Was ist eigentlich "Energiespar-Contracting"?

Zwei Partner vereinbaren, gemeinsam etwas für mehr Energieeffizienz zu tun. Und gewinnen beide. Das klingt gut – und nennt sich Energiespar-Contracting. Doch wie funktioniert es genau? Und wie kann ich mitmachen?

Illustration: Erneuerbare Energien, Stromnetz und Fabrikgebäude unter einer Lupe© BMWi

iLicht aus, wenn du den Raum verlässt! Das Auto auch mal stehen lassen! Den Standby-Modus vermeiden! Klar, was Energiesparen bedeutet, muss man niemandem mehr erklären – fast jeder hat dazu einen passenden Tipp parat. Doch was genau bedeutet jetzt "Contracting"? Herleiten lässt sich das vom englischen Wort "contract", also Vertrag. Energiespar-Contracting bedeutet also nur, dass zwei Seiten einen Vertrag zum Energiesparen schließen. Und von diesem Vertrag profitieren beide – denn beide gewinnen.

Wurden in kleinen und mittleren Unternehmen oder in kommunalen Gebäuden bereits alle Tipps zur Verhaltensänderung umgesetzt, lässt sich der Energieverbrauch oft nur noch durch eine Modernisierung signifikant weiter senken. Und diese kostet: In einem Schulzentrum alle Fenster auszutauschen, in der Produktionshalle eine neue Lüftungsanlage einzubauen, eine komplette Turnhalle zu dämmen oder eine hocheffiziente Heizungsanlage mit Solarkollektoren und Wärmepumpe zu installieren, kann ganz schön ins Geld gehen. Die Investitionen werden zwar durch viele Programme des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert (siehe Titelthema), sind für den Mittelstand oder Kommunen aber trotzdem oft eine Hürde.

Energieeffizienz auf Raten: finanziert über sinkende Stromkosten

Hier setzt das Energiespar-Contracting an – und dafür kommen die Profis ins Spiel: sogenannte Contractoren, spezialisierte Energiedienstleister. Sie haben Erfahrung mit dem Planen und Umsetzen der technischen Maßnahmen und organisatorischen Schritte, die für mehr Energieeffizienz nötig sind – sei es der Austausch des Heizkessels oder das Umrüsten auf eine hocheffiziente LED-Beleuchtung. Das Wichtigste aber: Sie können das Ganze auch finanzieren.

Unternehmen und Contractor oder Kommune und Contractor schließen also einen Vertrag. Sie einigen sich auf Effizienzmaßnahmen, die der Contractor schließlich finanziert und umsetzt. Monat für Monat zahlt sich das für den Kunden aus – denn seine laufenden Kosten sinken. Aus diesen Einsparungen kann er schließlich den Contractor bezahlen: eine Win-win-Situation für beide.

Auch der Klimaschutz ist unter den Gewinnern

Das Beispiel der kommunalen Turnhalle unterstreicht das: Natürlich macht sich die moderne Isolierung der Gebäudehülle auf der Heizkostenabrechnung bezahlt. Aber das ist noch nicht alles – das Gebäude wird durch die Modernisierung auch aufgewertet, das Raumklima verbessert. Die Kommune kann ihren CO2-Fußabdruck reduzieren und so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Und das alles, ohne die eigenen Bilanzen zu belasten, schließlich wird das Mehr an Energieeffizienz hier quasi auf Raten gekauft. Für den Contractor ist genau das sein Geschäftsmodell.

Vom BMWi gefördert: mit der richtigen Beratung jetzt loslegen

Mit dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz, auch NAPE genannt, hat sich die Bundesregierung Ende 2014 das Ziel gesetzt, die Möglichkeiten des Energiespar-Contractings bekannter zu machen und Unternehmen und Kommunen dabei zu unterstützen, dieses Modell zu nutzen. Schließlich ist Energieeffizienz nicht nur eine Frage des Klimaschutzes, sondern auch ein lohnenswertes Renditemodell. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert daher Beratungen zum Energiespar-Contracting, die anerkannte Projektentwickler anbieten. Diese Beratungen sollen Unternehmen und Kommunen mit dem Thema vertraut machen und die Grundlagen für ein Energieeinspar-Contracting vermitteln – ein wichtiger Schritt, denn eine unabhängige und qualifizierte Beratung trägt entscheidend dazu bei, dass solch komplexe Projekte gelingen. Die Zuschüsse sind lukrativ: Eine sogenannte Orientierungsberatung wird mit bis zu 2.000 Euro gefördert, die konkrete Umsetzungsberatung mit maximal 7.500 Euro (kleine und mittlere Unternehmen) bzw. 12.500 Euro (Kommunen, kommunale und gemeinnützige Einrichtungen).

Zudem haben das BMWi und die Bürgschaftsbanken den Weg für mehr Energiespar-Contracting-Vereinbarungen frei gemacht, indem sie es kleinen und mittleren Unternehmen erleichtern, selbst als Contractoren aufzutreten: Seit Januar 2016 können sie zur Vorfinanzierung der Effizienzmaßnahmen von den Bürgschaftsbanken Bürgschaften für ihre Investitionen erhalten.