Gut fürs Klima: Erneuerbare Energien weltweit im Aufwind

Wind- und Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse – überall auf der Welt wird in erneuerbare Energien investiert. Aktuelle Zahlen belegen: Die global installierte Kapazität an nachhaltiger Stromerzeugung ist 2014 deutlich angestiegen. Um die weltweiten Klimaziele zu erreichen, sind jedoch auch in den nächsten Jahren große Anstrengungen nötig.

Windräder und Solaranlagen auf einem Feld© istockphoto.com/ jgroup

Die erneuerbaren Energien sind der Schlüssel, um den weltweiten CO2-Ausstoß in den Griff zu bekommen. In Deutschland wird die Energieversorgung von Jahr zu Jahr "grüner". Doch nicht nur hierzulande, sondern auch in vielen anderen Staaten setzt sich die Einsicht durch, dass eine klimaneutrale Zukunft für unseren Planeten auch durch den massenhaften Ausbau der erneuerbaren Energien Wirklichkeit werden kann. Schließlich ist der Klimaschutz kein nationales Problem, sondern eine globale Aufgabe.

"Global Status Report": Erneuerbare legen deutlich zu

Knapp 28 Prozent der weltweit installierten Stromerzeugungskapazität sind mittlerweile erneuerbare Energiequellen. Sie decken damit fast ein Viertel (22,8 Prozent) der globalen Stromnachfrage. Diese Zahlen gehen aus der zehnten Ausgabe des "Global Status Report" hervor, den das Erneuerbaren-Netzwerk "Renewable Energy Policy Network for the 21st Century" (REN21) kürzlich beim Wiener Energieforum präsentiert hat. Dieser jährlich erscheinende Bericht stellt den weltweiten Stand der installierten Anlagen Energien dar, insbesondere die nationalen Ausbauziele, den jährlichen Zubau sowie die jährlichen Investitionen in erneuerbare Energien.

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick: Die installierte Leistung an Erneuerbaren hat sich im letzten Jahr weltweit um rund 8,5 Prozent auf insgesamt 1.712 Gigawatt (GW) erhöht. Das heißt: Knapp 60 Prozent der im Jahr 2014 weltweit netto neu installierten Stromerzeugungskapazität beruht auf regenerativen Quellen. Die größten absoluten Zuwächse im Strombereich gab es bei der Windkraft, die um rekordhafte 51 GW auf insgesamt 370 GW anwuchs (siehe auch "direkt erfasst"), gefolgt von der Wasserkraft und Photovoltaik mit einer Zunahme der Leistung um 45 GW auf 1.055 GW beziehungsweise 39 GW auf 177 GW.

Die Investitionen in erneuerbare Energiequellen haben sich in 2014 gegenüber dem Vorjahr erhöht und übertrafen das fünfte Jahr in Folge die Nettoinvestitionen in fossile Kraftwerke (z. B. Kohle- und Gaskraftwerke). Sie beliefen sich im letzten Jahr auf rund 270 Milliarden US-Dollar, bei Berücksichtigung der getätigten Investitionen in große Wasserkraftwerke mit einer Leistung von über 50 Megawatt sogar auf 301 Milliarden US-Dollar. Bemerkenswert: Die Entwicklungsländer investierten mit 131,3 Milliarden US-Dollar fast genauso viel in erneuerbare Energie-Projekte zur Strom- oder Kraftstoffgewinnung wie die Industrieländer mit 138,9 Milliarden US-Dollar. Dies spiegelt die stark gefallenen Technologiekosten der erneuerbaren Energien und ihre damit steigenden Marktanteile in Entwicklungsländern wider.

Mittlerweile haben sich mindestens 164 Staaten Ausbauziele für erneuerbare Energien gesetzt und 145 Staaten Förderinstrumente zum Ausbau der Erneuerbaren eingeführt. Der starke weltweite Ausbau der erneuerbaren Energien in Verbindung mit vermehrten Anstrengungen bei der effizienten Nutzung von Energie hat nach Einschätzung von REN 21 nicht unerheblich dazu beigetragen, dass es im letzten Jahr erstmals seit vier Jahrzehnten gelungen ist, das Wirtschaftswachstum vom Anstieg der CO2-Emissionen zu entkoppeln: Während die Weltwirtschaft im Jahr 2014 um rund 3 Prozent wuchs und sich der globale Endenergieverbrauch um 1,5 Prozent erhöhte, stagnierte der globale Ausstoß von CO2.

Sonderbericht "Energie und Klima": Weitere Anstrengungen notwendig

Diese globale Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und klimaschädlichen Emissionen wurde auch bei der Vorstellung des Sonderberichts "Energie und Klima" der Internationalen Energieagentur (IEA) am 19. Juni im Bundeswirtschaftsministerium als ermutigendes Signal hervorgehoben. Ein halbes Jahr vor dem mit Spannung erwarteten Pariser Klimagipfel zieht der Bericht ein erstes Fazit der bisherigen nationalen Klimaverpflichtungen. Zudem schlägt er eine Strategie für Anpassungen im globalen Energiesektor vor, mit denen das international verabredete Zwei-Grad-Ziel noch erreicht werden kann - also das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau.

Der kommende Klimagipfel müsse Impulse liefern, die über die bisherigen Klimaschutz-Zusagen der beteiligten Staaten hinausgehen, so der Chefökonom der IEA Dr. Fatih Birol. Denn für das Zwei-Grad-Ziel ist laut Bericht das Ambitionsniveau der bisherigen Zusagen nicht ausreichend. Selbst wenn sie vollständig umgesetzt würden, würde dies nach den Berechnungen von Fatih Birol und seinem Team die Erderwärmung langfristig allenfalls auf 3,5 ° Celsius begrenzen.

Die Schlussfolgerung lautet jedoch nicht , dass das Zwei-Grad-Ziel vor diesem Hintergrund etwa unrealistisch oder gar unmöglich wäre. Der Bericht macht vielmehr konkrete Vorschläge, wie die internationale Staatengemeinschaft auf den beschlossenen Zielkorridor zurückkehren kann – und zwar ohne dass dies für einzelne Länder mit negativen wirtschaftlichen Effekten oder verschlechterten Entwicklungsperspektiven einherginge.

Birol skizzierte fünf wesentliche Maßnahmen, um den Wendepunkt bei den CO2-Emissionen bis 2020 möglich zu machen:

  • steigende Energieeffizienz in der Industrie, bei Gebäuden und im Verkehr
  • Erhöhung der weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien, von 270 Milliarden Dollar im Jahr 2014 auf 400 Milliarden Dollar im Jahr 2030
  • Rückführung der Stromproduktion ineffizienter Kohlekraftwerke und Stopp des Baus neuer Kohlekraftwerke
  • schrittweise Abschaffung von Subventionen für fossile Energieträger bis 2030
  • Reduktion der Methan-Emissionen bei der Öl- und Gasproduktion

Klar ist: Um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen und der besonderen Rolle des Energiesektors gerecht zu werden, ist eine gemeinsame Vision zur langfristigen Dekarbonisierung des globalen Energiesystems unumgänglich. Diese Vision ist längst nicht nur im Energiewende-Land Deutschland, sondern auf höchster internationaler politischer Ebene angekommen – wie vor wenigen Tagen der G7-Gipfel in Elmau gezeigt hat.