Was ist eigentlich eine Gebotszone?

Heute schon Preise verglichen? In einer Gebotszone ist das kein Thema. Hier zahlt jeder den gleichen "Großhandels"-Preis für Strom. Das kann sogar über Ländergrenzen hinweg gelten. Wieso das Ganze? Hier entlang für eine Ladung Information.

Illustration: Erneuerbare Energien, Fabrikgebäude und Wohnhaus unter einer Lupe© BMWi

Darum geht´s: Europa ist in mehrere Strommarktgebiete unterteilt. Im Fachjargon heißen diese Zonen auch "Preiszonen" oder "Gebotszonen". In ihnen gilt ein für alle einheitlicher Strompreis.

Auf der Landkarte haben die Grenzen der europäischen Gebotszonen verblüffende Ähnlichkeit mit den Landesgrenzen der einzelnen Staaten. Ein Zufall ist das nicht. Die Grenzen der einzelnen europäischen Preis- oder Gebotszonen sind historisch bedingt meist mit den Staatsgrenzen identisch. Natürlich gibt es auch mal Ausnahmen. Deutschland zum Beispiel tanzt aus der Reihe und teilt sich eine Gebotszone mit Luxemburg. Auch die Schweden machen es anders. Ihr Land wurde in gleich vier solcher Gebotszonen aufgeteilt, in denen die Strompreise unterschiedlich sein können.

So entsteht der Strompreis in einer Gebotszone

Der Strompreis in einer gemeinsamen Strompreiszone entsteht durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage im gesamten Marktgebiet. Die Käufer und Verkäufer auf dem Strommarkt können innerhalb einer Zone beliebig Handel betreiben, ohne auf den Transportbedarf des Stroms achten zu müssen. Der Vorteil: Im Strommix setzen sich gebotszonenweit und unabhängig vom Standort immer die kostengünstigsten Erzeugungstechnologien durch. Die Anlagen mit den geringsten Einsatzkosten werden überregional genutzt. Das senkt die sogenannten Strombeschaffungskosten.

Strom auf Fernreise: und was ist nun schon wieder Redispatch?

In der Praxis funktioniert das nicht immer perfekt. Wenn sich Stromerzeugung und Stromverbrauch innerhalb einer Gebotszone ändern oder das Leitungsnetz nicht genügend ausgebaut ist, dann kann das zum Problem werden. Warum? Auch dafür kann Deutschland ein Beispiel liefern: Die Windstrom-Produktion im Norden nimmt zwar immer mehr zu, stromintensive Verbraucher gibt es dort aber weniger als beispielsweise im Süden Deutschlands. Die Nachfrage im Norden ist also gering und der Strom im Vergleich zum Kraftwerksstrom aus dem Süden günstig. Nachgefragt wird die "norddeutsche" Windenergie dann vor allem von den vielen Industriebetrieben in Süddeutschland. Auch deshalb werden die Netze ausgebaut - noch können sie aber nicht so viel Strom transportieren, wie benötigt wird. Um die Netze nicht zu überlasten, wird der Stromtransport dann nur "simuliert". Im Norden werden Windräder abgeschaltet und im Süden liefern die Kraftwerke den benötigten Strom. Diesen Aufwand - auch Redispatch-Maßnahmen genannt - gibt es natürlich nicht umsonst. Die Kosten dafür sind der Preis, der in der gesamten Gebotszone gezahlt werden muss. Er finanziert sich über die Netzentgelte, die die Verbraucher zahlen. Nehmen Redispatch-Maßnahmen nicht überhand, sind sie dennoch günstiger als die Teilung in zusätzliche Gebotszonen.

Wenn es in einer Gebotszone zu stürmisch wird

Bis zum Herbst 2019 gehörte auch Österreich zu einer gemeinsamen Gebotszone mit Deutschland. (Mehr dazu lesen Sie hier) Das wurde jedoch bei stürmischen Wetterlagen zum Problem, wenn Windstrom von der Nordseeküste für einen österreichischen Stromverbraucher genauso günstig war wie für ein Hamburger Industrieunternehmen. Schließlich wurden die Netzengpässe durch die langen Transportwege des Stroms zu groß. Heute dürfen österreichische Stromhändler nur noch so viel Strom aus Deutschland kaufen, wie die Leitungen auch übertragen können. Diese so genannte Engpassbewirtschaftung ist eine Art "Mengenkontrolle" des Stromhandels an der sogenannten Gebotszonengrenze. Sie sorgt dafür, dass in Zeiten drohender Überlastungen die Handelsmenge für einige Stunden eingeschränkt wird - um das Netz sicher betreiben zu können und die Netzentgelte moderat zu halten.