Zählbare Effekte: Das bringen Smart Meter

Transparenz beim Stromverbrauch und keine nervigen Ablesetermine mehr: Smart Meter erleichtern den Alltag in Privathaushalten und erhöhen die Effizienz in Unternehmen. Sie bilden die digitale Infrastruktur und somit einen wichtigen Eckpfeiler für die weitere Digitalisierung der Energiewende.

Vater mit Kind und iPad.© Gettyimages

Noch hängt in den meisten deutschen Haushalten ein bis zu 30 Jahre alter Stromzähler im Flur oder im Keller. Zu welcher Tageszeit der Energieverbrauch im Haushalt am höchsten ist und wie gegebenenfalls Energie eingespart werden kann, lässt sich mit einem solchen analogen Zähler nicht nachvollziehen. Die aktuellen Stromrechnungen zeigen sowieso nur den Zählerstand vom jährlichen Ablesetermin. Wer nachzahlen muss, wird von der Forderung oft kalt erwischt. Und auch viele Unternehmen haben bislang kein detailliertes Bild ihres Energieverbrauchs.

Das ändert sich jetzt: Alle Stromkunden mit einem Stromverbrauch von mehr als 6.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr werden ab sofort verpflichtend mit einem intelligenten Messsystem ausgestattet. Privathaushalte mit einem geringeren Verbrauch erhalten zunächst nur einen digitalen Stromzähler (Fachbegriff "moderne Messeinrichtung"). Sie können aber optional mit einem Smart Meter ausgerüstet werden. Die neue Technik lohnt sich in vielerlei Hinsicht.

Den Energieverbrauch genau im Blick

Mit Smart Metern können private und gewerbliche Verbraucher ihren Energieverbrauch viel genauer und transparenter nachvollziehen als bisher. Der Stromverbrauch wird in kurzen Zeitabständen gemessen und gespeichert. Stromverbräuche verschiedener Zeiträume können dann miteinander verglichen werden. So lassen sich in Haushalt oder Gewerbe Einsparpotentiale aufdecken – Stromfresser ade! Die Verbrauchsdaten werden übersichtlich dargestellt und können ausgewertet werden. Smart Meter können aber mehr als nur messen: Sie bilden künftig eine gesicherte Plattform für neue, digitale Leistungen z. B. Smart-Home-Dienste.

Keine Ablesung in der Wohnung mehr nötig

Die Verbrauchsdaten für die Stromrechnung werden gemäß des Stromvertrags automatisiert vom Smart Meter an Netzbetreiber und Energieversorger gesendet, mindestens aber einmal pro Jahr – die Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit sind dabei vergleichbar mit denen des Online-Bankings. Das Ablesen des Zählerstands in der Wohnung oder im Unternehmen ist nicht länger nötig. Das spart Mühe, Zeit und Geld.

Die Kommunikationseinheit des Smart Meters – das sogenannte Smart-Meter-Gateway – ist so ausgelegt, dass zukünftig auch die Verbrauchsdaten von Gas- , Heizungs- und Wasserzählern verarbeitet werden können. Wenn der Messstellenbetreiber diesen Service anbietet, können beim Kunden also mit einem Gerät alle Verbrauchsdaten ausgelesen und an die Versorger übermittelt werden.

Auch Abschlags- und Nachzahlungen lassen sich mit Smart Metern durch regelmäßige Abrechnungen oder Prepaid-Tarife vermeiden – vorausgesetzt, der Nutzer stimmt einer entsprechend häufigeren Messwertübermittlung zu. Es wird z.B. am Ende des Monats genau das bezahlt, was im vorangegangenen Monat auch verbraucht wurde. Böse Überraschungen einer Jahresabrechnung, bei der vielleicht nachgezahlt werden muss, gehören damit der Vergangenheit an.

Das Energiesparen fällt leichter

So wie Bankkunden regelmäßig auf ihr Konto schauen, um Ein- und Ausgaben im Blick zu behalten, können Stromkunden künftig dank Smart Meter ihren Energieverbrauch so oft checken wie sie möchten. Das erleichtert das Stromsparen. Denn nur wer sein Verbrauchsverhalten kennt, kann dieses auch anpassen, Stromfresser gegen energieeffiziente Geräte austauschen und so sparen. Zudem können sich Stromkunden für flexible Stromtarife entscheiden, sodass sie zu bestimmten Zeiten den Strom besonders günstig erhalten – die Abwicklung erfolgt automatisch über das Smart Meter.

