Zypries: "Keine Entwicklung wird die Energiewende so stark beeinflussen wie die Digitalisierung"

Weichen für die Energiewelt von morgen stellen: Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries über die Herausforderungen für die nächste Legislaturperiode.

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries beim BDEW-Kongress.© BDEW

"Keine Entwicklung wird die Energiewende so sehr beeinflussen wie die Digitalisierung", betonte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries in der vergangenen Woche in ihrer Rede beim Kongress des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft). Die Energiewende tauglich zu machen für den Energiebedarf eines Industrielandes auf dem Weg in die Digitalisierung – das sei die Maßgabe für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), sagte Zypries. Das Energiesystem der Zukunft brauche digitale Lösungen, um Erzeugungsanlagen intelligent mit Verbrauchern oder Speichern zu verknüpfen. Auch würden digitale Lösungen benötigt, um Effizienzziele zu erreichen.

Neue Perspektiven für Start-ups und etablierte Unternehmen

Der Bundestag habe mit dem Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende einen stabilen Rahmen für den digitalen Wandel im Energiesektor geschaffen, damit wir in Deutschland die damit einhergehenden Chancen nutzen können. Die Digitalisierung werde neue Geschäftsmodelle hervorbringen, nicht nur bei großen Energieversorgern, sondern gerade bei Start-ups, so Zypries. Eine Vernetzung neuer und etablierter Unternehmen bringe uns in der Wirtschaft am besten voran. Diesem Ziel werde auch der "Future Energy Accelerator" dienen. Mit diesem neuen Kooperationsprogramm wollen die Deutsche Energie-Agentur und das BMWi innovative Start-ups der Energiewirtschaft zielgenau unterstützen (mehr dazu lesen Sie hier).

Ziel: Energiewende, die alle Sektoren umfasst

Eine weitere große Chance für die Energiewirtschaft biete die Sektorkopplung, so die Bundeswirtschaftsministerin. Im Stromsektor sei die Dekarbonisierung, also die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger, schon relativ weit fortgeschritten. "Jetzt müssen wir den Schritt finden von der Stromwende zu einer echten Energiewende, die alle Sektoren umfasst", sagte Brigitte Zypries. Strom aus erneuerbaren Energien müsse stärker auch im Wärmebereich und im Verkehr zum Einsatz kommen, um diese Sektoren indirekt zu dekarbonisieren (wie Sektorkopplung genau funktioniert, lesen Sie hier). Noch stehe das aktuelle System aus Entgelten, Abgaben und Umlagen einer funktionierenden Sektorkopplung im Weg. In der nächsten Legislaturperiode werde das Bundeswirtschaftsministerium in einem ergebnisoffenen Prozess über notwendige Reformschritte beraten.

Disziplinierende Wirkung des Wettbewerbs

"Wir haben in dieser Legislaturperiode einiges geschafft!", resümierte Zypries. "Wir wollten mehr Wettbewerb und mehr Marktwirtschaft, um die Kostendynamik zu durchbrechen." Die Ausschreibungen dieser Legislaturperiode hätten gezeigt, dass das geglückt sei. Bei der Offshore-Ausschreibung erhielten drei von vier Projekten den Zuschlag für null Cent Förderung pro Kilowattstunde. "Null-Cent-Gebote hätten wir ohne die disziplinierende Wirkung des Wettbewerbs wohl auch nicht gesehen", sagte die Bundesministerin. Ebenso erfreulich sei die erste Ausschreibungsrunde bei Wind an Land, bei der neben großen Konzernen vor allem Bürgerenergiegesellschaften zum Zuge kamen (mehr dazu hier). Der Paradigmenwechsel, den das EEG 2017 eingeleitet habe, sei richtig gewesen, so Zypries.