Bonjour, Energiewende

Zwei Nachbarn, ähnliche Herausforderungen: Das „Deutsch-französische Büro für die Energiewende“ in Paris macht sich stark für den energiepolitischen Dialog in Deutschland und Frankreich – künftig wird das Themenspektrum weiter.

Staatssekretär Uwe Beckmeyer (6. v. r.) in Paris beim 10-jährigen Jubiläum des DFBEWStaatssekretär Uwe Beckmeyer (6. v. r.) in Paris beim 10-jährigen Jubiläum des DFBEW © Deutsche Botschaft Paris/F. Brunet

Deutschland hat sich für die Zukunft seiner Energieversorgung ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2022 soll das letzte Kernkraftwerk abgeschaltet sein, bis 2025 sollen bis zu 45 Prozent des Stroms aus Quellen wie Wind und Sonne fließen, und bis 2050 soll der Energieverbrauch gegenüber 2008 halbiert sein.

Zwei Nachbarn, ähnliche Herausforderungen

Auf „Energiewandel und grünes Wachstum“ setzen seit 2015 auch unsere französischen Nachbarn. So nennt sich das Gesetz, das seit August in Frankreich gilt. Um nur ein paar Ziele zu nennen: Der Energiebedarf soll bis 2050 gegenüber 2012 halbiert werden und der Strom bis 2030 zu 40 Prozent aus Erneuerbaren kommen. Zudem soll die Elektromobilität Fahrt aufnehmen. Der Verbrauch an fossilen Energien soll bis 2030 gegenüber 2012 um 30 Prozent reduziert werden.

Zwei Länder, ähnliche Herausforderungen. Grund genug sich abzustimmen. Diese Aufgabe übernimmt künftig noch stärker als bisher das „Deutsch-französische Büro für die Energiewende“ (DFBEW) in Paris.

Dialog fördern – über Erneuerbare, Energieeffizienz, Mobilität und Netze

Seit zehn Jahren beschäftigt sich das Büro mit energiepolitischen Fragen, die im gemeinsamen Interesse Deutschland und Frankreichs stehen. Im Fokus standen bisher die erneuerbaren Energien. Mittlerweile hat die Energiewende mit dem Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland große Fortschritte gemacht – und mit ihr sind Themen wie Energieeffizienz, Mobilität und Netze immer mehr in den Fokus gerückt.

Deswegen werden diese Themen künftig auch im DFBEW eine wichtigere Rolle spielen. Schließlich ist die beste Kilowattstunde die, die nicht verbraucht wird. Zudem muss Strom aus Windrädern und Solardächern auch dort ankommen, wo er benötigt wird. Und immer mehr Fahrzeuge rollen auf den Straßen elektrisch. Das gilt sowohl in Deutschland, als auch in Frankreich. Ein Beispiel: In Frankreich wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres 8.117 Neuzulassungen elektrischer Fahrzeuge gezählt. Das waren mehr als doppelt so viele wie vor einem Jahr. Hierzulande ließen die Behörden immerhin 5.849 E-Mobile neu zu. Das ist ein Plus von 28,6 Prozent.

Beckmeyer: „Leuchtturmprojekt der deutsch-französischen Zusammenarbeit“

Bei der Jubiläumsfeier zum 10-jährigen Bestehen des DFBEW in Paris sagte der Parlamentarische Staatssekretär Uwe Beckmeyer: „Das Büro gehört zu den Leuchtturmprojekten der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Daher ist es nur folgerichtig, dass wir mit dem Voranschreiten der Energiewende in unseren beiden Ländern auch den Aktionsradius des Büros erweitern. Denn die Energiewende wird nur erfolgreich sein, wenn wir die Hauptsäulen unserer Energiepolitik noch enger miteinander verzahnen."

Das DFBEW versteht sich als grenzüberschreitende gemeinsame Plattform für Information und Dialog. Es bringt Behörden und Unternehmen in Kontakt und fördert den Wissenstransfer. Dafür organisiert das Büro Konferenzen, Messeveranstaltungen und Seminare. Außerdem veröffentlicht es regelmäßig Hintergrundpapiere und Übersetzungen.

58 Kernkraftwerke in Frankreich, 8 bei uns

Übrigens: In Frankreich liefern derzeit 58 Atomkraftwerke rund 75 Prozent des Stroms. Ein Ziel des neuen Gesetzes ist es, dieser Anteil bis 2025 auf 50 Prozent zu reduzieren. In Deutschland sind nur noch acht Kernkraftwerke in Betrieb und erzeugen derzeit rund 14 Prozent des Stroms. Die Kernkraftwerke übernehmen hierzulande lediglich eine Brückenfunktion, bis die erneuerbaren Energien sicher und kostengünstig die Energieversorgung übernehmen können und die nötige Infrastruktur dafür steht. 2015 trugen Erneuerbare bereits rund 30 Prozent zur Bruttostromerzeugung bei.