Forschen für die Energiewende

Vor 40 Jahren startete die Bundesregierung das erste Energieforschungsprogramm.

Eine Forscherin und ein Forscher bei der gemeinsamen Arbeit.© iStock.com/YinYang

Solarzellen waren vor einigen Jahren noch die teuerste Nutzungsform erneuerbarer Energie zur Stromerzeugung. Heute gehören neue Photovoltaikanlagen zu den günstigsten Technologien in diesem Bereich – und gleichzeitig weisen sie einen höheren Wirkungsgrad auf, arbeiten zuverlässiger und halten länger als ihre Vorgänger. Ohne Forschung wäre ein solcher Fortschritt nicht möglich gewesen. Und die technologische Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. Auch in anderen Bereichen konnten Erfolge erzielt werden: In der Windindustrie beispielsweise haben Forschung und Entwicklung dazu beigetragen, dass die Stromerzeugungskosten in den vergangenen 20 Jahren um 60 Prozent gesenkt werden konnten.

Rund 17.300 Forschungsprojekte erhielten Förderung

Damit technologische Innovationen die Energiewende auch in Zukunft antreiben können, brauchen die Forschungseinrichtungen und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen im Land Unterstützung. Denn Hightech-Forschung kostet viel Geld und führt nicht in jedem Fall zum Erfolg. Damit Wissenschaftler und Entwickler trotzdem Neues wagen und die Energiewende mit ihrem Pioniergeist voranbringen, fördert die Bundesregierung zahlreiche Forschungsvorhaben. Und das tut sie inzwischen seit mehr als 40 Jahren; 1977 startete das 1. Energieforschungsprogramm. Im Rahmen ihrer sechs Energieforschungsprogramme hat die Bundesregierung rund 17.300 Projekte mit rund 12 Milliarden Euro Fördermitteln unterstützt.

Zypries: Energieforschung ist Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit

Diese Förderung hilft der deutschen Wirtschaft auch dabei, ihre führende Position auf dem Gebiet moderner Energietechnologien auszubauen und zu behaupten. "Eine leistungsstarke Energieforschung ist der Schlüssel für neue technische Lösungen und Konzepte und für die künftige Wettbewerbsfähigkeit unseres Industriestandorts", sagte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries in ihrer Rede anlässlich des 40. Jahrestags der Energieforschungsprogramme. Gegenwärtig exportiert zum Beispiel die deutsche Windindustrie 70 Prozent ihrer Anlagen ins Ausland. Dank dieser Wettbewerbsstärke werden Wachstum und Beschäftigung in Deutschland gesichert. Zugleich leistet Deutschland so einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der internationalen Klimaschutzpolitik.

Der Erfolg des Energieforschungsprogramms zeigt sich eindrucksvoll auch in der Entkopplung des Bruttoinlandsprodukts vom Energieverbrauch. Nach traditionellen Vorstellungen steigt mit dem wirtschaftlichen Wachstum der Energieeinsatz in gleichem Maße. Staaten mit einem hohen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, wie etwa USA und Kanada, haben auch einen hohen Energieverbrauch pro Kopf. Dass auch andere Wege möglich sind, belegt Deutschland. Hier gelang die Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Energieverbrauch (mehr dazu in unserer Infografik).

Digitale Revolution schafft neue Möglichkeiten

In der vergangenen Woche wurden die Erfolge der Energieforschungsprogramme mit einem Festakt und einer Fachkonferenz gewürdigt. Zahlreiche Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft kamen in Berlin zusammen – auch um über die Forschungsförderung der Zukunft zu beraten. Das nächste Energieforschungsprogramm, das inzwischen siebte, soll unter anderem die Digitalisierung stärker in den Fokus nehmen. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries: "Die digitale Revolution beeinflusst auch die Forschungslandschaft maßgeblich und schafft neue Möglichkeiten für den effizienten Einsatz neuer Technologien."

Die Bundesregierung fördert technologieoffen

Als das 1. Energieforschungsprogramm 1977 startete, damals noch unter Federführung des Bundesministeriums für Forschung und Technologie, läutete es eine politische Trendwende ein: Zuvor war die Förderpolitik des Bundes vor allem auf die Sicherung der Energieversorgung ausgerichtet gewesen. Nun wurde daneben die Energieeffizienz zur politischen Leitlinie erhoben. Neue Technologien sollten von Beginn an möglichst umweltverträglich sein. Die erneuerbaren Energiequellen Sonnenenergie, Windkraft, Geothermie und Meeresenergie fanden Erwähnung, zunächst aber nur am Rande.

Jedes der nachfolgenden Energieforschungsprogramme spiegelte die Herausforderungen seiner Zeit wider: Das aktuelle 6. Energieforschungsprogramm wurde kurz nach dem Reaktor-Unglück von Fukushima im Jahr 2011 veröffentlicht. Es ist direkt auf die Ziele der Energiewende ausgerichtet, um den Übergang in ein Zeitalter der erneuerbaren Energien zu gestalten. Die Erneuerbaren sollen bis 2050 auf einen Anteil von 60 Prozent am Bruttoendenergieverbrauch ausgebaut werden, die Energieeffizienz noch deutlich erhöht werden – das gelingt nur mit Spitzenforschung.

Weil niemand den Erfolg technologischer Entwicklungen vorhersagen kann und auch keiner weiß, was in den nächsten Jahren alles neu entdeckt wird, bekennt sich die Bundesregierung ausdrücklich zu einer technologieoffenen Energiepolitik. Die im Rahmen der Projektförderung unterstützten Forschungsvorhaben sind außerdem zeitlich befristet. Das ermöglicht es, die Schwerpunktsetzung regelmäßig an neue Erkenntnisse anzupassen. Wichtig ist natürlich auch der nächste Schritt nach erfolgreich abgeschlossenen Forschungsvorhaben: der Transfer der Forschungsergebnisse in marktfähige Anwendungen. So hat sich das Verständnis von staatlicher Forschungsförderung in den vergangenen Jahrzehnten geändert. Der Staat fördert heute auch viele Forschungsarbeiten von Unternehmen, um Innovationsanreize zu setzen und Entwicklungszeiten deutlich zu beschleunigen.

Konsultation zum 7. Energieforschungsprogramm gestartet

Im vergangenen Jahr hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie den Prozess für die Erarbeitung des 7. Energieforschungsprogramms gestartet. "Wir suchen noch stärker als bisher den Dialog mit Industrie und Wissenschaft", sagte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries. Die in Deutschland etablierte Form der Zusammenarbeit von Unternehmen, gewerblicher Wirtschaft und wissenschaftlichen Einrichtungen habe eine leistungsstarke Forschungsinfrastruktur entstehen lassen, die auch weltweit besonders ist. "Dieses Erfolgsrezept wollen wir mit dem 7. Energieforschungsprogramm weiter forcieren."

Der Bundesbericht Energieforschung 2017 gibt einen ausführlichen Überblick über die Förderpolitik der Bundesregierung in der Energieforschung und fasst Fördermittel der Bundesländer und der EU-Forschungspolitik im Energiebereich zusammen. Mit rund 876 Millionen Euro erreichte das Fördervolumen einen neuen Höchststand. Wie die Forschungsförderung in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut wurde, zeigt diese Infografik. Aktuelle Beispiele zur Energieforschung finden sich auch im Jahresbericht "Innovation durch Forschung".