Das war das Energiewendejahr 2018

Neuer Schwung für den Netzausbau, mehr erneuerbare Energien und mehr Geld für die Forschung – ein Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate.

Lachendes Kind im Schnee schraubt Glühbirne in Lichterkette© istockphoto/Choreograph

Jetzt im Advent, wenn Häuser und Straßen hell erleuchtet sind und die Heizung unser Zuhause behaglich macht, merken wir ganz besonders, wie wichtig eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung ist. Mit der Energiewende sorgen wir in Deutschland dafür, dass das so bleibt. Gleichzeitig steigen wir Schritt für Schritt auf eine klimafreundlichere Energieversorgung um.

Erneuerbare Energien sind dabei ein wichtiger Baustein. Deswegen schreitet ihr Ausbau voran. Doch um den Strom aus Quellen wie Wind und Sonne dorthin transportieren zu können, wo er gebraucht wird, etwa von der windreichen Nordsee zu den industriellen Zentren im Süden und Westen des Landes, muss das Stromnetz ausgebaut werden. Dafür sollen mehrere Stromautobahnen errichtet und die bestehenden Leitungen optimiert werden.

Netzausbaureise: Altmaier will wissen, wo der Schuh drückt

Dieses für die Energiewende so wichtige Vorhaben stößt bei Bürgerinnen und Bürgern oft auf geteiltes Echo. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat sich im Herbst auf eine weitere Netzausbaureise begeben, um das Gespräch mit den Menschen vor Ort zu suchen: "Mir ist wichtig zu wissen, was die Bürger davon halten und wo genau der Schuh drückt. Wir brauchen die Zustimmung nicht nur abstrakt zur Energiewende, sondern auch dort, wo sie konkret umgesetzt wird." Die erste Etappe führte Altmaier im Sommer nach Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, die zweite im November nach Thüringen und Bayern. Auch mit Bürgerinitiativen hat sich der Wirtschaftsminister intensiv ausgetauscht. Eine weitere Reise nach Hessen ist für das kommende Jahr geplant.

Bereits im Sommer hat Altmaier den Aktionsplan Stromnetz auf den Weg gebracht, um den Netzausbau zu beschleunigen. Planungsverfahren sollen vereinfacht, die Überwachung der Projekte verbessert werden. Bestehende Netze sollen mit neuen Technologien und Betriebskonzepten optimiert werden.

Netzgipfel: Bund und Länder einigen sich auf schnelleren Ausbau

Der Netzausbau ist zum Großteil Ländersache – dort laufen die Genehmigungsverfahren. Bei einem Netzgipfel im September einigten sich Altmaier und die Energieminister der Bundesländer auf ein Maßnahmenpaket für einen schnelleren Ausbau des Stromnetzes. Der Bundesminister: "Damit gehen Bund und Länder gemeinsam einen großen Schritt voran, um ein leistungsfähiges Stromnetz und einen zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien für den Industriestandort Deutschland sicherzustellen." Blockaden und bisherige Verzögerungen sollen auf diese Weise aufgelöst und die damit verbundenen Kosten für die Verbraucher reduziert werden.

Erneuerbare: Neue Ausschreibungsmodelle werden erprobt

Ein weiteres wichtiges Vorhaben in diesem Jahr war es, die marktwirtschaftlichen Ausschreibungen für erneuerbare Energien weiter zu optimieren. Seit 2017 müssen sich Betreiber von Solar-, Windenergie- und Biomasseanlagen in Wettbewerbsverfahren um die staatliche Förderung bewerben. Vorher gab es feste Fördersätze, jetzt bekommen die Betreiber mit dem geringsten Förderbedarf die Zuschläge. Das senkt die Kosten für den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich. "Die Reformen der letzten Jahre greifen", sagt der Bundeswirtschaftsminister. "Neu installierte erneuerbare Energien brauchen immer weniger Förderung."

Das sogenannte Energiesammelgesetz, das die Bundesregierung im November auf den Weg gebracht hat, sieht auch Sonderausschreibungen vor. Sie sollen den Ausbau der Erneuerbaren stärker vorantreiben und so die Erreichung der Klimaziele unterstützen. Für Windenergieanlagen an Land und für Solaranlagen werden über die nächsten drei Jahre insgesamt jeweils vier Gigawatt mehr Leistung ausgeschrieben. Eine weitere Neuerung, die sich aus dem Gesetz ergibt, sind Innovationsausschreibungen. Bei diesen Ausschreibungen sollen zum Beispiel neue Mechanismen für die Preisgestaltung erprobt werden oder andere Maßnahmen, die mehr Wettbewerb sicherstellen. Die Details dazu werden in den nächsten Monaten erarbeitet.

Gut für die Verbraucher: Die EEG-Umlage bleibt stabil

Obwohl der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung weiter gestiegen ist, müssen Verbraucher dafür nicht tiefer in die Tasche greifen. Die sogenannte EEG-Umlage bleibt auch 2018 stabil. Diese Umlage zahlt jeder Verbraucher für die Förderung von Ökostrom. In diesem Jahr liegt sie bei 6,792 Cent pro Kilowattstunde (Cent/kWh). Im nächsten Jahr wird sie weiter sinken, wie die Netzbetreiber im Oktober bekanntgaben: auf 6,405 Cent/kWh.

