Was ist eigentlich Landstrom?

Warum Landstrom weniger mit dem Land als mit der See zu tun hat und wieso er Ozeanriesen klimafreundlicher machen kann? Antworten gibt es hier.

Illustration: Erneuerbare Energien, Fabrikgebäude und Wohnhaus unter einer Lupe© BMWi

Darum geht´s: Seeschiffe sollen umweltfreundlicher werden. Dabei helfen können neue Treibstoffe für die Schiffsmotoren und Landstromanschlüsse in den Seehäfen.

Viele Seemeilen hat sich der Ozeanriese bereits durch die Meereswellen in den Hamburger Hafen gekämpft. Angetrieben von Schiffsdiesel, der nicht gerade gut fürs Klima ist. Und am Liegeplatz angekommen ist nun Schluss mit der Umweltbelastung? Keineswegs, denn auch im Hafen laufen die Dieselmotoren weiter. Auch hier muss das Schiff mit Strom versorgt werden, und zwar reichlich. Klimaschädliche Abgase wie Stickoxide und CO2 wabern in die eigentlich frische Küstenluft.

Um die Umwelt zu schonen, sollen sich Seeschiffe deshalb im Hafen nicht über ihre mit Schiffsdiesel betriebenen Generatoren mit Strom versorgen, sondern den sogenannten Landstrom nutzen. Landstrom hat also mehr mit der See zu tun als mit dem Land, denn nur der Strom, der aus den Stromanschlüssen an Land für Wasserfahrzeuge kommt, wird so genannt.

Containerschiffe, Fähren und Kreuzfahrer an der Steckdose

Der Schiffsbetrieb mit Landstrom schont das Klima und verbessert die Luftqualität in und um die Häfen. Beliebt war der Landstrom bei den Reedern bisher dennoch nicht besonders. Die Gründe: Noch gibt es weltweit zu wenige solcher Landstromanlagen und entsprechend wenig umgerüstete Schiffe. Die großen benötigten Strommengen waren außerdem teurer als das Verfeuern des Schiffsdiesels zur Stromerzeugung. Rund drei Mal mehr als für den mit Schiffsdiesel erzeugten Strom mussten die Eigner der Schiffe dafür ausgeben.

Um die Nutzung von Landstrom in Seehäfen wirtschaftlich attraktiver zu machen, hat das Bundeskabinett Anfang November 2019 die "Verordnung über Netzentgelte bei der Landstromversorgung und zur redaktionellen Anpassung von Vorschriften im Regulierungsrecht" beschlossen. Was kompliziert klingt, ist einfach erklärt. Mit der neuen Regelung können die Betreiber der örtlichen Stromnetze die Nutzung ihrer Netze für Seeschiffe in den Häfen jetzt auf Basis eines günstigeren Tagesleistungspreises anbieten. Bisher war das nur mit einem Jahres- oder Monatsleistungspreis möglich. Das Angebot ist jedoch an eine Bedingung geknüpft: Der Netzbetreiber darf die Landstromversorgung der Seeschiffe bei Bedarf unterbrechen. Für die Ozeanriesen ist das kein Problem. Sie können dann kurzfristig auf ihre bordeigenen Stromgeneratoren zurückgreifen.

LNG als Treibstoff für Ozeanriesen

Eine weitere Chance, Ozeanriesen sauberer zu machen, ist die Nutzung von verflüssigtem Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) als Treibstoff. Das 300 Meter lange Kreuzfahrtschiff "AIDAprima" ist nur ein Beispiel dafür. Sie konnte 2016 als erstes Kreuzfahrtschiff weltweit ihren Strom umweltfreundlicher aus LNG erzeugen. Das Schiff hat außerdem einen Landstromanschluss. Im Vergleich zur Stromerzeugung mit herkömmlichem Schiffsdiesel senkte die "AIDAprima" damit ihre Stickoxid-Emissionen um 80 Prozent und die CO2 -Emissionen um immerhin 20 Prozent. Mit der "AIDAnova" ging im Dezember 2018 das erste vollständig mit LNG betriebene Kreuzfahrtschiff auf große Fahrt.