Smart Grid im Modellversuch in Aachen

Zwölf Partner erproben derzeit in Aachen ein Smart Grid in der Praxis. Sie versprechen sich vom Projekt wichtige Erkenntnisse zu Aufbau und Betrieb eines solchen Netzes in einem realen städtischen Verteilnetz.

Inbetriebnahme des ersten regelbaren Ortsnetztransformators in AachenSie nehmen den ersten regelbaren Ortsnetztransformator in Aachen in Betrieb (v. l.): Dr. Thomas Smolka, Maschinenfabrik Reinhausen GmbH, Marcel Philipp, Oberbürgermeister der Stadt Aachen, Prof. Dr. Armin Schnettler, IFHT, RWTH, und Dr. Peter Asmuth, STAWAG-Vorstand © Lachmann/STAWAG


Der Anfang Mai veröffentlichte Abschlussbericht zum BMWi-geförderten Forschungsprogramm "E-Energy" bestätigte erneut: Informations- und Kommunikationstechnologien sind integraler Bestandteil der Energiewende. Denn nur intelligente Netze und Anlagen bieten die Flexibilität, die ein zukünftiges Energiesystem mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien braucht.

Einen wichtigen Schritt zur Praxiserprobung intelligenter Netze unternehmen derzeit die Stadtwerke Aachen und zwölf Partner aus Energiewirtschaft, Industrie und Forschung. Sie entwickeln im Projekt "Smart Area Aachen" ein Smart Grid für die Stadt. Dazu gehören nicht nur Kommunikations- und Messtechnik im Netz, sondern auch neue Konzepte zur Betriebsführung.

Im Stadtgebiet werden bis Mitte 2016 in sieben Teilprojekten Auswirkungen auf die Versorgungsqualität, den Netzbetrieb, die Netzplanung und die Wirtschaftlichkeit untersucht. Zu den Neuerungen gehören zum Beispiel Ortsnetzstationen mit intelligenter Fehler-Erkennung oder spannungsregelnde Transformatoren. Erforscht werden auch neue Planungs- und Instandhaltungsmethoden.

Spannungsregelbare Ortsnetzstation ist in Betrieb

Bereits seit Herbst 2013 ist der erste spannungsregelbare Ortsnetztransformator in Betrieb. Solche Trafos regeln traditionell die elektrische Spannung aus dem Mittelspannungsnetz auf die im Ortsnetz verwendete niedrigere Spannung (230 Volt) herunter. Die Neuerung: spannungsregelbare Trafos können das Übersetzungsverhältnis im laufenden Betrieb ändern. Das ermöglicht mehr Einspeisung von Strom aus beispielsweise Photovoltaikanlagen, ohne dass die Netzspannung dadurch zu stark schwankt. In einem solchen Fall könnte zum Beispiel zu Hause das Licht flackern. Mit regelbaren Ortsnetztransformatoren passiert das nicht. Bis Mitte 2016 werden in diesem und sechs weiteren Teilprojekten noch weitere intelligente Netztechnologien auf ihre Praxistauglichkeit erprobt. Ein Begleitforschungsteam koordiniert die Erkenntnisse von "Smart Area Aachen" zwischen den Teilprojekten und informiert die Fachwelt. Erste Betriebserfahrungen werden auf den Berliner Energietagen vorgestellt.

Präsentation auf Berliner Energietagen

Im Fokus der Berliner Energietage stehen die Themenfelder Energieeffizienz und Klimaschutz. Sie finden vom 19. bis 21. Mai 2014 im Berliner Ludwig-Erhard-Haus statt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie richtet am Dienstag, 20. Mai, eine Vortragsreihe mit den Schwerpunkten Energienetze, Wärmenetze und dezentrale Energiesysteme aus. Im Rahmen dieser Vortragsreihe werden erste Betriebserfahrungen des Smart Grids aus Aachen vorgestellt.