Unternehmen nutzen verstärkt Abwärme

Bei der Energiewende geht es nicht nur um klimafreundlichen Strom für die Lichterkette am Weihnachtsbaum, sondern auch um den effizienten Einsatz von Wärme. Deshalb gibt es eine Reihe von Förderprogrammen, mit denen das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) Privathaushalte, Unternehmen und Kommunen motivieren möchte, in effiziente Heizungen und andere Wärmetechnologien zu investieren. Industrieunternehmen können zum Beispiel die Wärmeenergie, die bei bestimmten Herstellungsprozessen entsteht, die sogenannte Abwärme, für andere Zwecke nutzen, etwa zum Heizen von Bürogebäuden. Das Programm zur Förderung gewerblicher Abwärme ist 2018 besonders gut angenommen worden. Mehr als 400 neue Projekte konnten mit Hilfe der Förderung allein in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden.

Damit Unternehmen noch mehr energiesparende Investitionen durchführen, werden das Abwärmeprogramm und weitere Förderprogramme für Unternehmen ab 2019 in einem attraktiveren Gesamtförderangebot gebündelt (mehr dazu lesen Sie hier).

Noch besser als klimafreundliche Energie zu verbrauchen, ist es, möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Deshalb fördert der Bund Investitionen in effiziente Gebäude, Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe sowie die Energieberatung durch Fachleute mit rund 3,4 Milliarden Euro pro Jahr.

Forschungsergebnisse sollen schneller in die Praxis gelangen

Ob für die Solarstromgewinnung im eigenen Zuhause, klimafreundliche Fahrzeuge auf der Straße oder hocheffiziente Fertigungsanlagen in der Industrie – ohne Energieforschung wäre technologischer Fortschritt nicht möglich. Deshalb stellt die Bundesregierung bis 2022 rund 6,4 Milliarden Euro Fördermittel für die Energieforschung bereit – das entspricht einer Steigerung von rund 45 Prozent gegenüber dem Zeitraum 2013 bis 2017.

Mit dem 7. Energieforschungsprogramm, das die Bundesregierung im September verabschiedet hat, möchte sie dazu beitragen, dass Forschungsergebnisse schneller in erfolgreiche Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen umgesetzt werden. Zu diesem Zweck werden Reallabore der Energiewende als neue Säule der Energieforschung etabliert (wie Reallabore genau funktionieren, erfahren Sie hier). Zudem soll der Zugang von Start-ups zur Forschungsförderung verbessert werden.

Während die Schwerpunkte der Vorgängerprogramme zunächst auf der reinen Förderung von Einzeltechnologien lagen, wird die Energieforschungsförderung der kommenden Jahre zusätzlich systemübergreifende Themen wie Digitalisierung und Sektorkopplung in den Blick nehmen. Umfassende Informationen für Antragsteller und andere Interessierte stellt das BMWi jetzt auf der neuen Internetseite www.energieforschung.de zur Verfügung.

Deutschland arbeitet mit fast 20 Ländern eng zusammen

So wie Deutschland wollen auch zahlreiche andere Länder rund um die Welt ihre Energieversorgung grundlegend umbauen: weg von fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas, hin zu umwelt- und klimaschonenden erneuerbaren Energien sowie mehr Energieeffizienz. Um die weltweite Energiewende voranzutreiben und voneinander zu lernen, arbeitet Deutschland mittlerweile mit fast 20 Ländern eng zusammen. Dazu gehören zum Beispiel Brasilien, China, Indien und Mexiko, mit denen Energiepartnerschaften mit einem festen Rahmen für die Kooperation bestehen, sowie Japan, Russland, die USA und andere Länder, mit denen Deutschland informelle Energiedialoge führt.

EU setzt Meilenstein für die europäische Energiewende

Im Sommer hat die Europäische Union die Weichen für die Energiewende in Europa für die nächsten zehn Jahre neu gestellt. Mit dem Gesetzespaket "Saubere Energie für alle Europäer" haben die Mitgliedsstaaten anspruchsvolle, aber erreichbare EU-2030-Ziele zum Ausbau erneuerbarer Energien und zur Steigerung der Energieeffizienz festgelegt: Der Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch in der EU soll sich bis zum Jahr 2030 auf mindestens 32 Prozent erhöhen. Der Primärenergieverbrauch soll im gleichen Zeitraum um 32,5 Prozent gegenüber einer zugrunde gelegten Referenzentwicklung reduziert werden. Gleichzeitig wurden konkrete Maßnahmen und Korrekturmechanismen beschlossen, um diese Ziele gemeinschaftlich zu erreichen.

Um die nationalen Energiepolitiken innerhalb der EU vergleichbarer zu machen und untereinander besser zu koordinieren, sollen die Mitgliedsstaaten nach dem Vorbild des deutschen Energiekonzepts zudem bis Ende 2019 sogenannte Nationale Energie- und Klimapläne für den Zeitraum von 2021 bis 2030 erstellen. Die Pläne enthalten insbesondere die nationalen Beiträge zu den EU-2030-Zielen und sollen nicht nur national, sondern auch mit den Nachbarstaaten beraten werden.

Das gemeinsame Ziel der Mitgliedsstaaten lautet dabei: Saubere Energie für alle Europäer – für diese und die nächsten Generationen.