Treibhausgas-Emissionen auf Talfahrt

Gute Nachrichten für das neue Energie- und Klimajahr: Die Energiewende lässt den energiebedingten CO2-Ausstoß in Deutschland deutlich sinken.

Frau mit Mütze formt Herzsymbl mit ihren Händen in Wintersonne.© Adobe Stock/detailblick-foto

2019 verringerte sich der Ausstoß klimaschädlicher CO2-Emissionen in Deutschland um rund 50 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr und damit um satte sechs Prozent. Das zeigen Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen für das Jahr 2019. Der CO2-Ausstoß lag demnach rund 33 Prozent unter dem Niveau von 1990. Ein Erfolg, der vor allem der Energiewirtschaft zu verdanken ist.

Energiewirtschaft trägt wesentlich zum gesunkenen CO2-Ausstoß bei

Zur guten CO2-Bilanz im vergangenen Jahr beigetragen hat unter anderem ein deutlich gesunkener Stromverbrauch. Der Bruttostromverbrauch sank mit 575 Terawattstunden auf den niedrigsten Stand der vergangenen 20 Jahre. Auch eine in vielen Bereichen gesteigerte Energieeffizienz und eine zuletzt schwächere Konjunktur ließen den CO2-Ausstoß sinken, ebenso die gestiegenen Preise für CO2- Zertifikate im EU-Emissionshandel. Es wurde weniger Kohle verstromt und mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt. Dadurch sanken die CO2-Emissionen der Stromerzeugung. Windkraft-, Wasserkraft-, Solarstrom- und Biogasanlagen erzeugten annähernd so viel Strom wie Kohle- und Kernkraftwerke zusammen. Vor allem der Zubau von Photovoltaikanlagen und die guten Windverhältnisse haben 2019 für mehr Strom aus erneuerbaren Energien gesorgt.

Die höheren Preise für CO2-Zertifikate führten dazu, dass fossile Kraftwerke auf Basis von Braun- und Steinkohle an vielen Tagen des Jahres zuletzt nicht mehr wettbewerbsfähig waren und ihre Stromerzeugung deutlich reduzierten. Davon profitierten die Gaskraftwerke, deren Stromerzeugung um elf Prozent stieg. Sie emittieren vergleichsweise wenig CO2 und benötigen deshalb weniger CO2-Zertifikate.

Gebäude- und Verkehrssektor mit Nachholbedarf

Geschmälert wurde die gute CO2-Bilanz durch die 2019 gestiegenen CO2-Emissionen im Gebäudebereich und im Verkehr. Hier wurden mehr Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel verbraucht als im Vorjahr. Beim leichten Heizöl wurden allerdings auch die Lagerbestände aufgestockt. Um die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen auch in den Sektoren Gebäude und Verkehr weiter zu verringern, muss noch viel getan werden.

Helfen soll zum Beispiel die Ende vergangenen Jahres beschlossene Einführung eines CO2-Preises in den Sektoren Wärme und Verkehr. Ab 2021 soll der Ausstoß von Treibhausgasen auch in diesen Sektoren einen Preis bekommen, wie es in der Energiewirtschaft und der Industrie durch den EU-Emissionshandel bereits seit Längerem der Fall ist.

Außerdem hat die Bundesregierung die Förderbedingungen für die energetische Sanierung von Gebäuden umgestaltet. (Mehr Informationen unter www.deutschland-machts-effizient.de). Anfang 2020 hat die Bundesregierung zudem die Austauschprämie für Ölheizungen eingeführt, mit Zuschüssen von bis zu 45 Prozent der Investitionskosten. Auch für energieeffiziente und klimafreundliche Heizungen, die keine alte Ölheizung ersetzen, gibt es Investitionszuschüsse. Wer ein Eigenheim besitzt, kann mit energetischen Sanierungsmaßnahmen künftig sogar Steuern sparen.

Windenergie an Land muss wieder vorankommen

Um auch nach Abschaltung der Kernkraft- und Kohlekraftwerke eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten, müssen die erneuerbaren Energien weiter ausgebaut werden. Erklärtes Ziel ist es, ihren Anteil am Stromverbrauch bis 2030 auf 65 Prozent zu steigern. Vor allem der Ausbau der Windenergie an Land, der in den vergangenen zwei Jahren stark zurückgegangen ist, soll wieder Wind unter die Flügel bekommen.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hatte dazu Anfang Oktober 2019 den Arbeitsplan zur Stärkung der Windenergie an Land vorgelegt. Er soll helfen, ausreichend Flächen für Windkraftanlagen zur Verfügung zu stellen, Genehmigungsverfahren sollen beschleunigt und die Akzeptanz von Windparks erhöht werden. Dafür müssen Bund, Länder und Kommunen zusammen arbeiten.

Vermutlich wird es nicht gelingen, bis zum Abschalten der letzten Kernkraftwerke 2022 die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien so stark zu steigern, dass sie den wegfallenden Atomstrom komplett ersetzen können. Stromimporte könnten notwendig werden und auch die fossile Stromerzeugung könnte deshalb vorübergehend wieder steigen.