2016: Ein Erfolgsjahr für die Energiewende

2016 war ein entscheidendes Jahr für die Energiewende – auch weil es einen Paradigmenwechsel eingeleitet hat.

Windräder im Schnee© fotolia/Torsten Lorenz

Die Energiewende in Deutschland ist längst kein Zukunftsprojekt mehr – sie ist bereits erfolgreich und unumkehrbar in der Gegenwart angekommen. Denn der Umbau unseres Energiesystems hat große Fortschritte gemacht und die entscheidenden Weichen für die weitere Entwicklung sind gestellt. Die 10-Punkte-Energie-Agenda ist fast vollständig abgearbeitet. Damit sind wichtige Meilensteine der Energiewende erreicht.

Gerade 2016 war ein Schlüsseljahr auf unserem Weg zu einer umweltverträglichen, verlässlichen und wirtschaftlich erfolgreichen Energieversorgung. Mit mehreren richtungsweisenden politischen Beschlüssen ist es gelungen, einen Paradigmenwechsel einzuleiten und die verschiedenen Elemente der Energiewende stimmig zusammenzufügen: erneuerbare Energien, Strommarkt, Energieeffizienz, Netze, Digitalisierung, und Finanzierung des Kernenergieausstiegs – alle diese Puzzleteile greifen nun ineinander und ergeben ein überzeugendes Gesamtbild.

Vor diesem Hintergrund heißt es nicht mehr: "Die Energiewende kann erfolgreich werden, wenn...", sondern "Die Energiewende ist erfolgreich, weil...". Tatsache ist: Die Energiewende ist schon heute ein Erfolgsprojekt, denn sie macht unser Energiesystem zunehmend ...

... umweltverträglich

Raus aus den fossilen, rein in die erneuerbaren Energien: Dieser grundlegende Wandel ist ein zentrales Element unserer Energiewende. Die Energieversorgung in Deutschland soll umweltverträglich und weitgehend klimaneutral werden. Auf diesem Weg sind wir in den vergangenen Jahren Riesenschritte vorangekommen: Der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Bruttostromverbrauch liegt inzwischen bei 31,6 Prozent. Damit sind sie bereits jetzt der wichtigste Energieträger im Strombereich. Bis 2025 sollen 40 bis 45 Prozent unseres Stroms aus Erneuerbaren stammen. Auch im Wärmebereich rückt das Ziel, bis 2020 einen Anteil von 14 Prozent zu erreichen, in greifbare Nähe: Hier beträgt der Anteil nachhaltiger Energien schon 13,2 Prozent.

… sicher

Deutschland hat eine der zuverlässigsten Stromversorgungen nicht nur in Europa, sondern auch weltweit – und das, obwohl der Anteil von wetterabhängigen Energiequellen an der Stromproduktion kontinuierlich wächst. Damit der Strommarkt für künftig noch mehr Erneuerbare fit ist, wurde 2016 mit dem neuen Strommarktgesetz die größte Strommarktreform seit der Liberalisierung in den 1990er-Jahren beschlossen. Denn bei immer mehr wetterabhängigen Energiequellen wie Wind und Sonne ist es entscheidend, die Einspeisung in das Stromnetz stabil zu halten – und das zu wettbewerblichen Preisen. Das Gesetz stellt die Weichen für einen Wettbewerb von flexibler Erzeugung, flexibler Nachfrage und Speichern und sorgt dafür, dass die Stromversorgung verlässlich und günstig bleibt. Eine mit dem Strommarktgesetz beschlossene Kapazitätsreserve spannt künftig ein Sicherheitsnetz für unvorhergesehene Ereignisse.

