Was ist eigentlich eine Hybridleitung?

Zwei Fliegen mit einer Klappe oder, besser gesagt, zwei Sorten Strom mit einem Mastsystem – Hybridleitungen machen’s möglich. Wie diese Superleitungen funktionieren und wo sie in Deutschland erstmals zum Einsatz kommen, erklären wir hier.

Illustration: Erneuerbare Energien, Stromnetz und Verbraucher unter einer Lupe© BMWi

Darum geht’s: Hybridleitungen bringen Gleichstrom und Wechselstrom auf ein Mastsystem und beschleunigen damit den Netzausbau.

Ein Hybridplayer kann Schallplatten und CDs abspielen. So braucht man nicht zwei Abspielgeräte, sondern nur eins. Das erleichtert so manchem DJ die Arbeit. Zwei Medien mit derselben Infrastruktur nutzen – genau nach diesem Prinzip funktionieren auch Hybridleitungen. Auf einem Strommast werden zwei unterschiedliche Arten von Leitungen installiert: Leitungen für Gleichstrom und Leitungen für Wechselstrom. Das erleichtert und beschleunigt den Netzausbau, weil insgesamt weniger neue Stromtrassen gebaut werden müssen.

Bereits vorhandene Wechselstrommasten lassen sich mit vergleichsweise geringem Aufwand umrüsten, so dass sie künftig beide Stromarten transportieren können (dieser Erklärfilm der Bundesnetzagentur zeigt, wie das geht). Gleichstromleitungen eignen sich vor allem für den Transport über lange Strecken, weil die Übertragung besonders verlustarm ist. Auf kürzeren Strecken werden die günstigeren Wechselstromleitungen bevorzugt.

Erste Hybridleitung für die Stromautobahn "Ultranet"

In anderen Ländern werden Hybridleitungen bereits genutzt, bei uns kommt diese Technologie zum ersten Mal auf der neuen Stromautobahn "Ultranet" zum Einsatz. Die soll ab 2023 Strom von Osterath in Nordrhein-Westfalen nach Philippsburg in Baden-Württemberg transportieren. Im Zusammenspiel mit dem Leitungsvorhaben "A Nord", von Emden/Borßum nach Osterath, soll Strom vom windreichen Norden in den wirtschaftsstarken und damit verbrauchsintensiven Südwesten des Landes geleitet werden. Im Januar ist die Bundesfachplanung für den ersten Abschnitt zwischen Riedstadt und Mannheim-Wallstadt abgeschlossen worden. Die Entscheidung der Bundesnetzagentur für einen konkreten Trassenkorridor der vier weiteren Abschnitte folgt in Kürze.

Doch Bürgerinnen und Bürger, die in der Nähe des Leitungsvorhabens "Ultranet" wohnen, begegnen dem Projekt mitunter ablehnend und haben viele Fragen. Auch deshalb hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier auf seiner Netzausbaureise in der vergangenen Woche die beiden hessischen Gemeinden Idstein und Niedernhausen besucht, die an der Ultranet-Trasse liegen. Er wollte von den Bürgern direkt hören, wo der Schuh drückt.

Beschleunigung des Netzausbaus: Bundestag berät Gesetzentwurf

Im Bundestag haben derweil die Beratungen zum Gesetzentwurf zur Beschleunigung des Energieleitungsausbaus (NABEG) begonnen. Peter Altmaier: "Mit der Novelle beschleunigen wir die Verfahren, ohne dabei Umweltstandards – zum Beispiel zum Schutz vor elektrischen und magnetischen Feldern – abzusenken. Auch die Öffentlichkeit wird in den Verfahren weiterhin umfassend und frühzeitig eingebunden."

Eingebunden wird die Öffentlichkeit auch bei der Entwicklung des bundesweiten Netzentwicklungsplans 2019 mit Zieljahr 2030. Die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) haben Anfang Februar einen ersten Entwurf veröffentlicht. Bis zum 4. März 2019 läuft nun die öffentliche Konsultation, bevor die ÜNB ihren überarbeiteten Zweitentwurf bei der Bundesnetzagentur einreichen müssen. Auch danach können sich Bürgerinnen und Bürger noch einbringen, denn nach Prüfung wird die Bundesnetzagentur ihren Entwurf des Netzentwicklungsplans nochmals öffentlich konsultieren. Mehr dazu hier.