Drei Fragen an den 10.000sten Energieeffizienz-Experten

Der Diplom-Ingenieur Guido Mrziglod ist der 10.000ste Energieeffizienz-Experte in der Experten-Datenbank für Förderprogramme des Bundes. Im Interview spricht er über seine Qualifikationen, seine Erfahrungen und die hohen Einsparmöglichkeiten durch Effizienzmaßnahmen.

Portraitfoto MrziglodEnergieeffizienz-Experte: der Diplom-Ingenieur Guido Mrziglod © privat

Herr Mrziglod, Sie sind der 10.000 Energieeffizienz-Experte. Was qualifiziert Sie für diese Tätigkeit?
Als Architekt habe ich mich seit 2007 mit einem Ingenieurbüro für Bauphysik unter anderem auf das Thema Wärmeschutz spezialisiert. In unserem Zweierbüro arbeiten wir im Bereich Wärmeschutz für Nichtwohngebäude wie Büros und Verwaltungsgebäude, aber auch für Wohnprojekte von Investoren. Viele Investoren legen hohen Wert auf die Effizienz-Standards der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – weniger wegen der damit verbundenen Förderung, sondern auch als späteres Argument gegenüber Interessenten und Käufern. Damit wir in die Expertenliste aufgenommen werden, hat sich unser Büro mit zwei besonders energieeffizienten Referenzobjekten beworben. Außerdem bilde ich mich regelmäßig fort. Dazu kommt die praktische Erfahrung: Unser Büro betreut pro Jahr rund 50 Projekte im Energie-Effizienzbereich.

Was macht eine gute Energieeffizienzberatung aus?
Das Wichtigste ist, auf die individuellen Gegebenheiten einzugehen, denn es hat keinen Sinn, Projekte mit Rezepten von der Stange und Allgemeinplätzen abzuwickeln. Und es ist immer ein Abwägen zwischen den eingesetzten Mitteln und den erzielbaren Energiekosteneinsparungen: Gerade im Denkmalbereich braucht man vernünftige energetische Ziele, um die architektonische und die bauliche Qualität der Gebäude zu erhalten. Bei der Energieberatung ist es zudem wichtig, die technischen Anlagen des Gebäudes zu berücksichtigen, weil hier früher viele Potenziale übersehen wurden.

Können Sie ein Beispiel aus Ihrer Arbeit nennen?
In Nichtwohngebäuden sind in der Regel größere lüftungstechnische Anlagen verbaut. Durch ineffektive Ventilatoren, Befeuchtungsanlagen oder fehlende Wärmerückgewinnung entsteht ein hoher Strombedarf. Ein Beispiel aus einem unserer Projekte: In einem Verwaltungsgebäude wurde die alte Lüftungsanlage – die dafür gar nicht geeignet war – zum Kühlen der Serverräume verwendet. Das hat hohe Stromkosten nach sich gezogen. Nach der kompletten Umstellung der Kühlung konnten 90 Prozent davon eingespart werden. Bei der Haustechnik gibt es sehr oft verdeckte Kosten – dort haben wir dann auch die größten Erfolge. Wird bei einer Energieberatung auch die Haustechnik einbezogen, können 40 bis 60 Prozent der Gesamtenergiekosten reduziert werden, allein durch Dämmung sind es schon 10 bis 30 Prozent.