... bezahlbar

Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) von 2014 hatte dafür gesorgt, dass die Erneuerbaren planbarer ausgebaut und schrittweise in den Markt integriert werden konnten. Da sie längst keine Nischentechnologien mehr sind und keinen „Welpenschutz“ brauchen, wurde im Sommer 2016 mit der weiteren Reform (EEG 2017) ein Paradigmenwechsel eingeläutet: Die erneuerbaren Energien müssen sich nun im Wettbewerb behaupten. Ab 2017 wird die Förderhöhe für Strom aus Windkraft, Photovoltaik und Biomasse nicht mehr staatlich festgelegt, sondern durch wettbewerbliche Ausschreibungen ermittelt. Dabei gilt: Wer am wenigsten für den wirtschaftlichen Betrieb einer Erneuerbare-Energien-Anlage fordert, wird gefördert. So wird der Ausbau der erneuerbaren Energien planbarer und kosteneffizienter. Dass das Ganze funktioniert, haben Pilotausschreibungen eindrucksvoll gezeigt: Die durchschnittliche Förderhöhe bei Solarparks sank von 9,17 auf 6,90 Cent pro Kilowattstunde – eine Reduktion um fast 30 Prozent. Auch das heute beschlossene KWKG-Änderungsgesetz setzt auf Wettbewerb: Die Förderhöhe für Strom aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zwischen 1 und 50 Megawatt sowie für besonders innovative KWK-Systeme wird künftig per Ausschreibung festgelegt (mehr dazu hier).

Die EEG-Reform 2014 hat auch dabei geholfen, die Strompreise zu stabilisieren, indem sie den Anstieg der sogenannten EEG-Umlage gebremst hat. Fast alle Stromverbraucher – ob privat oder gewerblich – bezahlen mit ihrer Stromrechnung diese Umlage, mit der der Ausbau der erneuerbaren Energien finanziert wird. Für Stromkunden ist die Summe aus Börsenstrompreis und EEG-Umlage relevant. Diese Summe erreichte 2013 ihren Höchststand. Seitdem ist sie drei Jahre in Folge gesunken und wird voraussichtlich auch 2017 sinken (mehr dazu hier). Damit Stromkunden tatsächlich von dieser günstigen Entwicklung profitieren, sollten sie die Preise der Anbieter vergleichen und gegebenenfalls in einen günstigeren Stromtarif wechseln. In vielen Fällen können mehrere hundert Euro pro Jahr gespart werden.

... planbar

Das reformierte EEG macht den Ausbau der Erneuerbaren noch planbarer. Für jede Technologie – Windenergie an Land und auf See, Photovoltaik und Biomasse – sind bestimmte Ausbaumengen festgelegt. Um den Erneuerbaren-Ausbau besser mit dem Stromnetzausbau zu verzahnen, wird der Zubau der Windenergie in einem sogenannten Netzausbaugebiet, also dort, wo besonders dringend neue Übertragungsleitungen gebraucht werden, übergangsweise begrenzt. Schließlich geht es nicht nur darum, erneuerbaren Strom zu erzeugen – er muss auch zu den Verbrauchern transportiert werden.

... akzeptiert

Während die Windparks hauptsächlich im Norden und Osten Deutschlands Energie produzieren, sind die Hauptabnehmer, die großen Industriebetriebe, überwiegend im Süden und Westen der Republik beheimatet. Große Stromautobahnen werden künftig die Energie dorthin transportieren, wo sie gebraucht wird. Dass die Bundesregierung Erdkabeln den Vorrang vor oberirdisch verlaufenden Leitungen eingeräumt hat, sorgt für eine höhere Akzeptanz der Vorhaben. Die Netzbetreiber der beiden großen Stromautobahnen SuedLink und SuedOstLink haben im Herbst mögliche Korridore für den Verlauf der Trassen vorgestellt. Auch beim Korridor A-Nord hat die Trassendiskussion begonnen. Rückgrat einer erfolgreichen Energiewende ist aber weiterhin der zügige Ausbau des Drehstromnetzes, der weitgehend in Länderzuständigkeit liegt.

