Was ist eigentlich ein "Passivhaus"?

Passivhäuser sind in einem Bereich überaus aktiv: beim Sparen von Heizenergie. Wie funktionieren diese besonders energieeffizienten Gebäude, und welche Fördermöglichkeiten gibt es für all jene, die ein solches Haus bauen möchten?

Solarthermieanlage auf Dach

Darum geht’s: Häuser, die besonders sparsam im Wärmeverbrauch sind

Ein Haus ohne Heizkörper, ohne Ofen oder Kamin? Jetzt im Winter? Ja, das funktioniert, und zwar nicht nur im milden Südeuropa, sondern auch in unseren Breiten. Passivhäuser sind so gut isoliert, dass sie kaum Wärme an ihre Umgebung abgeben. Eine besonders effektive Wärmedämmung in den Außenwänden, dem Dach und der Bodenplatte minimiert die Verluste. Um die Wärme, die dennoch entweicht, auszugleichen, nutzt das Passivhaus die ohnehin vorhandenen, die "passiven" Energiequellen. Dazu gehören die Abwärme elektrischer Geräte, die Körperwärme der Bewohner sowie die Sonnenwärme, die über große Fensterflächen eingesammelt wird. Eine konventionelle Heizungsanlage kann entsprechend kleiner ausfallen oder ist gar nicht nötig.

Passivhäuser verbrauchen bis zu 90 Prozent weniger Heizwärme als unsanierte Altbauten. Auch im Vergleich zu einem durchschnittlichen Neubau gemäß Energieeinsparverordnung werden 30 bis 45 Prozent eingespart. Damit leisten Passivhäuser einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Aktuell entfallen noch immer rund 35 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland auf den Gebäudebereich. Bestandsimmobilien und Neubauten sollen deshalb effizienter werden, damit die Klimaschutzziele der Bundesregierung erreicht werden können. Doch nicht nur dem Klima kommen Passivhäuser zugute: Für selbstnutzende Eigentümer oder Mieter macht sich ein solches Gebäude durch seine geringen Heizkosten bezahlt. Der Jahresheizwärmebedarf eines Passivhauses darf in Deutschland maximal 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche betragen.

Keine geschützte Marke, sondern frei nutzbares Konzept

Schon vor 25 Jahren wurden die ersten Passivhäuser gebaut. Der Prototyp steht in Darmstadt. Beim Passivhaus handelt es sich um keine geschützte Marke, sondern um ein Baukonzept, das jeder frei nutzen kann. Das unabhängige Passivhaus Institut (PHI) bietet jedoch die Zertifizierung "qualitätsgeprüftes Passivhaus" an, damit Bauherren sichergehen können, dass ihre Immobilie die Anforderungen an ein Passivhaus tatsächlich erfüllt. Mittlerweile gibt es nach Informationen des PHI europaweit mehr als 55.000 Wohneinheiten in Passivhäusern, weitere 10.000 in anderen Erdteilen (ein vom PHI zertifiziertes Projekt aus China stellen wir in diesem Artikel vor).

Eine moderne Lüftungsanlage hält die Wärme im Gebäude

Die Außenhülle eines Passivhauses wird sehr dicht ausgeführt, um Wärmeverluste zu minimieren. Die verbrauchte Luft und die Feuchtigkeit, etwa aus Bad und Küche, müssen trotzdem kontrolliert nach draußen geleitet werden. Lüften über die Fenster ist eine Option. Allerdings ist es wenig komfortabel und nicht gewährleistet, dass dies optimal über den Tag verteilt geschieht. Außerdem entweicht durch die Fensterlüftung rasch wertvolle Raumwärme. Dafür, dass dennoch kontrolliert und optimal dosiert frische Luft von außen zugeführt wird, kann eine Lüftungsanlage sorgen. Eine Rückgewinnung der Wärme aus der Abluft minimiert die Wärmeverluste: Der verbrauchten Luft wird die thermische Energie entzogen und der von außen hereinströmenden frischen Luft hinzugefügt. 80 bis 95 Prozent der Energie kann eine solche Anlage nutzen. Die Temperatur im Innern des Hauses lässt sich dadurch angenehm und konstant halten. An besonders kalten Tagen, wenn die Wärmerückgewinnung nicht ausreicht, kann die Frischluft zusätzlich über das Lüftungssystem nachgeheizt werden, um eine wohlige Temperatur in den Räumen zu gewährleisten.

Die KfW fördert den Bau von Passivhäusern

In Deutschland fördert die KfW mit Mitteln aus dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) den Bau energieeffizienter Wohngebäude. Das entsprechende KfW-Förderprodukt heißt "Energieeffizient Bauen". Grundsätzlich ist das Programm so aufgebaut: Je energieeffizienter das Gebäude, desto höher die Förderung in Form eines zinsgünstigen Darlehens oder eines Investitionszuschusses. Wenn also ein Passivhaus den Standard eines gleichwertigen KfW-Effizienzhauses 55, 40 oder 40Plus (was das ist, erfahren Sie hier) erreicht, wird ein entsprechender Tilgungszuschuss gewährt. Einen Teil des Kreditbetrags muss man dann nicht zurückzahlen.

Passivhäuser lassen sich natürlich nicht nur zum Wohnen nutzen. Auch Gewerbeimmobilien und kommunale Gebäude wie Schulen können nach diesem Standard errichtet werden. Auch dafür bietet die KfW im Auftrag des BMWi entsprechende Förderprogramme für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen.