"Energy Solutions" aus Deutschland kommen weltweit gut an

Deutsche Technologien und Fachwissen rund um die Energiewende helfen Ländern wie China und Marokko dabei, leistungsstarke und nachhaltige Versorgungssysteme aufzubauen. Für deutsche Unternehmen ergeben sich vielfältige Exportmöglichkeiten.

Ingenieurin  im Bauhelm erklärt drei Zuhörern etwas.© NDRC

Technologien rund um die deutsche Energiewende sind Exportschlager. In der ganzen Welt haben sich Staaten ehrgeizige Ziele gesetzt, um das Klima zu schützen und weniger Energie zu verbrauchen. Energielösungen "made in Germany" sollen ihnen dabei helfen, leistungsstarke und nachhaltige Versorgungssysteme aufzubauen. Energiepartnerschaften bilden in vielen Fällen die Grundlage für die Kooperation zwischen Deutschland und einem zweiten Staat: Sie verknüpfen hochrangige Regierungsdialoge mit konkreter Projektarbeit, in die auch die Wirtschaft einbezogen wird. Wie vielfältig die Zusammenarbeit sein kann, zeigt ein Blick auf die Kooperation mit China und Marokko.

China: Ein besonders energieeffizientes Glücksschloss

Xingfubao – Glücksschloss – so heißt das erste zertifizierte Passivhaus (was das ist, erfahren Sie hier) in Urumqi, einer Stadt im extrem kalten Nordwesten Chinas. In diesem Landstrich sinken die Temperaturen im Winter auf minus 30 Grad Celsius. Die neue Gewerbe- und Wohnimmobilie sollte mit 13 Prozent des Heizwärmebedarfs anderer Neubauten in der Region auskommen, so das Ziel der Bauherren. Ein realistisches Ziel, wie sich nach dem Besuch einer Reihe von energieeffizienten Gebäuden in Deutschland zeigte.

Aber nicht nur die Inspiration, auch das Know-how sowie ein Teil der Technologie kamen aus Deutschland. Das Passivhaus Institut Darmstadt entwarf das Konzept für die Gebäudenutzung. Das Institut für Energie- und Umweltforschung übernahm die Projektkoordination. Der deutsche Hersteller Rehau produzierte für das Glücksschloss erstmals Passivhausfenster in China. Und deutsche Berufsförderungswerke schulten die chinesischen Architekten und Handwerker im fachgerechten Einbau der Materialien. Der Plan vom energieeffizienten Schloss ging auf: Der Heizwärmebedarf lag im ersten Winter wie gewünscht bei geringen 19 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche. In Deutschland mit seinem milderen Klima liegt der Höchstwert für Passivhäuser bei 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter.

Investitionen in erneuerbare Energien: Ein Drittel kommt aus China

Das Passivhaus von Urumqi ist nur eines von vielen Beispielen für gelungene deutsch-chinesische Kooperationen im Energiebereich. Seit fast zehn Jahren pflegen die beiden Länder eine enge Energiepartnerschaft. Das bevölkerungsreichste Land der Erde hat auch den weltweit höchsten Energieverbrauch – ein enormes Potenzial für erneuerbare Energien und Effizienz-Technologien. 2015 investierten die Chinesen rund 102,9 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien. Das waren mehr als ein Drittel aller weltweit getätigten Investitionen in diesem Sektor und 17 Prozent mehr als im Vorjahr (weitere Fakten liefert die Broschüre "Erneuerbare Energien in Zahlen").

"Exportinitiative Energie" unterstützt deutsche Mittelständler

Die Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und China hat viele Facetten: So unterstützt Deutschland etwa beim Aufbau des Chinese National Renewable Energy Center (CNREC). Dieser Think Tank berät die chinesische Regierung bei der Frage, wie der Anteil erneuerbarer Energien erhöht und dabei eine stabile und sichere Energieversorgung gewährleistet werden kann. Die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder im Energiebereich werden auch durch die Exportinitiative Energie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Deutsche Mittelständler, die technische Lösungen in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Speichertechnologien und intelligente Netze anbieten, erhalten Unterstützung bei der Erschließung von Auslandsmärkten. So hat die Exportinitiative dabei geholfen, das energieeffiziente Glücksschloss aus Urumqi als Leuchtturmprojekt bekannt zu machen.

Auch auf Messen, wie der "Western China International Fair" in Chengdu Anfang November, und mit einer Wanderausstellung informiert Deutschland über die Energiewende (mehr zur Ausstellung lesen Sie hier). Neben Messeauftritten und Fachveranstaltungen organisieren die Exportinitiative Energie und die Deutsch-Chinesische Energiepartnerschaft – mit Unterstützung der deutschen Auslandshandelskammer – Geschäfts- und Informationsreisen für Unternehmen.

Marokko: Weltweit größtes Solarkraftwerk entsteht mit deutscher Hilfe

Auch Deutschland und Marokko sind durch eine Energiepartnerschaft verbunden. Seit 2012 unterstützt die Bundesregierung den nordafrikanischen Staat bei der Umsetzung seiner nationalen Energiewende. Gemeinsam entwickeln die beiden Länder Energieszenarien, die das Ausbaupotenzial Marokkos im Bereich der erneuerbaren Energien beleuchtet. Die marokkanische Regierung hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2030 52 Prozent seiner Stromerzeugungskapazität auf erneuerbare Energien umzustellen, vor allem durch Wind- und Solarkraft. Bislang ist das Land, das vor wenigen Wochen Gastgeber der UN-Klimakonferenz war, von Energieimporten abhängig.

In Ouarzarzate baut Marokko mit ca. 550 MW eines der weltweit größten Solarkraftwerkparks – auch mithilfe deutscher Fördergelder. Strom für rund 1,3 Millionen Menschen wird der riesige Komplex liefern, und das besonders klimafreundlich: Gegenüber konventioneller Stromerzeugung werden jährlich mindestens 800.000 Tonnen CO2-Ausstoß vermieden, wenn der gesamte Komplex fertig ist. Anfang des Jahres ging der erste Abschnitt NOOR I in Betrieb. Neben der Finanzierung kommt auch ein Teil der Technik aus Deutschland: etwa Turbinen, Absorberröhren und Spiegel in der solarthermischen Anlage (wie Solarthermie funktioniert, lesen Sie hier).

BMWi-Staatssekretär Rainer Baake nutzte kürzlich seine Reise zur UN-Klimakonferenz in Marrakesch, um sich mit Vertretern des marokkanischen Energiesektors auszutauschen und die Sitzung des Steuerungskomitees der Energiepartnerschaft zu leiten. Deutsche Vertreter der Energiewirtschaft kamen bei einem Business Roundtable mit marokkanischen Unternehmern zusammen und loteten neue Kooperationsmöglichkeiten aus – ganz im Sinne der Energiepartnerschaft.

Energiepartnerschaften in allen Erdteilen

Zu weiteren Energiepartnern Deutschlands zählen unter anderem Indien, die USA, Japan, Südafrika, Nigeria, Brasilien und die Türkei. Die Exportinitiative Energie hilft deutschen Unternehmen auch beim Markteintritt in Ländern, mit denen keine Energiepartnerschaft besteht.