Was ist eigentlich ein "Interkonnektor"?

Käse aus Frankreich, Wein aus Italien, Strom aus den Niederlanden – in der EU alles möglich. Aber wie kommt der Strom überhaupt über die Grenze? Für nähere Informationen bitte hier entlang.

Illustration: Erneuerbare Energien, Stromnetz und Verbraucher unter einer Lupe© BMWi

Darum geht’s: Strom innerhalb der EU grenzüberschreitend transportieren

Wer innerhalb der EU von einem Land in ein anderes reist, kommt in der Regel ohne Kontrolle über die Grenze. Das gilt auch für Strom. Er kann zum Beispiel ungehindert von Deutschland nach Frankreich oder von Österreich nach Deutschland fließen. Genauso wie die EU-Bürgerinnen und Bürger braucht aber auch der Strom einen Grenzübergang – den sogenannten Interkonnektor.

Länder per Stromleitung verbinden

Ein Interkonnektor ist eine Stromleitung, die über die Grenze zweier benachbarter Länder führt. Entweder also eine Freileitung, die an Strommasten hängt, oder ein Erdkabel. In der EU sind die Übertragungsnetze aller Länder mit Interkonnektoren verbunden. Sie ermöglichen einerseits einen grenzüberschreitenden Stromhandel und erhöhen andererseits die Versorgungssicherheit. Wenn in Deutschland zum Beispiel gerade Windflaute herrscht, können wir Wasserkraftstrom aus den Alpenländern importieren. Wenn dagegen in Frankreich Knappheit bei der Stromerzeugung herrscht, unsere Windräder aber auf Hochtouren laufen, können wir Strom an unsere französischen Nachbarn exportieren. Übrigens: Seit 2003 hat Deutschland jedes Jahr mehr Strom exportiert als importiert, zuletzt fast 56 Milliarden Kilowattstunden. Das sind mehr als acht Prozent des deutschen Inlandsverbrauchs.

Deutschland als "Drehscheibe" in Europa

Die nationalen Übertragungsnetze und die verbindenden Interkonnektoren zwischen den Ländern bilden gemeinsam das europäische Verbundnetz. Deutschland liegt aufgrund seiner geografischen Lage mitten drin und ist deshalb eine Art Drehscheibe für Strom aus vielen anderen EU-Ländern. Entsprechend gut ist Deutschland mit Interkonnektoren ausgestattet – besonders an den Grenzen nach Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Frankreich.

Darüber hinaus sind bereits weitere neue Interkonnektoren geplant. Prominente Beispiele sind das NordLink-Vorhaben zwischen Deutschland und Norwegen und das ALEGrO-Vorhaben zwischen Deutschland und Belgien (eine komplette Übersicht finden Sie im Netzentwicklungsplan). Damit soll auch ein Beschluss der EU-Kommission umgesetzt werden: Bis 2020 muss jeder Mitgliedsstaat in der Lage sein, zehn Prozent seiner Stromproduktionskapazität über die Landesgrenze zu transportieren. Dadurch soll der europäische Stromhandel weiterwachsen und eine Energieunion ähnlich des europäischen Binnenmarktes entstehen. Deutschland hat zwar in absoluten Zahlen die meisten Interkonnektoren aller EU-Länder, erreicht damit aber derzeit noch nicht die 10-Prozent-Marke. Hier sind die kleineren Länder mit einer niedrigen Stromproduktionskapazität klar im Vorteil: Ihnen reichen oft die wenigen bereits bestehenden Interkonnektoren, um die EU-Vorgaben zu erfüllen.