Pilotprojekte haben bereits den Nutzen in der Praxis gezeigt. So hat etwa ein Messstellenbetreiber zwei Jahre lang die neue Messtechnik in rund 1.000 Privathaushalten auf Rügen und Fehmarn, in Sachsen-Anhalt und in Niederbayern getestet. Das Feedback der Haus- und Wohnungseigentümer fiel gut aus: Mehr als 80 Prozent der Kunden haben den Einbau eines Smart Meters sehr positiv oder überwiegend positiv aufgenommen. "Die eingebauten Geräte funktionieren sehr stabil und liefern alle gewünschten Messwerte", sagt Programmleiter Dr. Joachim Hausberg. Die Smart Meter übertragen – mit dem Einverständnis des Kunden – Viertelstundenwerte des Stromverbrauchs an ein Onlineportal, wo sie grafisch dargestellt werden. So können die Kunden Verbrauchsspitzen erkennen und durch verändertes Verhalten Einsparpotenziale realisieren.

Die Vorteile von Smart Metern für Privathaushalte auf einen Blick:

  • Mehr Transparenz beim Energieverbrauch
  • Einsparpotential besser identifizieren, Energieeffizienz steigern
  • Bessere Steuerung der Stromnetze spart den Endverbrauchern Geld
  • Ablesetermine vor Ort entfallen
  • Abschlags- und Nachzahlungen können vermieden werden
  • Energieversorger können flexible Stromtarife anbieten, mit denen die Stromnutzung zu bestimmten Zeiten günstiger wird
  • Sichere digitale Plattform für Zusatzdienste

Firmen und Kommunen können deutliche Energieeinsparungen erzielen

Unternehmen sowie Kommunen schaffen mithilfe des Smart Meters die technische Grundlage für ein intelligentes Energiemanagement. Sie müssen dafür nicht länger gesonderte und teure Technik aus dem Industriebereich installieren, sondern können auf eine Alternative zurückgreifen. So lassen sich bereits nach kurzer Zeit deutliche Energieeinsparungen erzielen.

Dass das funktioniert, zeigen Kommunen wie das baden-württembergische Oberrot. Die Gemeinde gehört zu den 113 Kommunen, in denen der grundzuständige Messstellenbetreiber intelligente Messtechnik getestet hat. Dazu wurden in den kommunalen Liegenschaften Smart Meter installiert. Sie liefern der Gemeinde Informationen zum Energie- und Wasserverbrauch. So können die Verbräuche überwacht und Stellschrauben identifiziert werden, mit Hilfe derer sich die Energieeffizienz erhöhen lässt. Noch ein Vorteil: Werden Räume wie der Bürgersaal vermietet, können die Energiekosten dank Smart Meter nun exakt ermittelt und dem Nutzer in Rechnung gestellt werden.

Strom lässt sich einfacher auf dem Markt anbieten

Ein weiterer Vorteil für Unternehmen, die selbst Strom erzeugen: Die Erzeugung und Einspeisung von Strom in das Netz lassen sich mit Smart Metern zukünftig besser managen. Unternehmen können so Strom, den sie selbst nicht brauchen, leichter auf dem Markt anbieten und sich so zusätzliche Einnahmequellen erschließen.

Die Vorteile von Smart Metern für Unternehmen und Kommunen auf einen Blick:

  • Schaffen die Grundlage für ein modernes Energiemanagementsystem
  • Energiesparmöglichkeiten können identifiziert werden (Kosten für Smart Meter amortisieren sich rasch)
  • Fernauslese der Verbrauchsdaten reduziert den Aufwand
  • Für Selbstversorger: Einspeisung von überschüssigem Strom wird durch intelligentes Management erleichtert

Das Netz kann besser ausgelastet werden

Smart Meter erhöhen nicht nur die effiziente Stromnutzung in Privathaushalten und Unternehmen, sondern erfüllen auch wichtige Aufgaben für die Energiewende. Sie helfen unter anderem dabei, mehr Strom aus erneuerbaren Energien in die Netze aufzunehmen. Die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien schwankt naturgemäß stärker als die Stromproduktion in konventionellen Kraftwerken – Wind weht nun mal nicht gleichmäßig und auch die Sonneneinstrahlung ist nicht immer gleich stark. Strom soll aber dennoch kontinuierlich fließen. Das ermöglichen intelligente Stromnetze.

Bislang müssen die Netzbetreiber die Stromnetze für das Maximum der Belastung planen, basierend auf Erfahrungen und Prognosen. Smart Meter liefern den Netzbetreibern künftig aktuelle Netzzustandsdaten, so dass sie die Netze bedarfsorientiert betreiben, ihre Datengrundlage verbessern und entsprechend planen können. Darüber hinaus ermöglicht ein intelligentes Management, die bestehenden Leitungen optimal auszulasten. Das ist günstiger und effektiver, als landesweit neue Stromleitungen zu verlegen, wenn zukünftig z. B. vermehrt Wärmepumpen und Ladesäulen für Elektroautos installiert werden. Das reduziert die Zahl der Baustellen und vermeidet daraus resultierende höhere Netzentgelte für Stromkunden.