden können. Dafür ist es wichtig, alle Beteiligten möglichst früh und aktiv in Energiewendemaßnahmen einzubinden.

Wie aktuell und dringlich das Thema "Energiewende und Gesellschaft" ist, zeigte Mitte letzten Jahres auch die große Resonanz auf den vom BMWi veröffentlichten ersten Aufruf zur Einreichung von Projektideen. Viele Vorschläge drehten sich um die Themen „Akzeptanz und Partizipation im Transformationsprozess“ und "Sozioökonomische Effekte von finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten". Anfang 2020 sind dazu die ersten beiden Forschungsvorhaben an den Start gegangen: Im Projekt "Benefits" untersuchen Forscherinnen und Forscher, wie sich Bürgerinnen und Bürger finanziell an Energiewendeprojekten beteiligen können. In "COreFAKTEN" geht es darum, welche Akzeptanzfragen besonders wichtig für eine CO2-orientierte Reform von Abgaben, Steuern und Umlagen sind.

Mit ihren aufeinander folgenden Energieforschungsprogrammen setzt die Bundesregierung seit den 70er Jahren die Leitplanken für die nationale Förderung der Energieforschung. Seit Herbst 2018 gilt das 7. Energieforschungsprogramm. Weil es jetzt zunehmend darum geht, Innovationen im Gesamtsystem zusammenzubringen, rücken viele neue, technologieübergreifende Forschungsthemen in den Fokus, wie zum Beispiel "Energiewende und Gesellschaft". Es wurde deshalb als neues Forschungsthema in das 7. Energieforschungsprogramm aufgenommen.

Dabei geht es um übergreifende Themen wie Technikfolgenabschätzung, Verhaltensökonomie, Akzeptanz und Partizipation (Teilhabe). Die Bandbreite an Themen und die Vielfalt der Beteiligten bringt ganz verschiedene Fachdisziplinen zusammen. Darunter Natur- und Ingenieurswissenschaften, Sozial- und Kommunikationswissenschaften bis hin zu Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaften. Auch hier gilt eben: Alle in einem Boot.