Erdwärme statt Kohle

Die Kommune Willich nutzt konsequent die guten Erdwärmepotenziale vor Ort. Dafür wurde sie kürzlich als "Energie-Kommune" ausgezeichnet. Bundesweite Förderprogramme helfen auch an anderen Standorten.

Panoramaaufnahme der "Energie-Kommune" Willich auf dem ehemaligen StahlwerkgeländeEhemaliges Stahlwerk Willich © Stadt Willich


Das Gelände des ehemaligen Stahlwerks Becker in Willich. Zu Kaisers Zeiten wurde hier noch Stahl gekocht und Blech gewalzt. Heute steht hier ein Gewerbepark mit vielen Unternehmen rund um erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Ein zentrales Element des Gewerbeparks ist das Gründerzentrum an der Wasserachse, in dem auch das Geothermiezentrum Willich beheimatet ist. Hier können sich Interessierte umfassend über die Möglichkeiten der Erdwärmenutzung informieren. Und dafür gibt es in der Stadt in Nordrhein-Westfalen hervorragende Bedingungen.

Denn dank der Ablagerungen des Rheins liegen hier enorme Erdwärme-Potenziale. Innerhalb der letzten knapp zwei Millionen Jahre lagerten sich entlang des mäandrierenden Rheins mächtige Flusssedimente ab. Sande und Kiese des Rheins bilden am Standort Willich die oberen ca. 30 bis 50 Meter der geologischen Ablagerungen. Dank dieser Ablagerungen entstand ein ergiebiger Grundwasserleiter, der auch als mächtiger Energiespeicher dient.

Erdwärme lohnt sich

Aufgrund der geologisch günstigen Bedingungen sind in Willich schon mehr als 500 geothermische Wärmeprojekte umgesetzt. Rechenbeispiele des Geothermiezentrums zeigen, dass sich die Nutzung der Erdwärme auch finanziell lohnt. So kann ein örtliches Gewerbeunternehmen mit einer Nutzfläche von ungefähr 1.000 Quadratmetern dank einer Erdwärmepumpe die jährlichen Energiekosten um fast 6.000 Euro senken. Eine Familie in einer Doppelhaushälfte mit 150 Quadratmetern spart immerhin ca. 800 Euro im Jahr.

Die in der 50.000-Einwohner-Stadt umgesetzten Projekte umfassen alle Größenordnungen: von Erdwärmepumpen für Einfamilienhäuser, über größere Wärmelösungen für gewerbliche und kommunale Gebäude bis hin zu Wärmenetzen für ganze Quartiere. Für dieses Engagement wurde die 50.000-Einwohner-Stadt kürzlich sogar ausgezeichnet. Sie ist jetzt eine der "Energie-Kommunen" der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). "Am Niederrhein liegt nicht nur die klimaschädliche Braunkohle, sondern auch eine saubere Alternative", so Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der AEE. "Willich nutzt das saubere Potenzial der Erdwärme und liefert damit ein erfolgreiches Beispiel für einen klimafreundlichen Strukturwandel."

Staatliche Förderprogramme helfen

Erdwärme lohnt sich an vielen Standorten, nicht nur in Nordrhein-Westfalen. Informationen zu den Potenzialen vor Ort bieten in der Regel die Umweltministerien oder geologischen Dienste der Bundesländer. Die Bundesregierung fördert Investitionen mit einem Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien im Wärmemarkt. Die Zuschüsse richten sich nach der Leistung der Wärmepumpen und werden vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) vergeben. Förderfähig sind Wärmepumpen, die in bestehenden Gebäuden installiert werden. Sie müssen außerdem ihre technischen Werte durch ein Prüfzertifikat nachweisen.

Das Marktanreizprogramm lässt sich mit günstigen Krediten der bundeseigenen KfW-Bank im Programm "Effizienzhaus" kombinieren. So rechnen sich die anfänglichen Mehrkosten oft schon nach 10 Jahren. Und das bei hervorragender Umweltbilanz und Unabhängigkeit von möglichen Heizkostensteigerungen. Eine Rechnung, die an vielen Orten Deutschlands aufgeht.