#NetzeJetzt: Altmaier macht Netzausbau zur Chefsache

Ohne modernes Stromnetz keine Energiewende – deshalb will Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier das Stromnetz optimieren und seinen Ausbau deutlich beschleunigen.

Bundesminister für Wirtschaft und Energie Peter Altmaier auf der Netzausbaureise im August 2018© BMWi/Susanne Eriksson

Die Energiewende kann nur gelingen, wenn Stromleitungen besser genutzt werden und der Ausbau neuer Stromleitungen deutlich schneller vorankommt als bisher. Deshalb hat Bundeswirtschaftsminister Altmaier den Netzausbau zur Chefsache erklärt. "Die Stromnetze sind das Herz-Kreislauf-System unserer Stromversorgung. Doch beim Ausbau der Netze ist Deutschland im Verzug", so der Minister. "Deshalb schlage ich mit dem 'Aktionsplan Stromnetz' Maßnahmen vor, mit denen wir endlich durchstarten können."

Der "Aktionsplan Stromnetz" verfolgt eine Doppelstrategie: Zum einen lassen sich mit neuen Technologien und Betriebskonzepten die Bestandsnetze optimieren und dadurch besser auslasten. Zum anderen wird der Netzausbau durch ein besseres Controlling und die Vereinfachung von Planungsverfahren beschleunigt.

Kurzfristig Bestand optimieren, mittelfristig Ausbau forcieren

Was bedeuten die beiden Strategien des Aktionsplans konkret?

Für die Optimierung der bestehenden Netze können beispielsweise an den Strommasten von Freilandleitungen bessere Leiterseile zum Einsatz kommen, also Stromleitungen, die höhere Temperaturen und Ströme aushalten. Zudem lassen sich spezielle Transformatoren nutzen, die den Strom immer genau auf die Leitungen umlenken, die gerade frei sind. Die Digitalisierung und Automatisierung der Stromnetze tragen ebenfalls dazu bei, die Auslastung der Netze zu erhöhen und gleichzeitig für einen optimalen Betrieb zu sorgen. Dadurch können Sicherheitsreserven, die bislang für solche Ausnahmefälle vorgehalten wurden, für den regulären Stromtransport genutzt werden.

Für ein besseres Controlling, also eine effizientere Steuerung des Netzausbaus, sollen sich alle verantwortlichen Akteure besser abstimmen: Netzbetreiber, Planungsbehörden, Bund, Länder und die Bundesnetzagentur sollen gemeinsam zukünftige Hindernisse und Risiken in den Verfahren frühzeitig erkennen und so besser überwinden können. Die Verfahren sollen zudem mit konkreten Zielvereinbarungen unterlegt werden.

Um die Planungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen, ist eine Änderung des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes (NABEG) vorgesehen. So könnte zum Beispiel für bestimmte Zu- und Umbeseilungen auf bestehenden Masten ein aufwendiges Genehmigungsverfahren entfallen. Stattdessen soll ein kürzeres Anzeigeverfahren ermöglicht werden. Wenn Leitungen vollständig in einer bestehenden Trasse errichtet werden sollen, könnte auf die zeitaufwendige Bundesfachplanung verzichtet werden. Ein weiterer Vorteil, den die Novelle des Gesetzes möglich machen könnte: Mit dem Bau einer Trasse kann schon dann begonnen werden, wenn die letzten Meter der gesamten Trasse noch genehmigt werden müssen. Den Entwurf für die Novelle des NABEG wird die Bundesregierung in den nächsten Monaten in den Gesetzgebungsprozess einbringen.

Lösungen diskutieren: Bürgerdialog in betroffenen Regionen

Der Aktionsplan Stromnetz ist nur die eine Seite der Medaille. Mindestens genauso wichtig wie optimierte Stromnetze und schnellere Planungsverfahren ist die breite Unterstützung der Bevölkerung für den Netzausbau. Deshalb sucht Bundeswirtschaftsminister Altmaier gezielt das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern in vom Netzausbau betroffenen Regionen, mit ihren Abgeordneten, Landräten, Bürgermeistern und mit Vertretern der Projektträger und Planungsbehörden. Eine erste Netzausbaureise hat den Minister im August bereits nach Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen geführt, eine zweite Reise ist für November geplant (mehr dazu auf Twitter unter #NetzeJetzt). Der Austausch mit betroffenen Bürgerinnen und Bürgern findet parallel dazu auch weiterhin über die Initiative "Bürgerdialog Stromnetz" mit Veranstaltungen und Bürgerbüros in ganz Deutschland statt. Und auch die für den Netzausbau schlussendlich zuständigen Bundesländer holt der Minister an Bord: Beim Netzgipfel mit den Länderministern am 20. September 2018 im Bundeswirtschaftsministerium soll es um den Aktionsplan Stromnetz gehen – konkret um das erwähnte verbindliche Controlling und die gesetzgeberischen Maßnahmen, um die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen.

Sowohl die Ergebnisse dieses Treffens als auch das Feedback von den Netzausbaureisen und weiteren Dialogveranstaltungen will Altmaier als Grundlage nutzen, um den Aktionsplan Stromnetz weiter auszuarbeiten.

Am Netzausbau führt kein Weg vorbei

Der Netzausbau ist für den Erfolg der Energiewende entscheidend. Ein wichtiger Grund: Der erneuerbare Strom aus Windenergie wird vor allem im Norden und Osten des Landes erzeugt, wo der Wind besonders stark weht. Die größten Stromverbraucher – allen voran große Industriebetriebe – befinden sich aber im Süden und Westen Deutschlands. Der im Norden erzeugte Windstrom muss also über weite Strecken zu den großen Verbrauchszentren transportiert werden (mehr dazu in diesem Video).

Die Optimierung der bestehenden Leitungen kann dabei nur ein erster Schritt sein, um bis 2025 die bereits bestehenden Netzengpässe zwischen Nord- und Süddeutschland zu reduzieren (mehr zum Thema Netzengpässe erfahren Sie hier). Die Leistungsfähigkeit der Netze muss jedoch nachhaltig gesteigert werden. Deshalb führt kein Weg am Netzausbau vorbei.

Insgesamt müssen in den nächsten Jahren über 7.500 Kilometer Stromleitungen im Übertragungsnetz optimiert, verstärkt oder neu gebaut werden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den "Stromautobahnen" von Nord- nach Süddeutschland: SuedLink, SuedOstLink und A-Nord. Diese Leitungen sollen 2025 ans Netz gehen und zum Erfolg der Energiewende beitragen.

Klar ist aber auch: Mit den derzeit geplanten Netzausbauprojekten ist es nicht getan. Um das große Ziel der Energiewende zu erreichen – 80 Prozent Strom aus Erneuerbaren bis 2050 –, werden weitere neue Stromleitungen benötigt. Die nun anstehenden Optimierungen des Stromnetzes tragen dazu bei, diesen Bedarf so klein wie möglich zu halten.