Gutachten: Versorgungssicherheit beim Strom gewährleistet

Kann die Nachfrage nach Strom hierzulande auch in Zukunft gedeckt werden oder drohen Engpässe? Diese Frage muss im regionalen und europäischen Kontext beantwortet werden, unterstreichen zwei aktuelle Veröffentlichungen. Beide kommen zum Ergebnis: Die Versorgungssicherheit auf dem deutschen Strommarkt ist in den nächsten Jahren auf höchstem Niveau gewährleistet.

Strommasten auf grüner Wiese© BMWi/ Holger Vonderlind

Pentalaterales Energieforum: Erster Versorgungssicherheitsbericht

Bis ins Jahr 2021 reicht die Prognose des ersten Versorgungssicherheitsberichts des "Pentalateralen Energieforums": Er untermauert die Analysen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, dass in Deutschland sowohl gegenwärtig als auch 2020/2021 keine Engpässe bei der Versorgungssicherheit bestehen.

Im 2005 gegründeten Pentalateralen Forum arbeiten unter dem Vorsitz der zuständigen Ministerien Regulierungsbehörden, Netzbetreiber, Strombörsen und weitere Marktakteure aus den Beneluxstaaten, Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz zusammen, um die regionale Strommarktintegration voranzubringen. Für den Bericht wurden erstmals die gemeinsamen Erzeugungskapazitäten im Strombereich betrachtet und dabei auch die wechselseitigen Einflüsse im Binnenmarkt berücksichtigt. Ein großer Vorteil des Binnenmarkts: die Höchstnachfrage nach Strom in den Ländern tritt erfahrungsgemäß nicht gleichzeitig auf, so dass Strom aus den Nachbarstaaten maßgeblich dazu beiträgt, die inländische Nachfrage zu decken.

Baake: Neue Lösungsansätze bei der Strommarktflexibilisierung

Der Staatsekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Rainer Baake: "Der erste gemeinsame Versorgungssicherheitsbericht ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem tiefer integrierten und besser funktionierenden Binnenmarkt für Strom und damit vor allem auch für die grenzüberschreitende Gewährleistung der Versorgungssicherheit. Angesichts der großen Herausforderungen bei der Flexibilisierung des Strommarktes müssen wir uns stärker in regionalen Clustern auf neue Lösungsansätze einigen."

Der Bericht des Pentalateralen Energieforums liefert eine wichtige Basis für eine einheitliche Definition und ein gemeinsames Monitoring der Versorgungssicherheit in Europa. Die Übertragungsnetzbetreiber haben sich in intensiven Diskussionen auf gemeinsame Annahmen und methodische Ansätze geeinigt. Auch die Europäische Kommission hat in ihren jüngsten Überlegungen zur Energieunion das Bestreben nach regionaler anstelle rein nationaler Bemessung und Gewährleistung von Versorgungssicherheit unterstützt.

BMWi-Gutachten setzt Maßstäbe mit neuem Berechnungsverfahren

Eine noch längerfristige Perspektive, nämlich bis ins Jahr 2025, hat ein im Auftrag des BMWi veröffentlichtes Gutachten über die Versorgungssicherheit in Deutschland und den Nachbarstaaten, das ebenfalls in der vergangenen Woche erschienen ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Stromnachfrage in Deutschland bis 2025 jederzeit gedeckt ist, liegt demnach bei nahezu 100 Prozent – auch im internationalen Vergleich höchstes Niveau. Grundlage des Gutachtens ist ein neues Berechnungsverfahren, das auch die Effekte des grenzüberschreitenden Stromaustauschs abbildet. Damit setzt das Gutachten neue Maßstäbe für das Monitoring und die Bewertung von Versorgungssicherheit. Das Gutachten zeige, dass Versorgungssicherheit europäisch betrachtet werden müsse, unterstrich Staatssekretär Rainer Baake. "Es verdeutlicht damit auch die Bedeutung europäischer und regionaler Kooperation in Strommarktfragen."

Monitoring von Versorgungssicherheit grenzüberschreitend betrachten

Das Gutachten wurde von den Beratungsunternehmen Consentec und R2B Energy Consulting im Auftrag für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) erstellt. Es untersucht, wie sich die Versorgungssicherheit in Deutschland und seinen Nachbarländern bis 2025 voraussichtlich entwickeln wird. Basis sind die "best-guess"-Prognosen des europäischen Verbandes der Übertragungsnetzbetreiber, ENTSO-E. Das Gutachten zeigt, dass ein Monitoring von Versorgungssicherheit nur grenzüberschreitend sinnvoll gestaltet werden kann, da das deutsche Stromnetz eng mit den Netzen der Nachbarstaaten verbunden ist, der Strom im europäischen Strommarkt grenzüberschreitend gehandelt wird und länderübergreifende Ausgleichseffekte erheblich zur Versorgungssicherheit beitragen. Durch den länderübergreifenden Stromaustausch kann Versorgungssicherheit zudem zu insgesamt geringeren Kosten gewährleistet werden.