Energie neu denken - Klima schützen

Seit gestern steht bei der UN-Klimakonferenz in Paris der Klimaschutz wieder ganz oben auf der internationalen Agenda. Den entscheidenden Beitrag dafür leistet die Energiepolitik.

Gesamtansicht des Planeten Erde auf eier grünen Wiese© istockphoto/Alexander Cernyakov

Seit gestern steht der Klimaschutz wieder ganz oben auf der Agenda der internationalen Politik: Delegierte aus 196 Staaten treffen sich zur UN-Klimakonferenz in Paris. Ihr Ziel ist es, ein Abkommen mit verbindlichen Klimazielen für alle Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention zu vereinbaren – als Nachfolgevertrag für das sogenannte Kyoto-Protokoll. Dabei steht fest: Die Klimaschutzziele lassen sich nur erreichen, wenn die Länder der Erde Energieversorgung völlig neu denken.

Klimaschutz in Deutschland: ein ökologisches und ökonomisches Erfolgsmodell

Die Energiewende ist Deutschlands wichtigster Beitrag zum Klimaschutz. Die erneuerbaren Energien sind hierzulande mit über 30 Prozent Marktanteil mittlerweile die wichtigste Stromquelle. Bis 2030 sollen sie mindestens die Hälfte des Strombedarfs decken. Bis 2050 sollen es 80 Prozent sein. Zudem hat sich die Bundesregierung klare Ziele für die Energieeffizienz gesteckt: Im ganzen Land soll sich der Energieverbrauch bis 2050 gegenüber 2008 halbieren. Bis 2020 sollen schon 20 Prozent geschafft sein. Maßnahmen dafür hat die Bundesregierung im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) festgelegt.

Das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für die Wirtschaft. Denn die Energiewende ist ein wahres Innovationsprogramm: 2014 wurden in Deutschland 1.600 Patente im Bereich erneuerbare Energien angemeldet. 2005 waren es noch 399. Das zeigt: Die Energiewende ist eine Triebfeder für neue Technologien und Innovation geworden. Diese Technologien sind die Antwort auf den Klimawandel und sichern die wirtschaftliche Stärke Deutschlands. Außerdem sollen bis 2050 allein im Bereich erneuerbare Energien 230.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Wenn die Energiewende in Deutschland ökologisch und ökonomisch zu einem Erfolgsmodell wird, könnte sie auch andere Länder inspirieren, Energie neu zu denken. Schon heute funktioniert das hierzulande nur gemeinsam mit unseren europäischen Nachbarn. Weiter gedacht, könnte eine europäische Energiewende langfristig einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten.

Klimaschutz in Europa: wichtiges Signal der EU-Energieminister

Es gibt positive Signale, was die Klimaziele in Europa angeht. Vergangene Woche verständigten sich die EU-Energieminister auf Maßnahmen, mit denen die EU-Klima- und Energie-Ziele für das Jahr 2030 sicher erreicht werden sollen. Das europäische Ziel lautet: Bis 2030 sollen in ganz Europa 40 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als 1990, der Anteil der erneuerbaren Energien am Energieverbrauch soll auf 27 Prozent klettern und die Energieeffizienz um 27 Prozent steigen. Zu den Maßnahmen gehört, dass die EU-Mitgliedsstaaten ihre nationalen Energiepolitiken stärker aufeinander abstimmen.

Dazu Staatssekretär Rainer Baake: „Vom Energierat geht ein ganz wichtiges Signal in Richtung Pariser Klimagipfel aus: Die im letzten Oktober beschlossenen EU Energie- und Klimaziele für 2030 werden verlässlich umgesetzt. Ein besonderer Erfolg ist, dass wir uns bei dem verbindlichen EU-Erneuerbaren-Ziel erstmals auf eine klare Struktur für die Umsetzung verständigen konnten. Dieser Kompromiss zwischen freiwilligen Beiträgen der Mitgliedstaaten und einem EU-Back-up-Instrument baut eine wichtige Brücke zwischen der von vielen Mitgliedstaaten geforderten Flexibilität und der dringend notwendigen Investitionssicherheit."

Zudem haben die Energieminister für mehr Energieeffizienz die Reform der EU-Energiekennzeichnung verabschiedet: Das sogenannte Energielabel soll überarbeitet werden, weil immer mehr Waschmaschinen, Geschirrspüler, Wäschetrockner und andere Geräte die höchste Effizienzklasse „A+++“ erreichen. Damit verliert das Label seine Wirksamkeit für die Kaufentscheidung. Deshalb soll es künftig nur die Klassen A bis G zeigen und somit verständlicher werden.

Klimaschutz weltweit: Schwellenländer spielen wichtige Rolle

Die Fortschritte in Deutschland und Europa sind wichtig – doch Klimaschutz ist eine globale Aufgabe. Deswegen setzte sich Staatssekretär Baake ebenfalls vor Beginn der Klimakonferenz beim Ministertreffen der Internationalen Energieagentur (IEA) für eine engere Einbindung von Schwellenländern in die IEA ein. Diese Länder werden in der globalen Energieerzeugung und im Energieverbrauch immer wichtiger. 

Nach geltenden Regeln ist eine IEA-Mitgliedschaft nur OECD-Ländern vorbehalten. China, Indonesien und Thailand wurden nun als erste Schwellenländer beim Ministertreffen assoziiert. Weitere Länder sollen künftig dazu kommen. Die Assoziierungsländer erhalten nun Zugang zum umfassenden Know-how der IEA in Sachen nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung. Zudem kann die IEA in Zukunft das weltweite Energiegeschehen in seiner Gesamtheit besser abbilden und analysieren.

„Mit der deutschen Energiewende zeigen wir, wie eine langfristig umweltverträgliche und zugleich auch sichere und bezahlbare Energieversorgung funktionieren kann“, sagt Staatssekretär Baake. „Dabei setzen wir auf technologische Innovation, die neue ökonomische Chancen eröffnet. Diese Erfolgsgeschichte müssen wir nun weltweit fortschreiben, denn der globale Energiekonsum verschiebt sich zunehmend in Richtung der Schwellenländer. Nur wenn die globale Energiewende gelingt, werden wir den Klimawandel eindämmen können."