Was ist eigentlich ein Energiemanagementsystem?

Energiemanagementsystem – klingt kompliziert, ist es aber nicht. Wer schon einmal eine Fußballmannschaft trainiert hat, weiß, was ein solches System leistet. Wer es konkreter wissen will: bitte hier entlang.

Illustration: Erneuerbare Energien, Stromnetz und Fabrikgebäude unter einer Lupe© BMWi

Darum geht’s: Große Stromverbraucher können mit einem Energiemanagementsystem ihren Energieverbrauch genau ermitteln, Einsparpotenziale herausfinden, ihre Energieeffizienz steigern und die Kosten senken.

Der Trainer einer Fußballmannschaft hat ein Ziel: Seine Mannschaft soll immer so gut wie möglich spielen. Um das zu erreichen, analysiert er die Stärken und Schwächen jedes Spielers, merzt die Schwächen im Training aus, manchmal nimmt er auch einen Spieler vom Platz und ersetzt ihn durch einen besseren. Kurz: Er sorgt dafür, dass seine Mannschaft effizient und leistungstark aufgestellt ist.

Die gleiche Aufgabe erfüllt ein Energiemanagementsystem (EnMS) in einem Industrieunternehmen: Es ermittelt und analysiert den derzeitigen Energieverbrauch, zeigt auf, wo sich Energie einsparen lässt und sorgt im Endeffekt dafür, dass die Energieeffizienz im Unternehmen dauerhaft steigt und nur die Kosten sinken, nicht aber die Leistung.

Konkret bedeutet das: Ein EnMS deckt zum Beispiel Lastspitzen und Fehleinstellungen auf, vergleicht den Soll- und Ist-Verbrauch jedes einzelnen Energieverbrauchers, erkennt frühzeitig Störungen, optimiert die gesamte Energieinfrastruktur und hilft Unternehmen zudem, ihre Berichtspflicht rund ums Thema Nachhaltigkeit zu erfüllen.

Maßgeschneiderte Lösungen für bestmögliche Ergebnisse

Mit einem Energiemanagementsystem wird das Energiesparen zu einem Unternehmensziel gemacht. Damit das Unternehmen jederzeit den Überblick über seinen Energieverbrauch behält, kommen hier Softwarelösungen zum Einsatz. Allerdings wird auch Hardware benötigt, um einerseits die Software mit den nötigen Verbrauchsdaten zu speisen und andererseits die Energieverbraucher so zu steuern, dass sie möglichst wenig Energie verbrauchen. Mit einem EnMS kann man aber auch gezielt Einfluss auf betriebliche Abläufe nehmen, um dort die Energieeffizienz zu verbessern, zum Beispiel in der Produktion oder durch die optimale Nutzung von Abwärme. Wie genau ein EnMS in der Praxis aussieht, hängt immer von den Gegebenheiten im jeweiligen Unternehmen ab – entsprechend umfangreich sind die Produkte und Leistungen, die auf dem Markt rund ums Energiemanagement angeboten werden.

Von einem EnMS profitieren nicht nur Industrieunternehmen, auch der Handel, Kommunen, Energieversorger und die Wohnungswirtschaft können durch ein solches System ihren Energieverbrauch deutlich senken – und entsprechend auch ihre Kosten: Bis zu 30 Prozent Energie lassen sich dauerhaft einsparen. Besonders zu empfehlen sind dabei solche EnMS, die nach DIN EN ISO 50001 zertifiziert sind – dem ersten internationalen Standard für EnMS.

Deutschland Spitze, aber nicht gut genug

In Deutschland betreiben bereits etwa 9.000 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen ein zertifiziertes EnMS nach ISO 50001. Damit liegt Deutschland weltweit auf Platz eins. Rund 5.000 weitere Unternehmen nutzen alternative EnMS. Bedenkt man jedoch, dass es hierzulande etwa 90.000 Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern gibt, besteht noch ein großes Ausbaupotenzial. Vor allem auch deshalb, weil nicht nur die Energiekosten der Unternehmen sinken, sondern sie mit einem EnMS auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Deshalb fördert das BMWi den Erwerb und die Installation von Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Sensorik und Energiemanagement-Software sowie die Schulung des Personals im Umgang mit der Software. Außerdem gibt es im Rahmen der "Energieberatung Mittelstand" für kleine und mittlere Unternehmen eine Förderung, um sich zur Einführung und Aufrechterhaltung eines Energiemanagementsystems beraten zu lassen.