Alles auf eine Karte: E-Roaming für Elektroautos

Überall tanken und mit Karte bezahlen: Für Otto-Normal-Autofahrer ist das selbstverständlich. Wer ein Elektroauto nutzt, kann von soviel Freiheit nur träumen - bisher. Denn bald könnte "E-Roaming" es ermöglichen, batteriebetriebene Wagen bundesweit unkompliziert aufzuladen.

Elektroauto beim Auftanken© Colourbox.de

Der Begriff E-Roaming beschreibt ein Datenaustauschsystem, mit dem die Authentifizierungs- und die Bezahlsysteme von Stromtankstellen miteinander vernetzt werden. Einfach ausgedrückt: Dank E-Roaming kann jeder Kunde bundesweit an jeder öffentlichen Ladesäule "volltanken", unabhängig vom individuellen Vertrag oder dem jeweiligen Anbieter. Ein riesiger Fortschritt – denn bisher können Fahrer von Elektroautos nur regional oder im Ladepunkt-Verbund ihres jeweiligen Stromanbieters laden. Andernorts ist die Kundenkarte nicht lesbar oder es werden andere Zugangstechnologien erforderlich. Die notwendigen Datenstandards für die praktische Innovation wurden unter dem Dach der Begleit- und Wirkungsforschung des Förderprogramms "Schaufenster Elektromobilität" erarbeitet. Das Demonstrationsvorhaben präsentierte sich im Rahmen der sechsten Internationalen Leitmesse für Elektro- & Hybrid-Mobilität "eCarTec" der Öffentlichkeit.

Der Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Matthias Machnig, hierzu: "Eine vernetzte, öffentlich zugängliche und von jedermann nutzbare Ladeinfrastruktur ist ein wichtiger Beitrag für den Markthochlauf der Elektromobiliät in Deutschland und zugleich ein wichtiges Signal für den Innovationsstandort Deutschland."

Dranhalten und lostanken

Sie sind E-Fahrzeugnutzer? Dann könnte Ihr "Tankstellenbesuch" bald in etwa so ablaufen: Zunächst halten Sie Ihre Kundenkarte an das Lesegerät der Ladestation. Das E-Roaming-System gleicht nun die Daten auf der Karte mit dem Kundenkartenregister des Ladesäulenbetreibers ab. Sind Sie dem Betreiber der Ladesäule unbekannt, wird Ihre Kundenkartennummer automatisch an das übergeordnete E-Roaming-System weitergeleitet. Dieses fragt nun die beteiligten Mobilitätsanbieter an – und wenn Sie einer dieser Mobilitätsanbieter als Nutzer identifiziert, sendet er automatisch eine Freigabe zurück. Sie selbst merken von diesen komplexen Abläufen natürlich nichts. Für Sie heißt es einfach: Karte zeigen, kurz warten, lostanken.

Reservieren und freischalten per Smartphone

In den kommenden Monaten wollen die Projektpartner weitere Nutzungsoptionen für das Roaming entwickeln. Im Mittelpunkt steht dabei das Freischalten einer Ladestation per Smartphone-App, gefolgt von der Reservierung einer Ladesäule. Ziel ist es außerdem, weitere Marktakteure, die bislang noch nicht Projektpartner im Schaufensterprogramm sind, in diese offene Technologieplattform einzubinden.

Konkret haben sich in den vier Schaufenstern Elektromobilität zehn Unternehmen und Institutionen daran beteiligt, ein integriertes E-Roamingsystems zu erarbeiten. Zusätzlich haben etwa 20 Projektpartner und Unternehmen indirekte Beiträge geleistet, beispielsweise mit ihrem Know-how zu Abrechnungsprozessen, zur Kunden- und Kartenverwaltung oder Hardwareherstellung und -anpassung. Aktuell deckt die Vernetzung durch die Schaufenster-Initiative etwa 80 Prozent der derzeit etwa 4.400 öffentlichen Ladepunkte ab – und ermöglicht es Fahrern von Elektroautos in Zukunft, beim Tanken alles "auf eine Karte zu setzen".

Über das Schaufenster Elektromobilität

Das Förderprogramm "Schaufenster Elektromobilität" ist eine zentrale Maßnahme des 2011 beschlossenen Regierungsprogramms Elektromobilität. In den vier Schaufenstern in Baden-Württemberg, Bayern/Sachsen, Berlin/Brandenburg und Niedersachsen beteiligen sich über 500 Projektpartner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kammern, Verbänden und der öffentlichen Hand.
Die Schaufenster bündeln und erproben systemübergreifend in groß angelegten regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben (Reallabors) die Kompetenzen in den Bereichen Elektrofahrzeug, Energieversorgung und Verkehrssysteme. Bis 2016 werden insgesamt 90 Verbundprojekte mit 334 Teilvorhaben realisiert. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf knapp 300 Millionen Euro, darunter 180 Millionen Euro Fördermittel der Bundesregierung.