Netzausbau: Energieminister machen Tempo

Die Energieminister von Bund und Ländern haben sich gemeinsam mit der Bundesnetzagentur und den Übertragungsnetzbetreibern erstmals auf konkrete Zeitpläne mit Meilensteinen für alle Netzausbauvorhaben geeinigt.

Zwei Arbeiter führen Reparaturarbeiten an einer Stromleitung durch.© AdobeStock/Soonthorn

Am 24. Mai 2019 kamen die Energieminister von Bund und Ländern in Hannover zusammen. Mit der Bundesnetzagentur und den deutschen Übertragungsnetzbetreibern einigten sie sich mit den Zeitplänen auch auf Meilensteine für sämtliche Netzausbauvorhaben. Die sechs Meilensteine umfassen jeweils Beginn und Abschluss des Bundesfachplanungs- beziehungsweise Raumordnungsverfahrens und des Planfeststellungsverfahrens sowie Baubeginn und Inbetriebnahme.

Aktionsplan Stromnetz mit Doppelstrategie

Grundlage für die beschlossenen Zeitpläne und Meilensteine ist der "Aktionsplan Stromnetz", den das Bundeswirtschaftsministerium im August 2018 vorgelegt hat, um den Netzausbau zu beschleunigen. Nach dem Motto "doppelt hält besser" verfolgt er eine Doppelstrategie: mit Hilfe neuer Technologien und Betriebskonzepte sollen die bestehenden Netze optimiert und fit für die Zukunft gemacht werden, außerdem soll der Netzausbau beschleunigt werden. In diese Richtung wirkt eine kürzlich beschlossene Gesetzesnovelle, die Planungsverfahren vereinfacht und Bürokratie abbaut. Im so angepassten Rechtsrahmen geht es jetzt darum, die Netzausbauprojekte so schnell wie möglich umzusetzen. Ein neues Controlling-System soll dazu beitragen, dass es Bund und Ländern mit den Netzbetreibern gelingt, bis Ende 2021 die Entscheidungen der Behörden für über 4.000 Kilometer Stromnetz herbeizuführen.

Lösung für die Netzprobleme im Dreiländereck Bayern, Hessen und Thüringen

Besonders wichtig ist auch die aktuelle Verständigung zur Lösung der Netzprobleme im Dreiländereck Bayern, Hessen und Thüringen. Sie wird in einer Anfang Juni veröffentlichten gemeinsamen Erklärung des Bundeswirtschaftsministeriums und der drei Länder dokumentiert. "Bund und Länder ziehen beim Netzausbau an einem Strang", sagte Bundeswirtschaftsminister Altmaier dazu und betonte, dass verstärkt besonders bürgerfreundliche Lösungen zum Einsatz kommen sollen. Als Beispiel nannte er die Erdverkabelung weiterer Abschnitte. "Dadurch werden die Länder Bayern und Thüringen entlastet, ohne dass es in Hessen zum Neubau weiterer Leitungstrassen kommen muss", sagte Altmaier weiter. Die endgültige Entscheidung über die Stromtrassen erfolgt dann im gesetzlich dafür vorgesehenen Verfahren durch die zuständigen Behörden. Diese müssen sorgsam private und öffentliche Belange gegeneinander abwägen.

Was der Netzausbau und eine Herz-OP gemeinsam haben

Die neuen Stromtrassen müssen vom Windrad in der Nordsee bis zur Ladesäule in Bayern zuverlässig funktionieren und zunehmend überregionale Stromtransporte übernehmen können. Nur so kann Strom aus erneuerbaren Energien tatsächlich in jede Steckdose in Deutschland gelangen. Keine einfache Aufgabe, denn das neue Stromnetz ist vergleichbar mit dem komplexen Herz-Kreislauf-System eines Menschen. Macht es Probleme, sind die Auswirkungen gleich gewaltig und alles kann ins Stocken geraten. Es braucht einen guten Operateur, viel Umsicht, Planung und helfende Hände, die nach einem individuellen "OP-Plan" Hand in Hand arbeiten.

Unter www.netzausbau.de kann sich jeder über den aktuellen Fortschritt der "Netzausbau-OP" informieren.