Erneuerbare Energien für die Wärmewende

Novelle des Marktanreizprogramms setzt neue Impulse: Mehr Förderung für Solarthermie, Biomasse und Wärmepumpen.

Wärmewende - Warme Socken im Bett© fotolia/ Vitalinka

Fürs Heizen wird hierzulande viel Energie verbraucht. Zu viel Energie. Mehr als zwei Drittel der Heizungsanlagen in der Bundesrepublik arbeiten ineffizient; rund zehn Millionen der Kessel sind älter als 15 Jahre. Um die Energiewende auch im Wärmebereich voranzubringen, muss sich das ändern. Dabei lohnt sich die Investition in eine Neuanlage allemal: Der kürzlich veröffentlichte Gebäudemonitor der Deutschen Energie-Agentur (dena) zeigt, dass deutsche Privathaushalte 2013 rd. 53,7 Milliarden Euro für Wärmeenergie ausgegeben haben – das sind inflationsbereinigt immer noch rund 10 Milliarden Euro mehr als 2003. Nur durch einen Austausch der veralteten Anlagen wird dieser Anstieg gebremst; zumal die Effizienzsprünge bei den neuen Technologien enorm sind.

Der Einbau eines neuen Kessels wäre also in puncto Energie und Heizkosten sparen ein großer Fortschritt, für die Klimabilanz jedoch nur die zweitbeste Lösung. Effizient und gleichzeitig besonders umweltfreundlich ist Wärme aus erneuerbaren Energien. Mit dem jetzt überarbeiteten und verbesserten Marktanreizprogramm (MAP), das zum 1. April in Kraft tritt, will das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) daher mehr Haus- und Wohnungseigentümer, aber auch Unternehmen und Kommunen motivieren, bei der Wärme auf die Kraft aus Sonne, Biomasse und Erdwärme zu setzen. Wer sich dafür entscheidet, bekommt über das MAP bares Geld. "Die Novelle des Marktanreizprogramms ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz", so Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel.

Gabriel: Zubau erneuerbarer Energien im Wärmemarkt beschleunigen

Auf dem Strommarkt ist der Siegeszug der erneuerbaren Energien weit vorangekommen. Auf dem Wärmemarkt ist dagegen noch Luft nach oben. Die aktuellen Zahlen für 2014 zeigen: Während mittlerweile ganze 27,8 Prozent unseres Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen stammen, beträgt der Anteil der Erneuerbaren am Energieverbrauch zum Heizen und Kühlen von Gebäuden inklusive Warmwasser erst 9,9 Prozent (siehe auch "direkt erfasst"). In fünf Jahren, bis 2020, soll er auf 14 Prozent steigen – und das reformierte MAP dafür den Weg ebnen. Schließlich lässt sich der Wärmebedarf in Haus oder Wohnung bis zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien decken. Bundesminister Gabriel: "Über verbesserte Förderanreize wollen wir den Zubau erneuerbarer Energien im Wärmemarkt deutlich beschleunigen. Auch wollen wir das Programm für den gewerblichen Bereich stärker öffnen. Denn die Energiewende im Wärmemarkt muss sich künftig noch stärker auch in den Betrieben abspielen."

MAP: Die Neuerungen auf einen Blick

Mit der Novelle des Marktanreizprogramms hat die Bundesregierung ihr wichtigstes Instrument zum Ausbau der erneuerbaren Energien im Wärmemarkt neu aufgelegt – zuletzt betrug die jährliche Fördersumme mehr als 300 Millionen Euro. Die Förderung beruht auf zwei Säulen:

  • Erstens: Zuschüsse des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für kleinere Anlagen in Privathaushalten und in Unternehmen. Darunter fallen Solarthermiekollektoren auf dem Dach, Pelletheizungen im Keller und effiziente Erdsonden im Garten für die Wärmepumpe im Haus.
  • Zweitens: zinsgünstige Darlehen und Tilgungszuschüsse durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für große, gewerbliche Anlagen – diese können beispielsweise Wäschereien, Hotels oder kommunale Eigenbetriebe in Anspruch nehmen, die in erneuerbare Prozesswärme investieren, Biomasse-Heizkraftwerke oder dafür ausgelegte Wärmenetze errichten.

