Emissionen haben ihren Preis

Wie lassen sich Abgaben für CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen sozial gerecht und klimafreundlich gestalten? Das untersucht jetzt ein Forschungsprojekt zum CO2-Preis. Es beleuchtet dabei auch die gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Folgen der CO2-Bepreisung.

Zapfsäulen in verschiedenen Farben© iStock.com/deepblue4you

Jeder gesellschaftliche Wandel beginnt und endet mit den Menschen, die ihn gestalten. Das gilt besonders für die Energiewende, bei der sich nicht nur einfach die Quellen für Strom, Wärme oder Kraftstoffe von fossilen zu erneuerbaren Ressourcen wandeln. Jeder Einzelne kommt alltäglich mit diesem Mammut-Projekt in Berührung. Sei es durch die Solaranlage auf dem Dach, das Elektroauto in der Garage, den energieeffizienten Kühlschrank in der Küche oder Windräder in der eigenen Region. Die Energiewende ist überall. Damit sie funktioniert, ist die Akzeptanz und Unterstützung der Gesellschaft unverzichtbar.

Je enger die Bereiche Strom, Wärme und Verkehr durch die Energiewende zusammenwachsen, umso wichtiger wird eine gerechte, sozialverträgliche und klimafreundliche Gestaltung der Energiepreise. Das gilt vor allem für das Reduzieren des persönlichen, gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen CO2-Fußabdrucks.

Während Windräder und Solarmodule sichtbar für jeden Einzelnen die Energiewende symbolisieren, ist ein unsichtbares Gas Dreh- und Angelpunkt für diesen Wandel: Kohlenstoffdioxid (CO2). Es wird seit jeher durch natürliche Prozesse freigesetzt - beispielsweise durch Pflanzen oder Tiere. Seit der Industrialisierung trägt auch der Mensch viel dazu bei und beeinflusst so das Klima. Das Gas sammelt sich in immer größeren Mengen in der Erdatmosphäre - auch durch das Verbrennen fossiler Ressourcen. Die Atmosphäre spiegelt die Wärme der Erde durch den hohen CO2-Anteil auf die Erdoberfläche zurück, statt sie in das Weltall abzugeben. Das verändert das Klima und hat negative Auswirkungen auf unsere Ökosysteme. Auch Wetterphänomene nehmen dadurch zu.

Wie kann ein CO2 Preis helfen?

Eine Maßnahme für mehr Klimaschutz und weniger Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre ist es, den CO2-Emissionen, die durch das Verbrennen fossiler Energieträger entstehen, einen Preis zu geben. Die Bundesregierung hat deshalb für Deutschland im Rahmen des Klimaschutzprogramms eine Abgabe pro Tonne CO2 für Unternehmen eingeführt, die Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel verkaufen. Seit Beginn des Jahres 2021 funktioniert das zunächst mit festen Zertifikatspreisen, ab 2026 dann innerhalb eines nationalen Emissionshandels. Das gilt vor allem für die Wärmeerzeugung in Gebäuden und den Verkehrssektor. Auch einige europäische Nachbarländer sowie Australien, Kanada, Mexiko und Südafrika setzen bereits auf eine solche Maßnahme.

Wie wirkt der CO2-Preis?

Doch wie hoch muss der Preis für CO2-Emissionen sein, um effektiv, sozial gerecht und akzeptabel zu sein? Wie wirkt sich das kurz- und langfristig auf einzelne Haushalte und die ganze Volkswirtschaft aus? Wie begegnet man Ängsten vor ökonomischen Mehrbelastungen? Welche Preisgestaltung und Rückverteilungskonzepte für die Einnahmen sind am erfolgversprechendsten? Diese Fragen untersucht das Forschungsteam des Projekts CO2-Preis. Mit dem Vorhaben wollen die beteiligten Partner unter anderem dazu beitragen, die Akzeptanz einer CO2-Bepreisung in der Gesellschaft zu steigern.

Dabei arbeiten die Forschenden bereichsübergreifend, um ein umfassendes Bild von allen wichtigen Aspekten zu bekommen. Dazu gehören Gespräche mit Schlüsselpersonen und Experten, Systemanalysen (Simulations- und Optimierungsmodelle) und Analysen zur Bewertung von Chancen, Risiken, Stärken und Hemmnissen der unterschiedlichen CO2-Bepreisungsvarianten. Aktuell bereiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dafür eine Befragung mit rund 8.000 Teilnehmenden vor. Im Projekt soll außerdem ein Tool zur Berechnung der individuellen Effekte eines CO2-Preises auf einzelne Haushalte entwickelt werden. Damit will das Forschungsteam ein Konzept für ein CO2-Bepreisungsmodell schaffen, von dem möglichst viele Beteiligte überzeugt sind.

Das BMWi unterstützt die Arbeiten innerhalb des Forschungsschwerpunkts "Energiewende und Gesellschaft" des 7. Energieforschungsprogramms mit rund 1,5 Millionen Euro an Fördermitteln.