Weichen für zügigeren Ausbau gestellt

Das Kabinett hat grünes Licht für mehr Erdkabel statt Freileitungen gegeben: Künftig sollen die großen neuen Stromautobahnen vorrangig unter der Erde verlaufen.

Erdkabelbaustelle Raesfeld© Bundesnetzagentur

Grünes Licht für mehr Erdkabel: Künftig sollen die neuen Stromautobahnen – sogenannte Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen – vorrangig als Erdkabel statt als Freileitung gebaut werden. Das hat das Bundeskabinett am 7. Oktober beschlossen. Der Vorrang betrifft vor allem die großen Nord-Süd-Trassen wie "SuedLink" oder die "Gleichstrompassage Süd-Ost".

"Der Beschluss stellt die Weichen für einen schnelleren und in der Bevölkerung akzeptierten Netzausbau", sagt Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. "Die Richtung ist klar: Bei den neuen Gleichstromvorhaben gilt künftig ein Vorrang für Erdkabel. Das führt zu mehr Akzeptanz, denn vielerorts hatten die Menschen große Bedenken gegen Freileitungen. Jetzt ist der Weg frei für den dringend notwendigen Ausbau der Stromnetze. Und den brauchen wir, um die Energiewende zum Erfolg zu führen."

Gleichstrom-Freileitungen kommen nur dann ausnahmsweise in Betracht, wenn Naturschutzgründe dafür sprechen oder bestehende Stromtrassen ohne erhebliche Umweltauswirkungen genutzt werden können. Eine Freileitung ist auch dann denkbar, wenn die betroffene Gebietskörperschaft diese aufgrund örtlicher Belange ausdrücklich verlangt.

Warum gilt der Erdkabelvorrang nur für Gleichstrom?

Der Einsatz von Erdkabeln im Übertragungsnetz ist bei der Gleichstromtechnik technisch einfacher als bei Drehstrom. Außerdem kann sie Strom besonders verlustarm über weite Entfernungen transportieren. Das ist für die Energiewende essenziell: Denn vor allem der Windstrom aus dem Norden und Osten muss zu den großen Verbrauchszentren im Westen und Süden des Landes gebracht werden. Es bleibt daher dabei, dass Drehstrom-Erdkabel zunächst im Rahmen von Pilotvorhaben getestet werden sollen.

Trassenverläufe stehen noch nicht fest

Wo genau die neuen Trassen verlaufen werden, steht noch nicht fest. Ihr exakter Verlauf wird erst in weiteren Planungs- und Genehmigungsverfahren konkretisiert.

Eine Übersicht über Planungsstände und Konkretisierungsgrade der Netzvorhaben gibt die Bundesnetzagentur auf www.netzausbau.de. Mit dem Erdkabelvorrang setzt die Bundesregierung einen weiteren Beschluss des Energiegipfels vom 1. Juli 2015 um. Er wird nun im Bundestag beraten. Noch im Herbst sollen die Beratungen abgeschlossen werden, damit das Gesetz schnell in Kraft treten kann und die erforderlichen Trassenplanungen zügig begonnen beziehungsweise fortgesetzt werden können.