Brötchen aus der Energiebackstube

Eine Heidelberger Traditionsbäckerei nutzt die Abwärme von Backöfen zum Heizen – nur ein erfolgreiches Beispiel, wie Betriebe mit Energieeffizienz punkten. Dank staatlicher Förderung geht die unternehmerische Energiewende jetzt noch einfacher.

Brötchen© gettyimages.de/Westend61

Von frühmorgens bis in den Abend laufen die elf Öfen der Heidelberger Bäckerei Riegler auf Hochtouren, damit die 25 Filialen des Traditionsbetriebs mit Brot und Brötchen, Kuchen und Torten beliefert werden können. Riesige Schornsteine, die die dabei entstehenden Rauchschwaden und Dampfwolken ungenutzt in die Luft blasen? Fehlanzeige. Denn die Bäckerei speichert die beim Backen entstehende Abwärme und nutzt sie unter anderem für die Warmwasserversorgung und Heizung.

Mit Erfolg: Der Energieeinsatz konnte mit der Effizienzmaßnahme konstant um 21 Prozent und die Kohlendioxid-Emission um 120 Tonnen pro Jahr reduziert werden – und das, obwohl Bäckereien zum energieintensivsten Handwerk in Deutschland gehören. Jährlich spart das Unternehmen damit Kosten in Höhe von 40.000 Euro. Im vergangenen Jahr wurde die Bäckerei mit dem Label "Best Practice Energieeffizienz" von der Deutschen Energie-Agentur (dena) ausgezeichnet.

Aus Schwaden und Dampf wird Wärme und Heißwasser

Beim Neubau der Produktionsstätte 2001 setzte sich der Familienbetrieb das Ziel, die eingesetzte Energie künftig effizienter zu nutzen. "Mit den Dampfschwaden, die jeden Tag unsere Schornsteine und Abluftrohre verlassen, können wir die halbe Straße heizen", dachte sich Geschäftsführer Hansjörg Riegler damals. Deshalb investierte er in eine Anlage, die den Dampf über Rohre in zwei Ökoblocks transportiert. Diese umweltschonenden Anlagen ermöglichen eine vollständige Nutzung und Verwertung von Abfallenergie, Abgasen und Dampf sowohl von Gas- und Ölbacköfen, als auch von Dampf- und Thermoölkesseln. Die dort zurückgewonnene Wärme – immerhin 90 Prozent der Abwärme des Backprozesses – wird in einem Pufferspeicher zwischengespeichert und als Prozesswärme im weiteren Betriebsablauf genutzt: zur Heißwasserbereitung, der Beheizung des Gärraums sowie des Spülmaschinenwassers und in einer Absorptionskältemaschine zur Eiswasserbereitung. Ein ebenfalls neu installiertes Blockheizkraftwerk leistet die Grundstromabdeckung der Bäckerei. Auch die hierbei entstehende Abwärme wird als Prozesswärme genutzt.

Das innovative Energiebackstubenkonzept musste das Unternehmen nicht alleine schultern – sowohl die Kommune wie auch das Land Baden-Württemberg standen mit Fördermitteln zur Seite. Die Investitionskosten von insgesamt 150 000 Euro haben sich längst amortisiert – "sogar schon nach sieben Jahren anstatt, wie ursprünglich geplant, erst nach zehn bis zwölf Jahren", so Riegler.

Geld vom Staat für energieeffiziente Unternehmen

Egal, ob energieeffiziente Gebäude, modernes Heizsystem, Beleuchtung oder Fassadendämmung: Die Investitionen in eine energieeffizientere Zukunft zahlen sich aus. Damit die Anfangsinvestitionen nicht zu schwer tragen, gibt es Hilfe vom Staat. Mit einer ganzen Reihe verschiedener Programme greift das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) Unternehmen, die in Energieeffizienz investieren, unter die Arme. Einige Beispiele:

  • Mit dem "KfW-Energieeffizienzprogramm – Energieeffizient Bauen und Sanieren" fördert das BMWi energieeffiziente Gewerbegebäude. Unternehmer, die ihre Wärmeerzeugung auf erneuerbare Energien umrüsten, können zudem vom Marktanreizprogramm (MAP) profitieren.
  • Das BMWi unterstützt Unternehmen mit dem "KfW-Energieeffizienzprogramm – Abwärme" dabei, bisher ungenutzte betriebliche Abwärme effizient zu verwerten. Gefördert werden bis zu 50% der Kosten in Investitionen zur Vermeidung und Nutzung von Abwärme.
  • Außerdem fördert das BMWi den Einsatz hocheffizienter Querschnittstechnologien sowie Investitionen in klimaschonende Produktionsprozesse mit bis zu 150 000 Euro.
  • Das Pilotprogramm "Einsparzähler" richtet sich an Unternehmen, die innovative Dienste und digitale Systeme zum Stromsparen entwickeln und deren Anwendung bei Verbrauchern testen und demonstrieren.
  • Ab Juni 2016 werden mit dem Pilotprogramm "STEP up" – kurz für "STromEffizienzPotenziale nutzen" - durch wettbewerbliche Ausschreibungen Anreize geschaffen, um in Technologien zur Stromeinsparung zu investieren.

Das BMWi unterstützt nicht nur die Investitionen in Energieeffizienz, sondern auch den Weg dorthin. Wer sich beraten lassen oder (heimliche) Energiefresser im Betrieb entlarven will, erhält ebenfalls Unterstützung. So übernimmt das BMWi im Rahmen des Programms "Energieberatung im Mittelstand" 80 Prozent oder maximal 8.000 Euro der Kosten für eine Energieberatung bei kleinen und mittleren Unternehmen.

Gute Gründe für Energieeffizienz

Die Energiewende im Unternehmen lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Wer weniger Energie zum Beispiel für Heizung, Beleuchtung und elektrische Anlagen verbraucht, senkt seine laufenden Kosten – und steigert die Wirtschaftlichkeit seines Unternehmens. Das belegt auch eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC: "In mehr als jedem dritten Unternehmen ließen sich die Energiekosten durch Investitionen in Energieeffizienz um 20 Prozent und mehr reduzieren, wodurch die Gesamtkosten um 3,6 Prozent gesenkt werden konnten." Weitere Gründe, die für energieeffiziente Investitionen sprechen: Die positive Wahrnehmung als Effizienzvorreiter und Wettbewerbsvorteile. Denn immer mehr Kunden ist Nachhaltigkeit und Umweltschutz wichtig. Ein Umstieg auf erneuerbare Energien erhöht die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und deren schwankenden Preisen. Stichwort Mitarbeiterzufriedenheit: angenehme Temperatur- und Luftverhältnisse am Arbeitsplatz erfreuen die Mitarbeiter und sind damit doppelt gut fürs Betriebsklima.

Das Familienunternehmen Riegler ist übrigens nicht nur im Bereich Energieeffizienz weit vorne: Seit 2008 werden die Brötchen in der Energiebackstube nur noch mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen gebacken.