Einsparziele im Gebäudebereich: Wie weit sind wir?

Die Klimaschutzziele der Bundesregierung für den Gebäudebereich sind ambitioniert. Wo stehen wir bei der Umsetzung? Eine Bestandsaufnahme.

Bauingenieur und junge Hauseigentümer besprechen Bauplan auf der Baustelle.© Fotolia.com/weseetheworld

Zugegeben, das Ziel ist hochgesteckt: Im Jahr 2050 soll der Gebäudebestand in Deutschland nahezu klimaneutral sein. Derzeit entfallen noch rund 35 Prozent unseres gesamten Endenergieverbrauchs auf den Gebäudebereich; knapp ein Drittel der Treibhausgasemissionen entsteht dort. Vor allem für das Heizen und Erwärmen von Wasser benötigen wir noch zu viel Energie. Wie weit sind wir also auf dem Weg zur weitgehenden Treibhausgasneutralität im Gebäudebereich?

Die Stellschrauben: Energieeffizienz und erneuerbare Energien

Schauen wir uns zunächst an, welche Größen dafür ausschlaggebend sind. Um den tatsächlichen klimarelevanten Heizenergiebedarf von Gebäuden zu bestimmen, betrachtet man die Primärenergie. Dazu zählt neben der im Gebäude verbrauchten Energie auch die Energiemenge, die vorher für Gewinnung, Umwandlung und Verteilung der Energie beziehungsweise der Energieträger benötigt wird (mehr zu "Primärenergie" lesen Sie hier). Damit der Gebäudebestand in Deutschland nahezu klimaneutral werden kann, muss der Primärenergiebedarf bis 2050 verglichen mit 2008 um etwa 80 Prozent sinken. Dabei kommt es zum einen darauf an, dass wir Energie viel effizienter nutzen, etwa durch moderne Heizanlagen, hocheffiziente Fenster und natürlich auch eine gut gedämmte Gebäudehülle (Antworten auf häufige Fragen zur "Wärmedämmung" finden Sie hier). Zum anderen liegt der Schlüssel in der Umstellung auf erneuerbare Energien. Die Nutzung von Solarenergie, Geothermie oder Abwärme ist zum Beispiel weitgehend klimaneutral.

Zwischenbilanz: Viel erreicht, aber weitere Anstrengungen nötig

Der im Dezember 2016 veröffentlichte fünfte Monitoring-Bericht der Bundesregierung zeigt, dass wir sowohl beim Wärmebedarf als auch bei den erneuerbaren Energien große Fortschritte erzielt haben. Beim Anteil der Erneuerbaren am Endenergieverbrauch hatten wir 2015 mit 13,2 Prozent das für 2020 gesteckte Zwischenziel von 14 Prozent schon fast erreicht. Beim Wärmebedarf von Gebäuden sind wir ebenfalls auf dem richtigen Weg, wenn auch weitere Anstrengungen nötig sind. Hier lagen wir 2015 bei -11,1 Prozent. Das Ziel für 2020 beträgt -20 Prozent. Der Primärenergiebedarf des Gebäudebereichs konnte in den vergangenen Jahren spürbar gesenkt werden, zwischen 2008 und 2015 um 15,9 Prozent – und das gelang, obwohl die Neubauaktivitäten und Wohnflächen in diesem Zeitraum zunahmen.

Um die weitgehende Klimaneutralität im Gebäudebereich zu erreichen, hat die Bundesregierung schon 2015 die "Energieeffizienzstrategie Gebäude" verabschiedet. Die wichtigsten Maßnahmen: die energetischen Anforderungen an Gebäude sollen weiterentwickelt, Investitionen in die Energieeffizienz gefördert und der Sektor auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Außerdem sollen Energieberatung und Informationsangebote ausgebaut werden.

Förderprogramme werden kontinuierlich verbessert

Wer in die Energieeffizienz seiner Immobilie oder in die Nutzung erneuerbarer Energien investiert, kann nicht nur seine Energiekosten deutlich senken, sondern wird darüber hinaus auch finanziell gefördert. Die Bundesregierung unterstützt Privathaushalte, Unternehmen und Kommunen bis 2020 mit über 17 Milliarden Euro bei ihren Maßnahmen für mehr Energieeffizienz. Die wichtigsten Förderbereiche im Überblick:

  • Energieeffizient Bauen und Sanieren: Die im CO2-Gebäudesanierungsprogramm aufgelegten KfW-Programme für Energieeffizientes Bauen und Sanieren sind ein Zugpferd der Energiewende. Seit 2006 wurden mehr als 4,6 Millionen Wohneinheiten energieeffizient saniert oder neu gebaut (mehr dazu in unserer Infografik). Jedes zweite neu errichtete Haus in Deutschland wird KfW-gefördert, hat also einen höheren Standard als die Energieeinsparverordnung (EnEV) vorschreibt. Die Programme werden ständig weiterentwickelt. 2016 etwa kam der neue Förderstandard "KfW-Effizienzhaus 40 Plus" hinzu, mit dem sehr energieeffiziente Wohngebäude besonders gefördert werden.
  • Heizen mit Erneuerbaren: Das Marktanreizprogramm (MAP) fördert Anlagen, die erneuerbare Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung nutzen, zum Beispiel Solarthermieanlagen, Wärmepumpen oder Biomasseanlagen. Seit der Novellierung 2015, bei der die Fördermöglichkeiten ausgebaut wurden, ist die Zahl der Förderanträge deutlich gestiegen. 2016 gingen über 70.000 Anträge ein, mehr als 180 Millionen Euro an Fördermitteln wurden bewilligt.
  • Effizient heizen: Im vergangenen Jahr sind mit dem Anreizprogramm Energieeffizienz die beiden oben genannten Programme erweitert worden, um besonders effiziente Kombilösungen in den Bereichen "Heizen und Lüften" zu fördern (mehr dazu hier). Der Einbau energieeffizienter Pumpen und die Optimierung bestehender Heizungsanlagen werden im Förderprogramm Heizungsoptimierung unterstützt.