... intelligent

Digitale Technologien eröffnen ganz neue Möglichkeiten, das Angebot der Energieversorger mit der Nachfrage der Verbraucher in Einklang zu bringen. Das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende, das im September 2016 in Kraft getreten ist, hat die Voraussetzungen für die Anwendung von Smart Metern und anderen digitalen Technologien geschaffen. 2017 beginnt die schrittweise Einführung intelligenter Messsysteme bei Großerzeugern und Großverbrauchern. Parallel wird in den kommenden Jahren in fünf vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Modellregionen in ganz Deutschland erprobt, wie Erzeugung und Verbrauch digital vernetzt werden können.

... effizient

Das langfristige Ziel der Energiewende – eine weitgehend CO2-freie Energieversorgung – kann nur gelingen, wenn wir unseren gesamten Energiebedarf reduzieren und Effizienzpotenziale noch besser ausschöpfen. Die Bundesregierung hat der Energieeffizienz bei der Umsetzung der Energiewende daher oberste Priorität eingeräumt. "Efficiency First" lautet die Maßgabe (was das genau bedeutet, erfahren Sie hier). Der Nationale Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE), der bereits Ende 2014 vorgelegt wurde, ist inzwischen weitgehend umgesetzt. Das zeigt auch das NAPE-Meter. 2016 neu angelaufen sind unter anderem das Programm zur Heizungsoptimierung, mit dem der Austausch alter Heizungspumpen und der hydraulische Abgleich bezuschusst werden, und das Anreizprogramm Energieeffizienz, das den Austausch alter Heizkessel und den Einbau von Lüftungslangen fördert.

Energiesparende Beleuchtung in Hallen und Büros, optimierte Heizanlagen oder energetisch sanierte Firmengebäude – fast 80 Prozent aller deutschen Betriebe haben bereits Maßnahmen zum Energiesparen umgesetzt oder sind gerade dabei. Um derlei Investitionen in Betrieben weiter zu unterstützen, hat das BMWi 2016 neue Förderprogramme aufgesetzt, unter anderem, um Abwärme zu nutzen sowie die hocheffizienten Querschnittstechnologien zu verbreiten. Außerdem ging 2016 der Förderwettbewerb "STEP up!" an den Start. Dabei können sich Unternehmen in einem Ausschreibungsverfahren um Fördermittel bewerben. Den Zuschlag erhalten diejenigen Firmen, die die höchsten Energieeinsparungen je Förder-Euro erzielen.

Mit der Informationsoffensive "Deutschland macht’s effizient" setzt das BMWi auf die Beteiligung von Unternehmen, Verbänden, Kommunen und Privathaushalten, um Effizienzpotenziale zu erschließen. Auf der dazugehörigen Internetplattform kann sich jeder über Energieeffizienz informieren und erhält Tipps, wie sich Energieverbrauch deutlich senken lässt. Ein integrierter Produktfinder bietet Orientierung beim Kauf von Elektrogeräten. Dahinter steht die Nationale Top-Runner-Initiative, mit der sich das BMWi dafür einsetzt, hocheffiziente Geräte in den Markt und von dort in die Haushalte zu bringen.

... tragfähig

Aus der Kernkraft steigen wir schrittweise aus, weil sie mit großen Risiken behaftet ist. Die Kernkraftwerke in Deutschland werden bis 2022 stillgelegt – so sieht es der Beschluss zum Atomausstieg von 2011 vor. Jetzt sind auch wichtige finanzielle Fragen des Ausstiegs geregelt: Das BMWi hat ein Gesetz zur Neuordnung der Verantwortung der kerntechnischen Entsorgung erarbeitet, das vom Gesetzgeber verabschiedet wurde (siehe hier). Wichtigste Eckpunkte: Die Kernkraftwerksbetreiber verantworten die Abwicklung und Finanzierung der Stilllegung, des Rückbaus sowie der fachgerechten Verpackung der radioaktiven Abfälle. Der Bund ist für die Zwischen- und Endlagerung zuständig. Die finanziellen Mittel für Zwischen- und Endlagerung werden von den Betreibern in einen Fonds eingezahlt. Damit ist es gelungen, eine Regelung zu treffen, die weder die wirtschaftliche Situation der Betreiber gefährdet noch die Kosten einseitig auf die Gesellschaft überträgt (mehr dazu lesen Sie hier).

