Was ist der "Rebound-Effekt"?

Sonderpreis? Dann schlage ich doch gleich doppelt zu! Aber spart man wirklich, wenn man mehr kauft? Ein spannender Gedanke – auch in Sachen Energieeffizienz. Gestatten, der Rebound-Effekt.

Illustration: Erneuerbare Energien, Stromnetz und Verbraucher unter einer Lupe© BMWi

Darum geht’s: Effizienzvorteile, die verlocken

Was haben Äpfel mit der Energiewende zu tun? Eine ganze Menge. Zum Beispiel dann, wenn das Kilo Frischobst heute im Sonderangebot zu haben ist. Wer deswegen gleich zwei Kilo kauft, merkt spätestens zu Hause, dass ohne Sparangebot mehr im Geldbeutel übrig geblieben wäre. Paradox oder? Denn die Absicht zu sparen hat zum Gegenteil geführt. Kann das etwa auch beim Energiesparen passieren? Und wenn ja, wieso?

Die Antwort steckt im so genannten „Rebound-Effekt“. Rebound ist englisch und lässt sich mit „Rückfederung“ übersetzen. Der Effekt zeigt sich, wenn Kosteneinsparungen durch Energieeffizienz Verbraucher dazu bringen, mehr nachzufragen – und so den Gewinn aus der Energieeffizienz de facto verringern. Das Apfel-Angebot hat zum Beispiel dazu geführt mehr zu kaufen als geplant.

Mehr Energieeffizienz, gleicher Energieverbrauch?

Auch wenn man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen sollte: Vom Apfelkuchen zur Energiesparlampe im Wohnzimmer sind es nur ein paar Meter. Schon mal drüber nachgedacht, dass die sparsame Lampe abends vielleicht länger brennt als früher die Glühbirne? Beispiel Gefrierschrank: Dass effizientere Kühlgeräte weniger Strom benötigen, ist unstrittig. Wenn sich dann aber Verbraucher größere oder zusätzliche Geräte in die Küche stellen, ist der Effizienzgewinn schnell aufgezehrt. Auch Autos verbrauchen heutzutage pro Pferdestärke weniger Sprit als früher – dafür sind sie im Schnitt aber deutlich stärker motorisiert als alte PKWs. Sinkt der Kraftstoffverbrach pro gefahrener Kilometer, reduziert dies auch die Kosten eines PKWs - und so erhöht sich der Anreiz, das neue Auto etwas häufiger zu benutzen.

Was für den eigenen Geldbeutel noch überschaubar scheint, kann sich auf eine Volkswirtschaft mit Millionen Menschen in ganz anderen Dimensionen auswirken. Deswegen wird der Rebound-Effekt bei der Energiewende und der damit verbundenen Steigerung der Energieeffizienz mitgedacht.

Energieeffizienzstrategie: Rebound mitdenken

Aufgrund des Rebound-Effektes aufs Sparen zu verzichten, kann jedenfalls nicht die Lösung sein. Ohne Energieeffizienz gäbe es künftig genauso viele Energieschleudern wie früher. Ziel sollte es vielmehr sein, bewusst zu sparen und die Chancen durch die Energieeffizienz gezielt zu nutzen. Schließlich hat sich Deutschland vorgenommen, den Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 gegenüber 2008 um 20 Prozent zu senken und bis 2050 zu halbieren. Mit dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) hat die Bundesregierung eine umfassende Strategie auf den Weg gebracht, um dieses Ziel zu erreichen und die Energieeffizienz insgesamt zu steigern. Außerdem arbeitet das Bundeswirtschaftsministerium bereits an weiteren Ansätzen für mehr Energieeffizienz – der Rebound-Effekt wird auch dabei berücksichtigt. Die neuen Ansätze sollen in diesem Jahr in einem "Grünbuch Energieeffizienz" öffentlich konsultiert werden.