Herr Baake, war 2015 ein gutes Jahr für die Energiewende?

„Die Erneuerbaren sind jetzt die stärkste Erzeugungsquelle", sagt Staatssekretär Rainer Baake im Interview. „Aber das bedeutet auch, dass die Zeit der Technologieförderung vorbei ist." Zudem hebt der Staatssekretär die wesentlichen Maßnahmen des Jahres hervor und verrät, wie es 2016 mit der Energiewende weitergeht.

© Screenshot: BMWi

Strommarkt 2.0, mehr Klimaschutz, Vorrang für Erdkabel, eine Strategie für klimaneutrale Gebäude und die digitale Energiewende: 2015 war ein gutes Jahr für die Energiewende. Aber was konkret ist in den Bereichen passiert? Hier ein Überblick.

Strommarkt 2.0: flexibel und sicher versorgt

Wie werden erneuerbare Energien besser in den Strommarkt integriert? Und wie bleibt dabei unsere Energieversorgung sicher und bezahlbar? Diese Frage stand 2015 im Mittelpunkt der Diskussion um den Strommarkt der Zukunft, auch „Strommarkt 2.0“ genannt, den das Bundeskabinett im Herbst beschlossen hat.

Der Strommarkt 2.0 steht für mehr Markt und soll gleich mehrere große Herausforderungen meistern: Er muss für eine effiziente Stromversorgung bei wachsenden Anteilen erneuerbarer Energien sorgen und zugleich Versorgungssicherheit gewährleisten.

Als „Herzstück der Energiewende“ hat Bundesminister Sigmar Gabriel das geplante Strommarktgesetz bezeichnet, mit dem der Strommarkt 2.0 zur Wirklichkeit werden soll. „Das Gesetz zur Weiterentwicklung des Strommarktes schafft einen konsequent marktwirtschaftlichen Ordnungsrahmen für den Strommarkt der Zukunft. Mit dieser größten Reform des Strommarktes seit der Liberalisierung der Energiemärkte in den 90er Jahren machen wir den Strommarkt fit für das 21. Jahrhundert. Wir buchstabieren Versorgungssicherheit europäisch und integrieren die erneuerbaren Energien optimal in den Markt“, so Gabriel.

Mehr Klimaschutz durch weniger Braunkohle-Strom

Ein wichtiger Teil des Strommarkts 2.0 ist auch, dass der Stromsektor mehr zum Klimaschutz beitragen soll. Dazu werden besonders alte und ineffiziente Braunkohlekraftwerke in eine Sicherheitsbereitschaft überführt und nach vier Jahren stillgelegt. Schon 2016 geht’s los: Durch die Abschaltung der Braunkohlekraftwerke stößt Deutschland bis zu 12,5 Millionen Tonnen CO2 weniger aus. Das hilft, den Beschluss der Koalitionsspitzen beim Energiegipfel im Sommer umzusetzen: Im Stromsektor sollen 22 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich – also mehr als bis dato geplant – einspart werden.

Netze werden zügiger ausgebaut

Zudem hat das Kabinett im Herbst grünes Licht für mehr Erdkabel statt Freileitungen gegeben: Künftig sollen die neuen Stromautobahnen – sogenannte Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen – vorrangig unter der Erde verlegt statt als Freileitung gebaut werden. Das betrifft vor allem die großen Nord-Süd-Trassen wie „SuedLink" oder die „Gleichstrompassage Süd-Ost".

Strategie für einen klimaneutralen Gebäudebestand

Wichtig für die Energiewende ist es auch, gezielt das große Einsparpotenzial zu nutzen, das in den zahlreichen unsanierten Gebäuden im Land schlummert. Denn insgesamt werden in den Häusern in Deutschland rund 35 Prozent unserer gesamten Endenergie verbraucht – vor allem für Heizung und Warmwasser. Zudem stehen in den nächsten 20 Jahren bei etwa der Hälfte aller Gebäude in Deutschland Modernisierungen an. Warum also nicht gleich energetisch sanieren?

Das Ziel der Bundesregierung: Alle Gebäude sollen bis 2050 nahezu klimaneutral sein, also kaum noch CO2 freisetzen. Wie das gehen soll, zeigt die „Energieeffizienzstrategie Gebäude", die das Bundeskabinett ebenfalls im Herbst beschlossen hat.

Die Energiewende auch digital voranbringen

Außerdem hat das Bundeskabinett 2015 den Grundstein für die Digitalisierung der Energiewende gelegt. Was bedeutet das?

Künftig sollen immer mehr intelligente Messsysteme – auch „Smart Metering Systeme" genannt – dabei helfen, das Energiesystem fit für die Energiewende zu machen. Sie können Strom aus erneuerbaren Energien besser in den Strommarkt integrieren und helfen, Stromangebot und -nachfrage in Einklang zu bringen. Außerdem machen sie den Energieverbrauch sichtbar und motivieren so zum Energiesparen.

Der Einbau intelligenter Messsysteme soll 2017 beginnen – und zwar nach dem Motto „erst die Großen, dann die Kleinen": Der Einbau betrifft zunächst nur Großverbraucher mit einem Jahresstromverbrauch ab 10.000 Kilowattstunden (kWh) und Erzeuger mit einer installierten Leistung zwischen 7 und 100 Kilowatt (kW). Erst ab 2021 sollen Verbraucher mit einem Jahresstromverbrauch zwischen 6.000 und 10.000 kWh folgen. Zum Vergleich: Ein Haushalt mit vier Personen verbraucht in Deutschland pro Jahr im Schnitt 4.400 kWh.

Monitoring gibt einen Gesamtüberblick

Interessiert, wie es um die Energiewende insgesamt steht? Dann liefert der vierte Monitoring-Bericht zur Energiewende Antworten. Er ist vor wenigen Wochen vom Bundeskabinett verabschiedet worden.