Größter kommerzieller Batteriespeicher Europas in Betrieb

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat in Schwerin den größten kommerziellen Batteriespeicher Europas eingeweiht. Er kann fünf Megawattstunden Strom speichern und so vor allem kurzfristige Schwankungen im Netz ausgleichen.

Bundesminister Sigmar Gabriel, Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern Erwin Sellering, Wemag-Vorstand Thomas Pätzold und Vorstandsmitglied der Younicos AG Clemens Triebel bei der Einweihung des größten kommerziellen Batteriespeicher Europas inBundesminister Sigmar Gabriel zusammen mit dem Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern Erwin Sellering (l.), Wemag-Vorstand Thomas Pätzold (2.v.l.) und Vorstandsmitglied der Younicos AG Clemens Triebel (r.) © picture alliance/ dpa

Wind und Sonne spielen mittlerweile eine tragende Rolle bei unserer Stromversorgung – doch die gelieferte Energie ist naturgemäß unbeständig. Lässt sie sich je nach Bedarf zwischenzeitlich "konservieren"? Klar ist: Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien muss auch das Stromversorgungssystem flexibler werden und sich an diese Fluktuationen anpassen. Hier helfen Speichertechnologien wie zum Beispiel Batteriespeicher. Wenn der Ertrag aus Windkraft und Photovoltaik schwankt, können solche Speicher kurzfristig einspringen, den notwendigen Strom bereitstellen und damit die Netzfrequenz stabilisieren. Die Batteriespeicher tragen damit zur Integration der erneuerbaren Energien bei.

In der vergangenen Woche nahm Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, in Schwerin den derzeit größten kommerziellen Batteriespeicher mit einer Kapazität von fünf Megawattstunden in Betrieb. Aufgebaut ist die vollautomatische Anlage aus 25.600 Lithium-Ionen-Akkuzellen, wie sie zum Beispiel in Laptops verbaut sind. Bundesminister Gabriel: "Der Speicher wird eine wichtige Aufgabe übernehmen – für die Energiewende insgesamt und für die Versorgungssicherheit hier vor Ort. Speicher sind ein wichtiges Element im Umgang mit der schwankenden Stromerzeugung durch erneuerbare Energien. Sie machen unser Stromsystem flexibler, weil sie dabei helfen, schnell auf unterschiedliche Erzeugungs- und Verbrauchssituationen reagieren zu können," sagte Gabriel.

Wirtschaftlichkeit beim Betrieb von Speichern ist zentral

Noch sind Batteriespeicher besonders kostenintensiv. Ihre zukünftige Bedeutung im Energiesystem hängt daher nicht nur von Fortschritten bei der Forschung und den Technologien ab. Zentral ist auch, dass sie Funktionalität und Wirtschaftlichkeit in der Praxis beweisen. In Schwerin hob Bundesminister Gabriel daher den von den Unternemen in Aussicht gestellten wirtschaftlichen Betrieb des neuen Speichers hervor und die damit verbundene Signalwirkung für weitere Projekte. Der Speicher wurde durch das Bundesumweltministerium mit rund 1,3 Millionen Euro, ca. einem Fünftel der Investitionssumme, gefördert. Jetzt soll die Anlage profitabel betrieben werden können. Wichtig für die zugrundeliegende Kalkulation war die 20-jährige Garantie für die Akkuzellen, die der Hersteller übernommen hat.

Eine beispielhafte Kooperation: Kommunaler Versorger und Start-up

Das Batteriekraftwerk der WEMAG AG sei auch ein gutes Beispiel für das Engagement kommunaler Energieversorger für die Energiewende, das auch andernorts in Deutschland Schule machen könne, sagte Gabriel. Der Batteriespeicher ist zugleich ein Beispiel für neue unternehmerische Ideen, Konzepte und Geschäftsfelder, die durch den Wandel des Stromsystems entstehen können: Der regionale Schweriner Energieversorger hatte das Projekt beim Berliner Start-up Younicos in Auftrag gegeben, das ein "schlüsselfertiges Batteriekraftwerk" mit einer zentralen Steuer- und Überwachungseinheit aus Eigenentwicklung lieferte. Das 2008 gegründete Unternehmen hat sich auf die Netz- und Systemintegration von erneuerbaren Energien mit Batteriespeichersystemen spezialisiert. Zuletzt hatte eine im Mai veröffentlichte Studie im Auftrag des BMWi den Beitrag von Start-ups zur Energiewende unterstrichen.

Bedeutung der Batteriespeicher für die Energiewende

Bei Speichertechnologien ist die Unterscheidung in Kurz- und Langzeitspeicher grundlegend. Kurzzeitspeicher können innerhalb eines Tages mehrfach Energie aufnehmen und wieder abgeben, bieten aber in der Regel nur ein begrenztes Speichervolumen. Langzeitspeicher (etwa Pumpspeicher, Power-to-Gas-Technologien), müssen dagegen in der Lage sein, elektrische Energie auch über mehrere Tage oder Wochen zu speichern, um zum Beispiel lange Windflauten zu überbrücken. Der Batteriespeicher in Schwerin stellt als Kurzzeitspeicher sogenannte Primärregelleistung zur Verfügung, er ermöglicht also die schnelle Stabilisierung bei kleinsten Schwankungen im Netz. Hier zahlt sich eine Stärke des elektro-chemischen Speichers Batterie aus: die geringe Reaktionszeit und die präzise Steuerung. Bisher übernehmen ganz überwiegend konventionelle Kraftwerke diese Primärregelleistung. Alternative Konzepte gewinnen daher mit der Energiewende und dem Ausbau der erneuerbaren Energien an Bedeutung.

BMWi fördert Forschung zu Speichertechnologien

Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt die Entwicklung von Speichertechnologien im Rahmen der "Förderinitiative Energiespeicher". Zudem fördert das BMWi kleine Batteriespeicher, die zusammen mit Photovoltaikanlagen errichtet werden. So kann der Eigenverbrauch maximiert und flexibler gestaltet werden, so dass zum Beispiel der in den Mittagsstunden erzeugte Solarstrom abends zum Kochen und Waschen genutzt wird. Die kleinen Batteriespeicher entlasten damit die Netze, weil weniger Strom transportiert werden muss. Auch die "Plattform Strommarkt" des BMWi untersucht im Zuge der künftigen Strommarkt-Gestaltung verschiedene Ansätze für die flexible Energiebereitstellung und  -nutzung  (siehe dort AG 2 Flexibilität).