In der Diskussion: Strommarkt 2.0 und Kapazitätsmarkt

Der Strommarkt durchläuft eine Phase des Übergangs: Die schwankende Stromerzeugung aus Wind und Sonne sowie die Einbettung in den europäischen Zusammenhang bringen neue Herausforderungen. Wie können wir dafür sorgen, dass die Stromversorgung trotzdem zuverlässig und bezahlbar bleibt - darum geht es bei der aktuellen Diskussion um das Strommarktdesign.

Videobeitrag: Staatssekretär Rainer Baake in der Diskussion zum zukünftigen Strommarktdesign (© EUROFORUM)

Der Strommarkt befindet sich im Umbruch und steht damit vor neuen Herausforderungen: Die Kernkraftwerke in Deutschland gehen in den nächsten Jahren vom Netz, Wind- und Sonnenenergie übernehmen mehr Verantwortung – obwohl ihr Ertrag schwankt – und die europäischen Märkte wachsen weiter zusammen. Der Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage, zwischen Erzeugung und Verbrauch, muss auch unter diesen veränderten Bedingungen funktionieren – zum Beispiel, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Daher muss der "Strommarkt für die Energiewende" neu gestaltet werden. Damit auch in Zukunft immer genügend Strom im Netz vorhanden ist, steht unter anderem eine Grundsatzentscheidung an: Wollen wir einen optimierten Strommarkt ("Strommarkt 2.0") mit einem rechtlichen Rahmen, auf den Investoren vertrauen können, und in dem die Stromkunden über ihre Nachfrage bestimmen, wie viele Kapazitäten vorgehalten werden? Oder wollen wir zusätzlich einen zweiten Markt etablieren, auf dem Akteure auch für das Bereithalten von Kapazitäten vergütet werden ("Kapazitätsmarkt")?

Brauchen wir in Zukunft sogar diesen Kapazitätsmarkt, damit die Stromversorgung weiter sicher und kosteneffizient bleibt? Um diese Frage drehte sich die Diskussion auch bei der Handelsblatt-Jahrestagung Energiewirtschaft Mitte Januar. Die politische Entscheidung darüber ist noch offen, betonte der Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Rainer Baake (siehe Video). Nicht nur konventionelle Kraftwerke, sondern auch Speichertechnologien und flexible Verbraucher könnten in Zeiten hoher Nachfrage für zusätzliche Kapazitäten am Markt sorgen, machte Baake deutlich. "Es ist unsere Aufgabe, dafür einen Wettbewerbsmarkt zu organisieren", sagte er. Kraftwerke, die nicht erforderlich sind, sollten über Kapazitätsmärkte nicht am Leben gehalten werden.

Noch bis zum 1. März 2015 läuft die Konsultation zum Grünbuch "Ein Strommarkt für die Energiewende": Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat damit eine breite und offene Diskussion mit allen beteiligten Akteuren eingeleitet, um eine fundierte politische Entscheidung über die zukünftige Gestaltung des Strommarkts zu ermöglichen. Voraussichtlich Ende Mai wird ein Weißbuch mit konkreten Maßnahmen vorliegen, das im Anschluss ebenfalls öffentlich konsultiert wird. Parallel bespricht das BMWi mit den Nachbarstaaten und der EU-Kommission gemeinsame Lösungen im Rahmen des europäischen Binnenmarkts.