Was bedeutet "Bruttostromverbrauch"?

"Brutto" und "netto" kennen viele, wenn’s um Geld geht. Doch was bedeuten die Begriffe im Zusammenhang mit der Energiewende?

Illustration: Erneuerbare Energien, Stromnetz und Verbraucher unter einer Lupe© BMWi

Darum geht’s: Wieviel wird im Land verbraucht?

Die Marke ist geknackt: Im Jahr 2015 lieferten erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne knapp ein Drittel des Stroms in Deutschland – das macht sie hierzulande zum Stromlieferanten Nummer eins. Genau gesagt lag der Anteil der Erneuerbaren am „Bruttostromverbrauch“ in Deutschland nach ersten Schätzungen bei fast 33 Prozent. Der sogenannte „Bruttostromverbrauch“ ist auch wichtig in Bezug auf ein zentrales energiepolitisches Ziel der Bundesregierung: Bis zu 45 Prozent davon sollen im Jahr 2025 aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Aber: Wieso spricht man nicht einfach von „Stromverbrauch“? Weshalb der Zusatz „Brutto“?

Verluste und Eigenverbrauch inbegriffen

Die Antwort ist simpel: Der Bruttostromverbrauch bezeichnet die gesamte Strommenge, die hierzulande verbraucht wird. „Brutto“ ist deshalb wichtig, weil es auch die Strommengen enthält, die gar nicht an der Steckdose beim Endverbraucher ankommen, sondern unter anderem beim Transport verloren gehen. Stromverluste in den Leitungen – sogenannte „Netzverluste“ – entstehen beispielsweise deswegen, weil der durchfließende Strom die Leitungen erwärmt und dabei Energie auf der Strecke bleibt. Zugleich geht auch dann Strom verloren, wenn Kraftwerke diesen selbst verbrauchen oder Pumpspeicher ihn zum Wasserpumpen einsetzen. Zieht man die Stromverluste beim Transport und den Kraftwerkseigenverbrauch vom Bruttostromverbrauch ab, spricht man vom „Nettostromverbrauch“ oder „Endenergieverbrauch“.

Hier verbraucht = hier produziert?

Dass der Strom in Deutschland verbraucht wird, heißt allerdings noch lange nicht, dass er auch zu 100 Prozent aus Deutschland stammen muss. Zum Beispiel haben wir 2014 Strom aus Österreich und anderen Ländern importiert. Gleichzeitig liefert Deutschland seinerseits Strom in andere Länder – etwa dann, wenn der Wind an der Küste so kräftig weht, dass der Windstrom weder hierzulande verbraucht noch gespeichert werden kann. Und das ist gut so. Denn durch diesen grenzüberschreitenden Stromhandel sinken die Gesamtkosten im System.

Etwas genauer ausgedrückt bezeichnet der Bruttostromverbrauch eines Landes also die gesamte Stromerzeugung im Land plus Importe minus Exporte. Es geht um den gesamten Stromverbrauch in Deutschland – egal, woher die Energie dafür stammt.