Was bedeutet eigentlich „Primärenergie“?

Wenige Begriffe werden im Zuge der Energiewende so oft verwendet wie die „Primärenergie“. Aber was sagt dieser Begriff eigentlich genau aus?

Illustration: Erneuerbare Energien, Stromnetz und Verbraucher unter einer Lupe© BMWi

Darum geht’s: Wie viel Energie steckt in Energieträgern?

Immer mehr Strom in Deutschland stammt aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Sonne. 2014 lag ihr Anteil am Bruttostromverbrauch in Deutschland bei 27,4 Prozent - nach der Halbjahresbilanz 2015 sogar bei 32,5 Prozent. Im noch laufenden Jahr 2015 soll dieser Anteil schon auf mehr als 33 Prozent ansteigen.

Aber Moment mal. Heißt es nicht im jüngsten Monitoring-Bericht zur Energiewende, dass erneuerbare Energien im Jahr 2014 rund elf Prozent des Primärenergieverbrauchs in Deutschland ausmachten? Das ist doch weniger. Wo liegt da der Unterschied – und wann ist überhaupt die Rede von „Primärenergie“?

Energie ist mehr als nur Strom

Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Elektrischer Strom ist eine Form von Energie – aber nicht jede Energie, die wir nutzen, nutzen wir in Form von Strom. Nur der geringere Teil der Energie, die Deutschland insgesamt benötigt, wird für Strom verwendet. Der große Rest fließt beispielsweise in die Bereiche Wärme und Verkehr.

Betrachten wir nun die Energie insgesamt: Im Zusammenhang mit der Energiewende ist oft die Rede von „Primärenergie“ oder zum Beispiel auch von „Endenergie“. Was bedeutet das?

Die Energie, die von Natur aus in Energieträgern vorhanden ist

Primärenergie ist der nutzbare Energiegehalt eines natürlich vorkommenden Energieträgers. Mit anderen Worten: Sie ist die Energie, die direkt in den Energiequellen vorhanden ist – Primärenergieträger sind Energieträger, die noch nicht umgewandelt wurden – beispielsweise Stein- und Braunkohle, Erdöl, Erdgas oder auch Sonnenenergie, Windkraft, Wasserkraft, Erdwärme und Gezeitenenergie.

Es wird also deutlich: Primärenergie steckt sowohl in fossilen als auch in erneuerbaren Energiequellen. Sie ist sozusagen die Kraft, die die Natur selbst in diese Quellen gesteckt hat. Aber nur, weil sie drin steckt, kann der Mensch sie noch lange nicht nutzen. Wie ein Rohdiamant, der noch geschliffen werden muss.

Damit die Kraft der Sonne zum Beispiel als Strom aus der Steckdose fließt oder als Wärme aus der Heizung kommt, muss sie umgewandelt und manchmal auch über weite Strecken transportiert werden. Dabei geht ein gewisser Anteil der Energie verloren. Wie beim Mehl, das sowohl in Brötchen steckt, aber auch zum Teigrollen wichtig ist und danach weggewischt wird. Die komplett umgewandelte Energie, die den Verbraucher erreicht und tatsächlich Lichter zum Brennen, Autos zum Fahren und Menschen zuhause zum Wohlfühlen bringt, wird auch als Endenergie bezeichnet. Endenergieformen sind zum Beispiel Fernwärme oder eben elektrischer Strom.

Der Primärenergieverbrauch sinkt

Das Ziel der Bundesregierung ist es, den Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 gegenüber dem Jahr 2008 um insgesamt 20 Prozent zu senken. Im Jahr 2014 ist er gegenüber dem Vorjahr bereits um fünf Prozent gesunken. Der Rückgang im vergangenen Jahr ist zwar im Wesentlichen auf die milden Wintertemperaturen zurückzuführen. Rechnet man jedoch diese Witterungseffekte heraus, ergibt sich für das Jahr 2014 immerhin ein bereinigter Primärenergieverbrauch, der um 1,6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres liegt.