Voll auf Kurs beim Erneuerbaren-Ausbau

Energie aus Wind und Sonne wird in Deutschland weiter erheblich wachsen. Das zeigt die aktuelle Studie der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien, IRENA. Zusätzliche Ausbaupotenziale bestünden insbesondere in den Bereichen Wärme und Verkehr.

Bild zeigt Staatssekretär Baake mit IRENA-Generalsekretär Adnan Z. Amin© BMWi

Deutschland ist auf Kurs, um seine Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien zu erreichen. Das belegt die Studie der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien, kurz IRENA, die vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Deutschlands Ziele sind ambitioniert: Bis 2025 sollen bis zu 45 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Sonne stammen. Zehn Jahre später sollen es sogar bis zu 60 Prozent sein.

Fünfmal so viel Ökostrom wie im Jahr 2000

Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch in Deutschland steil nach oben geklettert: Er hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verfünffacht und ist von sechs Prozent im Jahr 2000 auf etwa 32 Prozent im ersten Halbjahr 2015 gestiegen. Auch die Erzeugungsleistung hat kräftig zugelegt: von 12,3 Gigawatt im Jahr 2000 auf 85 Gigawatt im Jahr 2013. Das ist fast das Siebenfache.

Dazu sagt IRENA-Generalsekretär Adnan Z. Amin: „Der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland und seine ehrgeizigen Ziele haben der Welt gezeigt, dass ein Anteil von 30 Prozent der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung möglich ist. Um jedoch noch höhere Anteile zu erreichen und eines der energieeffizientesten, nachhaltigsten und CO2-ärmsten Energiesysteme der Welt weiter auszubauen, sollte Deutschland jetzt über den Stromsektor hinausblicken."

Chancen: Wärme und Verkehr

Ein Schlüssel zu noch höheren Anteilen von erneuerbaren Energien sei laut der IRENA-Studie, Erneuerbare künftig verstärkt auch in den Bereichen Wärme und Verkehr einzusetzen. Die Potenziale dafür seien insbesondere durch die verstärkte Nutzung von Wärmepumpen, Solarthermieanlagen und Biomasse vorhanden. IRENA macht sich zudem für eine frühzeitige und rasche Sektorkoppelung stark, also die vermehrte Nutzung von Strom auch im Wärme- und Verkehrssektor.

Beispiel Wärme: Werden Häuser in Deutschland neu gebaut, müssen Bauherren dafür sorgen, dass die Wärme dafür grundsätzlich anteilig aus erneuerbaren Energien stammt. Das ist gesetzlich im Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG) geregelt. Zusätzlich fördert die Bundesregierung den Einsatz von Erneuerbaren, und zwar durch das so genannte „MAP“ – das Marktanreizprogramm. Das Ziel des Programms: noch mehr Haus- und Wohnungseigentümer, Firmen und Kommunen motivieren, bei der Wärmeerzeugung auf die Kraft aus Sonne, Biomasse und Erdwärme zu setzen. Konkret fördert das MAP den Einsatz moderner Solarthermieanlagen, Biomasseheizungen oder Wärmepumpen. Im Frühjahr dieses Jahres wurden die Förderbedingungen noch einmal verbessert.

Beide Maßnahmen, sowohl die Vorschriften für Neubauten als auch das Marktanreizprogramm, zeigen Wirkung: Von 2009 bis 2013 ist der Verbrauch von Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energien um etwa ein Drittel gestiegen. Außerdem wird das Ziel des EEWärmeG, bis 2020 einen Anteil von 14 Prozent erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch für Wärme und Kälte zu erreichen, voraussichtlich sogar übertroffen: Ihr Anteil bis 2020 wird voraussichtlich bei 16,3 Prozent liegen.

Der IRENA-Report bezieht sich auch auf den Bereich Verkehr: Im Jahr 2014 stellten die erneuerbaren Energien 5,6 Prozent des Kraftstoffverbrauchs in Deutschland. Gemeint sind damit zurzeit fast ausschließlich Biokraftstoffe für Autos, Lastwagen, Züge, Schiffe und Flugzeuge. Aber erneuerbare Energien werden auch Schritt für Schritt wichtiger, um Elektroautos anzutreiben. Die Elektromobilität steht für CO2-armes Fahren und verbindet die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Sonne mit dem Verkehrssektor.

Meilensteine: Strommarkt 2.0 und Digitalisierung

Der IRENA-Bericht unterstreicht auch die Vorteile einer Kooperation Deutschlands mit seinen Nachbarländern sowie europäischen und internationalen Partnern: Die Energiewende könne noch weiter an Fahrt aufnehmen, wenn regionale Übertragungskapazitäten gestärkt und erneuerbare Energien beim Erreichen ambitionierter Klimaschutzziele auch international eine wichtigere Rolle bekämen. Dafür müssten auch die Strommärkte fit für die Aufnahme immer größerer Mengen fluktuierender erneuerbarer Energien gemacht werden.

Hier ist Deutschland Vorreiter: Erst vor zwei Wochen hat das Kabinett einen Gesetzesentwurf zur Weiterentwicklung des Strommarktes zum sogenannten „Strommarkt 2.0“ und zur Digitalisierung der Energiewende beschlossen. Staatssekretär Rainer Baake: „Mit der getroffenen Entscheidung über das Gesetz zur Weiterentwicklung des Strommarktes haben wir den rechtlichen Rahmen für den deutschen Strommarkt der Zukunft abgesteckt. Mit unserem Strommarktdesign für die Zukunft werden wir die Herausforderung meistern, Stromerzeugung aus konventionellen und erneuerbaren Energien miteinander in Einklang zu bringen.“ Dabei sei es auch wichtig, dass sich Deutschland dieser Herausforderung in enger Abstimmung mit seinen Nachbarländern und der Europäischen Union stelle, so Staatssekretär Baake. Der IRENA-Bericht zeige, dass wir für den weiteren Ausbau des Anteils erneuerbarer Energien die Bereiche Strom, Wärme und Verkehr noch mehr aufeinander abstimmen müssen. Das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende sei ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg.

Rekordaussichten für 2015

Dass Deutschland in Sachen Erneuerbaren-Ausbau auf Kurs ist, zeigen auch die Prognosen für das Jahr 2015. Nach Schätzungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) steigt der Erneuerbaren-Anteil im Jahr 2015 an der Stromversorgung voraussichtlich auf 33 Prozent. So hoch war der Anteil noch nie.