... zum Wettbewerbsfaktor

Unternehmen, die in Energieeffizienz investieren, verbessern auch ihre eigene Position am Markt: Je weniger Energie ein Unternehmen verbraucht, desto wettbewerbsfähiger ist es. Um 1.000 Euro zu erwirtschaften, waren 2005 hierzulande durchschnittlich mehr als 250 Kilowattstunden Strom nötig, heute sind es nur noch 213 Kilowattstunden. Der Energieverbrauch wird zunehmend entkoppelt vom Wirtschaftswachstum.

Deutsche Unternehmen machen nicht nur mit bei der Energiewende – sie machen die Energiewende: als technologische Vorreiter und Produzenten in den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz, deren Know-how sowohl in Deutschland als auch weltweit gefragt ist. Das schafft Exportmöglichkeiten und jede Menge Arbeitsplätze: 330.000 Jobs gibt es hierzulande allein im Bereich Erneuerbare Energien.

Die "Besondere Ausgleichsregelung" sorgt dafür, dass stromkostenintensive Unternehmen in Branchen, die im internationalen Wettbewerb stehen, nur eine reduzierte EEG-Umlage zahlen müssen. Durch diese finanzielle Entlastung wird sichergestellt, dass die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Arbeitsplätze in diesen Betrieben nicht gefährdet sind. Diese Ausgleichsregelung aus dem EEG soll künftig auch für die Umlage aus dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) gelten.

... europäisch

Die Energiewende lässt sich nur im europäischen Binnenmarkt effizient umsetzen: Grenzüberschreitende Strommärkte erhöhen die Versorgungssicherheit und ein gut ausgebautes Übertragungsnetz in Europa erleichtert es, Stromangebot und -nachfrage auszugleichen. Deshalb tauscht sich die Bundesregierung regelmäßig eng mit Deutschlands "Stromnachbarn" aus und arbeitet an der Ausgestaltung der europäischen Energieunion mit. Dieses Jahr sind die ersten grenzüberschreitenden Ausschreibungen für Photovoltaik-Anlagen gestartet. Deutschland hat eine Ausschreibung für Anbieter aus Dänemark geöffnet und im Gegenzug konnten deutsche Anbieter an einer dänischen Ausschreibung teilnehmen (mehr dazu hier).

... vorausschauend

Um die Weichen für die folgenden Dekaden jetzt schon richtig zu stellen, hat das BMWi dieses Jahr zwei großangelegte Dialogprozesse gestartet. Sie sollen die Grundlage für die Erarbeitung einer mittel- bis langfristigen Strategie bilden, um die Klimaschutzziele für 2050 zu erreichen. So formuliert das Grünbuch Energieeffizienz Leitfragen und Thesen zu den zentralen Herausforderungen für eine künftige Energieeffizienzpolitik. Das Impulspapier "Strom 2030" stellt langfristige energiepolitische Herausforderungen für eine klimafreundliche, sichere und bezahlbare Stromversorgung zur Debatte. Bis Ende Oktober liefen die öffentlichen Konsultationen. Im Frühjahr 2017 werden zwei Auswertungsberichte mit den wesentlichen Ergebnissen vorgestellt.

Mehr Details zum Stand der Energiewende

Sie wollen mehr zum Stand der Energiewende in Deutschland wissen? Details liefert der Fünfte Monitoring-Bericht zur Energiewende, der am 14. Dezember vom Kabinett verabschiedet wurde (lesen Sie dazu auch "direkt erfasst").