Allein im vergangenen Jahr wurden über das BAFA rund 56.000 neue Heizungsanlagen bezuschusst, die KfW hat 2014 rund 2.600 Förderanträge bewilligt. Das MAP wirkt: Seit dem Jahr 2000 wurden insgesamt mehr als 1,5 Millionen Anlagen über das Marktanreizprogramm gefördert.

Diese Förderung wird jetzt angepasst und erweitert. Neu ist zum Beispiel der "Optimierungsbonus": Wer umrüstet und künftig auf Solarthermie, Pellets und Co. setzt, wird nicht nur beim Kauf des Kessels bzw. der Kollektoren unterstützt, sondern auch, wenn er sein Heizungssystem optimiert – etwa mit Zuschüssen für moderne Heizkörper. Und wer bereits mit erneuerbaren Energien heizt, kann jetzt fürs Nachjustieren seiner älteren, MAP-finanzierten Anlage eine Förderung beantragen. Zudem wird das Programm stärker für den gewerblichen Bereich geöffnet. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) lohnt sich das Marktanreizprogramm: Der KfW-Teil enthält für sie einen zusätzlichen, sogenannten "KMU-Bonus".

Erstmals können zudem auch große Betriebe uneingeschränkt eine MAP-Förderung beantragen. Relevant für Unternehmen sind darüber hinaus Neuerungen bei der Prozesswärme, das heißt der für Produktionsverfahren oder Dienstleistungen benötigten Wärme – immerhin geben sie im Durchschnitt rund zwei Drittel ihrer Energiekosten für Wärmeerzeugung aus: Neben solarer Prozesswärme wird künftig auch Prozesswärme aus Biomasse und effizienten Wärmepumpen gefördert. Damit setzen die neuen Förderbausteine und anspruchsvollen Effizienzkriterien neue Maßstäbe für die Heizungsbranche. Das erweiterte Förderangebot soll die Nachfrage ankurbeln und der Marktentwicklung neuen Schwung geben.

Ob Sonne, Holz oder Erdwärme: mehr Geld fürs Heizen mit Erneuerbaren

Überprüft – und zum Teil deutlich erhöht – wurden die Zuschüsse im BAFA-Teil des Programms:

  • Kollektoren auf dem Dach – Sonne in der Heizung: Wie die Photovoltaik nutzt auch die Solarthermie die Sonnenstrahlung, wandelt diese Energie aber nicht in Strom, sondern in Wärme um. Damit kann Wasser zum Duschen oder Spülen erwärmt und sogar eine komplette Heizungsanlage betrieben werden. Über das MAP wird eine Solarthermie-Heizanlage mit mindestens 2.000 Euro bezuschusst. Neu ist die innovative, ertragsabhängige Förderung für Solarkollektoren – es zählt also nicht mehr nur deren Größe, sondern die tatsächliche Wärmeausbeute der Anlage.
  • Moderner Kessel, traditionsreiches Material – Pellets, Schnitzel und Scheitholz: Heizen mit Holz? Da denken viele zuerst an den offenen Kamin oder die traditionelle Ofenheizung. Doch auch eine moderne Zentralheizung kann mit dem nachwachsenden Rohstoff befeuert werden. Ein üblicher Brennstoff sind Holzpellets. Sie haben einen Durchmesser von maximal 25 Millimetern und bestehen aus zusammengepressten Holzresten – praktisch wie sehr, sehr kleine Holzbriketts. Eine Alternative sind die sogenannten Holzhackschnitzel; auch die Investition in einen besonders effizienten Scheitholzvergaserkessel – in dem übrigens dasselbe Holz wie im Kamin verfeuert wird – ist über das MAP förderfähig. Je nach Technologie variiert die Höhe des Zuschusses – für einen Pelletkessel mit Wärmespeicher gibt es beispielsweise mindestens 3.500 Euro.
  • Wärme aus unerschöpflichen Quellen – die oberflächennahe Geothermie: Auf den ersten hundert Metern unter der Erdoberfläche liegt die Temperatur bei nur rund 10 Grad Celsius. Dennoch lässt sich mit dieser Erdwärme das Haus auf angenehme Temperaturen bringen: Eine Wärmepumpe verstärkt die Wärmeenergie aus der Umwelt und überträgt sie auf ein Heizmedium wie Wasser. Das Haus kann so mit Warmwasser versorgt werden, aber auch über eine Fußbodenheizung wohlig warm werden. Über das MAP bekommen Sie zum Beispiel für den Bau einer Erdwärmepumpe einen Zuschuss von mindestens 4.000 Euro.