Solar gebaut und sicher versorgt

Klimaneutrale Gebäude bis 2050: Die Forschung für effiziente und solare Häuser und Städte wird seit dieser Woche gezielt gestärkt.

Haus mit Solardach© Timo Leukefeld

Im April weiß man nie. Heizung an oder aus? Bei „an“ ein schlechtes Gewissen zu haben, muss nicht sein. Denn damit Heizungen sparsamer werden, Gebäudehüllen besser dämmen und der Energieverbrauch weniger wird, tüfteln Forscher im ganzen Land an neuen Ideen für mehr Energieeffizienz und bessere Integration erneuerbarer Energien. Seit dieser Woche wird ihre Arbeit noch gezielter unterstützt.

Effizienz und Klimaschutz …

Immer noch verpufft in Gebäuden viel mehr Energie als nötig. Rund 35 Prozent der gesamten Endenergie in Deutschland verbrauchen wir in den eigenen vier Wänden, vor allem für Heizung und Warmwasser. Das soll sich ändern. Die Bundesregierung hat das Einsparpotenzial erkannt und sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2050 alle Gebäude in Deutschland nahezu klimaneutral sein sollen. Das bedeutet, sie sollen kaum noch CO2 freisetzen.

… im Kleinen …

Damit das klappt, kann gezielte Energieforschung helfen. Beispiel Häuslebauer: Sie könnten künftig immer mehr die Sonne nutzen, um Energie zu gewinnen. Zum Beispiel könnten das Tageslicht und hochmoderne Fassaden in Zukunft beim Heizen helfen – und dabei auch noch ziemlich elegant aussehen. Man spricht auch vom „solaren Bauen“.

Im sächsischen Freiberg wird zum Beispiel ein Hauskonzept erprobt, das Wärmeschutz mit der Nutzung von Sonnenenergie kombiniert: Optimierte Fensterflächen nutzen viel Tageslicht und die darin steckende Wärme. Auf Dächern, die steil nach Süden geneigt und mit Solarkollektoren und Solarstrommodulen bestückt sind, entstehen Wärme und Strom. Diese werden im Gebäude über mehrere Tage gespeichert und bei Bedarf genutzt.

… wie im Großen

Doch nicht nur einzelne Häuser sind wichtig, um bis 2050 den Gebäudebestand im Land nahezu klimaneutral zu machen. Von Bedeutung sind auch Städte: Schließlich leben rund 75 Prozent der Menschen in Deutschland in urbanen Räumen – und auch in den gepflegtesten Vierteln stehen Energieschleudern Tür an Tür. Deswegen ist es so wichtig, die Energiesysteme in Städten fit für die energiesparende Zukunft zu machen.

Wie das geht, kann man zum Beispiel in Ludwigsburg sehen, genauer gesagt im modernen Neubaugebiet Sonnenberg und der sanierungsbedürftigen Nachkriegssiedlung Grünbühl. Es wird erprobt, wie beide über ein innovatives Energiesystem verknüpft werden können. Die Wärmeerzeugung des Neubaugebiets erfolgt im Winter mit Wärmepumpen und mit einem Blockheizkraftwerk. Über ein großes Nahwärmenetz wird die Wärme bis in das angrenzende Quartier Grünbühl geliefert. Grünbühl profitiert so nicht nur von einem höherem Wohnkomfort, sondern auch von Kosteneinsparungen durch die energetischen Vorteile.

Ideen für 2050 fördern

Sowohl fürs solare Bauen als auch für mehr Energieeffizienz in Städten greift die Bundesregierung Innovationsträgern ab sofort mit der Förderinitiative „Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt“ kräftig unter die Arme. Gemeinsam stellen das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) und das Bundesforschungsministerium (BMBF) 150 Millionen Euro bereit. Zudem fördert das BMWi zukunftsweisende Modellprojekte, die den Übergang von der Forschung zur Marktreife beschleunigen sollen, mit weiteren 35 Millionen Euro im neuen Programm „EnEff:Gebäude2050“.

Dazu sagt Rainer Baake, Staatssekretär im BMWi: „Die Forschungsinitiative schafft eine wichtige Grundlage für die Vernetzung von Akteuren der Energiewende im Gebäudebereich. Es geht vor allem darum, neben technologischen Aspekten auch Fragen des demografischen Wandels unserer Gesellschaft und das wichtige Thema nachhaltiges und bezahlbares Wohnen zu berücksichtigen. Mit einem übergreifenden Ansatz wollen wir Lösungen für die energieeffizienten Gebäude und Städte von Morgen entwickeln.“

Aus der Theorie in die Praxis

Was komplex klingt, ist nichts anderes als ein logischer Schritt. Denn manche Forschungsprojekte, die gestern noch Theorie waren, sind heute bereits technisch machbar. Sie brauchen lediglich eine helfende Hand, um laufen zu lernen. Und so geht es: Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung sollen ausgebaut und mithilfe der neuen Förderungen in die Baupraxis übertragen werden.

Ab sofort und bis zum 27. Juli 2016 können sich Tüftler, die an neuen Ideen für mehr Energieeffizienz forschen, um eine Förderung der Initiative „Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt“ bewerben. Besonders angesprochen sind Konsortien aus Forschern und Praktikern, zum Beispiel kleine und mittelständische Unternehmen gemeinsam mit Universitäten und Forschungseinrichtungen.

So profitieren Verbraucher

Doch nicht nur die Wissenschaft hilft dabei, Gebäude bis 2050 nahezu klimaneutral zu machen. Schon heute lassen sich in den eigenen vier Wänden bis zu 80 Prozent Energie einsparen, wenn Häuser gezielt saniert und energetisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Durchschnittlich 675 Euro Heizkosten konnten Besitzer eines hochwertig sanierten Einfamilienhauses im Jahr 2015 sparen. Außerdem schont die Energiewende in den eigenen vier Wänden das Klima und steigert ganz nebenbei den Wohnkomfort und Wert der Immobilie.

In ein energieeffizientes Haus gehört zum Beispiel eine moderne und sparsame Heizung, die am besten mit erneuerbaren Energien läuft – also zum Beispiel mit Sonne, Biomasse, Umgebungs- oder Erdwärme. Auch über eine effiziente Lüftungsanlage sollte nachgedacht werden. Das BMWi unterstützt Hausbesitzer und Wohneigentümer dabei, ihre Heizung auf erneuerbare Energien umzurüsten. In dieser Broschüre erfahren Interessierte, wie sie eine energetische Sanierung am besten angehen, welche Förderprogramme sie nutzen können und worauf sie bei der Sanierung achten sollten.