Gut verlinkt

Deutschland und Norwegen rücken näher zusammen: Im Projekt „NordLink" verbinden mehr als 600 Kilometer Seekabel erstmals die Strommärkte beider Länder. Der erste Spatenstich ist gesetzt.

Erster Spatenstich und symbolischer Kabelzug für NordLink.Erster Spatenstich und symbolischer Kabelzug für NordLink. © TenneT

Wilster in Schleswig Holstein, unweit der Elbmündung. In dem 4.000-Seelen-Ort wird seit vergangener Woche gebaggert und geschaufelt, um die Strommärkte in Nordwesteuropa ein gutes Stück näher zueinander zu bringen. Die Rede ist von dem Projekt „NordLink": Ein neues Seekabel mit einer Länge von 623 Kilometern wird Meter für Meter in Richtung Tonstad in Südnorwegen verlegt. 516 Kilometer davon verlaufen unter dem Meeresboden. Die Aufgabe von NordLink ist es, ab spätestens 2020 die Strommärkte Deutschlands und Norwegens miteinander zu verbinden. Warum?

Mehr Versorgungssicherheit, stabilere Preise

Im Kern geht es um die sichere Versorgung mit erneuerbaren Energien. Das neue Seekabel ermöglicht es, norwegische Wasserkraft und deutsche Wind- und Sonnenenergie miteinander auszutauschen. Das kann sinnvoll sein, wenn zum Beispiel in Deutschland mehr Wind produziert als verbraucht wird. Dieser Überschuss kann via NordLink direkt nach Norwegen gelangen, wo die Energie unmittelbar verbraucht wird und die dortige Wasserkraft eine Zeit lang ersetzt. Auch in der anderen Richtung ergibt das Sinn: Bei hohem Energiebedarf in Deutschland kann Strom aus norwegischen Wasserspeichern zu uns fließen. Das bedeutet: Die Versorgungssicherheit in Deutschland steigt und Verbraucher profitieren – auch dank stabilerer Strompreise.

HGÜ auf 623 Kilometern

Mit NordLink gelangt auch modernste Technologie unter die Nordsee. Das Seekabel hat eine Übertragungskapazität von 1.400 Megawatt (MW). Das entspricht in etwa der Leistung eines Kernkraftwerks. Zudem setzen die Profis dafür auf die so genannte „Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung", kurz HGÜ. Diese Leitungen eignen sich besonders für lange Strecken, da die Leistungsverluste geringer sind als bei der so genannten Drehstromübertragung, die im deutschen Übertragungsnetz üblich ist. Eine Konverterstation in Wilster wandelt den Drehstrom in Gleichstrom – und umgekehrt – und stellt sicher, dass der Strom aus dem Norden im deutschen Stromnetz fließen kann. HGÜ-Leitungen werden auch zur Anbindung von Offshore-Windparks eingesetzt. Zudem sind sie nahezu wartungsfrei.

NordLink wird von einem Konsortium realisiert, an dem je zur Hälfte der norwegische Übertragungsnetzbetreiber Statnett sowie die deutsche DC Nordseekabel GmbH & Co. KG beteiligt sind. Die deutsche GmbH wiederum gehört zur einen Hälfte dem Übertragungsnetzbetreiber TenneT und zur anderen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).