Gezielt vernetzt, gemeinsam gespart

Die Industrie vernetzt sich, um gemeinsam mehr aus Energie zu machen: Energieeffizienz-Netzwerke sollen helfen, die Einsparziele der Bundesregierung zu erreichen. Fast 60 Netzwerke gibt es bereits. Bis 2020 sollen es 500 sein.

© IVH Industrieverband Hamburg e.V.: Gründung des „Energieeffizienz-Netzwerks der Hamburger Industrie“ am 22. April 2016© IVH Industrieverband Hamburg e.V.: Gründung des „Energieeffizienz-Netzwerks der Hamburger Industrie“ am 22. April 2016

Die Schlange aus Stahl wirkt endlos und glüht rot wie Lava. Walzen pressen das Metall immer schmaler, bis es so dünn ist wie der Draht eines Kleiderbügels. Doch Stahl auf mehr als tausend Grad Celsius zu erhitzen bedeutet nicht automatisch, Energie zu verschwenden – zumindest nicht in Hamburg. Ein Stahlwerk direkt an der Elbe wird künftig weniger Energie aufwenden müssen. Dafür sorgt ein hochmoderner Wiedererwärmungsofen. Der Effekt: Pro Jahr werden 3.800 Tonnen CO2 gespart – und eine Menge Kosten für Energie ebenfalls.

Das Werk an der Elbe ist eines von mehr als 500 Unternehmen bundesweit, die sich in ihrer Region oder Branche mit anderen Unternehmen zusammengetan haben, um gemeinsam Energie zu sparen. Mit zwölf anderen Hamburger Firmen will es bis Ende 2018 den CO2-Ausstoß um insgesamt 60.000 Tonnen senken.

Seit Anfang 2015 haben sich in ganz Deutschland bereits rund 60 solcher „Energieeffizienz-Netzwerke“ gegründet. Bis 2020 sollen es 500 sein. Das haben sich die Bundesregierung und 21 Wirtschaftsverbände mit ihrem Aktionsbündnis „Initiative Energieeffizienz-Netzwerke“ vorgenommen.

Gut fürs Klima, stark im Wettbewerb

Jedes Unternehmen spart auf seine Weise. Im „Energieeffizienz-Netzwerk der Hamburger Industrie“ ist es zum Beispiel so: Eine Entsorgungsfirma will 970 Tonnen CO2 sparen, indem sie Abhitzekessel automatisch statt manuell reinigen lässt. 250 Tonnen will ein Eisenbahnunternehmen durch neue Hybrid-Loks beisteuern. Ein Ölwerk plant sogar 6.300 Tonnen CO2-Ersparnis, indem es Wärme cleverer nutzt und auf sparsame Prozesse und Antriebe setzt.

56 Einzelmaßnahmen zählt das Netzwerk insgesamt – und jede einzelne bringt die Energiewende in Deutschland weiter voran.

Gemeinsam profitieren…

Ein Energieeffizienz-Netzwerk besteht aus 8 bis 15 Unternehmen und wird durch einen Träger initiiert. Das können beispielsweise die Unternehmen selbst sein. Möglich sind aber auch Wirtschaftsverbände, Kammern, Energieversorger oder Kommunen.

Der Vorteil der Netzwerkarbeit hat sich in der Vergangenheit gezeigt: Firmen können ihre Energiekosten etwa doppelt so schnell senken wie der Durchschnitt ihrer Branche. So steigen Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit – und nicht zuletzt auch des Ansehen bei Kunden und der Belegschaft. Möglich ist das zum Beispiel deshalb, weil Firmen im Netzwerk auf dem aktuellen Stand in Sachen Energieeffizienz bleiben. Schließlich dreht sich die Energiesparwelt schnell, und immer neue Technologien helfen, die eigene Energieeffizienz zu steigern.

… und sparen

„Der Erfahrungs- und Ideenaustausch motiviert“, weiß Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena). Dort sitzt die Geschäftsstelle der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke. Sie ist die Ansprechpartnerin für Unternehmen und Partner der Initiative. „Durch den regelmäßigen Austausch im Netzwerk bekommen die Unternehmen wichtige Informationen zur Steigerung ihrer Energieeffizienz. So können Unternehmen durch gezielte Investitionen durchaus zwischen 10 und 30 Prozent Energie sparen.“

Bislang beteiligen sich an Energieeffizienz-Netzwerken überwiegend mittlere und größere Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes sowie Energieversorger. Für sie ist die Netzwerkarbeit zum Beispiel deshalb hilfreich, weil sich in ihrer Branche regelmäßige Energieaudits und -management etabliert haben. Die Zusammenarbeit mit Fachleuten im Netzwerk hilft dabei, die Ergebnisse eines Energieaudits in Energiesparmaßnahmen umzusetzen.

Eines der nächsten Ziele der Initiative ist es, auch kleinere Handelsunternehmen und Handwerksbetriebe für die Energieeffizienz-Netzwerke zu gewinnen.

Auch Bundesländer helfen

Mittlerweile werden die Energieeffizienz-Netzwerke auch auf Landesebene immer mehr unterstützt. Etwa in Bayern: Auf Initiative des dortigen Wirtschaftsministeriums haben sich Spitzenorganisationen der bayrischen Wirtschaft und Branchenverbände zur Bayerischen Energieeffizienz-Netzwerk-Initiative, kurz „BEEN-i“ zusammengetan. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Energieeffizienz-Netzwerke des Landes zusammenzubringen. Sozusagen zur Vernetzung der Netzwerke. Ähnlich ist das Ziel der regionalen Kompetenzstellen für Energieeffizienz in Baden-Württemberg: In zwölf Regionen sollen vor allem Mittelständler bei der Einbindung in Unternehmensnetzwerke und der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen unterstützt werden. Das Land Niedersachsen wiederum hat eine Richtlinie veröffentlicht, die Netzwerke ebenfalls mit dem Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen fördern soll.

Startschuss mit dem NAPE

Der Startschuss für die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke fiel Ende 2014. Sie ist Teil des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE), den die Bundesregierung zur gleichen Zeit vorgelegt hat. Der NAPE soll helfen, bis 2020 den Energieverbrauch in Deutschland um 20 Prozent im Vergleich zu 2008 zu senken.

Wie werden Netzwerke gegründet und umgesetzt? Das zeigt ein Praxisleitfaden im Internet auf www.effizienznetzwerke.org. Die Seite bündelt zudem Informationen und Kontakte zu Ansprechpartnern, Fördermöglichkeiten, Abläufe, Terminen und Aktuelles rund um die Netzwerke Energieeffizienz. Für Unternehmen und Netzwerkinitiatoren steht zudem die telefonische Hotline 030 - 66 7777 66 für Antworten zur Verfügung.