Ukraine-Konflikt: Erdgasversorgung zurzeit nicht gefährdet

Deutsche Erdgasspeicher zum Herbstbeginn gut gefüllt.

Pipeline - Rohrleitung© fotolia/ WestPic

Der Ukraine-Konflikt rückt auch die Versorgungssicherheit mit Erdgas in den Blickpunkt. Gerade mit Herbstbeginn und dem Auftakt der Heizperiode gewinnt das Thema an Bedeutung, denn ein Großteil des Erdgases wird in Deutschland für Heizen und Warmwasseraufbereitung verwendet. Die Ukraine ist ein wichtiges Transitland für russisches Erdgas – hierdurch fließt etwa die Hälfte der russischen Gasexporte nach Europa, der Rest wird über andere Pipelines geliefert, zum Beispiel über die Ostsee (Nord-Stream-Pipeline).

Versorgung mit Erdgas in Deutschland ist sicher

Zurzeit gibt es keine Anzeichen für Versorgungsstörungen auf deutschen Gasmärkten – die Lieferungen laufen auf stabilem Niveau. Es besteht kein Anlass zur Besorgnis um die Versorgungssicherheit. Denn zum einen importiert Deutschland Erdgas nicht nur aus Russland, sondern auch aus anderen Ländern. Das heißt, die Pipeline-Infrastruktur ist diversifiziert und mit allen umliegenden Ländern vernetzt. Knapp 37 Prozent des Gasimports im vergangenen Jahr kamen aus Russland, vor den Niederlanden mit 25 Prozent und Norwegen mit 20 Prozent.

Zum anderen hat Deutschland die viertgrößten Erdgasspeicherkapazitäten der Welt, die in den letzten Jahren weiter ausgebaut wurden (siehe Infografik der Woche). Diese Speicher sind aktuell zu mehr als 90 Prozent gefüllt. Kurzfristige Lieferunterbrechungen lassen sich so sicher ausgleichen. Allerdings beobachtet die Bundesregierung die aktuelle Entwicklung in der Ukraine und in Russland sehr genau und steht in engem Austausch mit der Europäischen Kommission und anderen EU-Mitgliedsstaaten.

Langfristig ist es ein wichtiges Ziel, die Abhängigkeit Deutschlands von Öl- und Gasimporten zu verringern. Durch die Energiewende soll die Nachfrage nach fossilen Energieträgern wie Erdgas sinken. Ein konsequenter Übergang zu erneuerbaren Energien und eine verbesserte Energieeffizienz sind der beste Weg zu einer zukunftsfähigen und sicheren Energieversorgung.

Vorsorge für Versorgungsengpässe

Auch für den Krisenfall ist vorgesorgt. Mit dem Notfall- und dem Präventionsplan Gas, die auf europäischen Vorgaben beruhen, ist Deutschland gut gewappnet. Der Präventionsplan Gas enthält gezielte Maßnahmen, um möglichen Versorgungskrisen vorzubeugen, sie bereits frühzeitig zu erkennen, abzuschwächen und im besten Fall zu verhindern. Der Notfallplan Gas beschreibt wiederum das konkrete Vorgehen im Krisenfall.

Grundsätzlich unterscheidet eine EU-Verordnung bei Versorgungsengpässen drei Krisenstufen: Frühwarnstufe, Alarmstufe und Notfallstufe. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) ist dafür zuständig, die ersten beiden Stufen, also Frühwarn- und Alarmstufe festzustellen – abhängig vom Schweregrad der Versorgungsstörung, den erwarteten wirtschaftlichen und technischen Auswirkungen und der Dringlichkeit auf nationaler Ebene. Stufe drei, die Notfallstufe, wird auf Vorschlag des BMWi durch eine Verordnung der Bundesregierung festgelegt.

Studie zur verbesserten Versorgungssicherheit

Um langfristig sicherzustellen, dass die deutschen Gasspeicher auch zukünftig ausreichend gefüllt sind, werden derzeit Optionen wie eine strategische Gasreserve diskutiert. Alle denkbaren Instrumente zur verbesserten Versorgungssicherheit müssen dabei sorgfältig auf ihre Kosten und den jeweiligen Nutzen hin analysiert werden, da Eingriffe in den Markt mit langfristigen Auswirkungen und Ausgaben verbunden sind. Das BMWi hat deshalb kürzlich eine Studie ausgeschrieben: Unter dem Titel "Möglichkeiten zur Verbesserung der Gasversorgungssicherheit und der Krisenvorsorge durch Regelungen der Speicher (strategische Reserve, Speicherverpflichtungen), einschließlich der Kosten sowie der wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Markt" soll sie bis Mitte 2015 weiterführende Hinweise liefern.

Oktober: EU-Abschlussbericht mit weiteren Maßnahmen-Vorschlägen

Auf EU-Ebene berät die Europäische Kommission regelmäßig darüber, wie die Versorgungssicherheit mit Gas erhöht werden kann. Angesichts der Entwicklungen in der Ukraine hat die EU-Kommission den Mitgliedsstaaten erst im Mai einen Strategievorschlag gemacht ("Energy Security Strategy"), der Maßnahmen wie die stärkere Diversifizierung der Importwege und die weitere Verbesserung der Notfallmechanismen umfasst. Zugleich haben die EU-Mitgliedsstaaten sogenannte Gas-Stresstests durchgeführt und dafür verschiedene Krisenfälle und konkrete Ausfallsituationen simuliert. Die Ergebnisse liegen der EU-Kommission vor – mit deren Abschlussbericht und möglichen Vorschlägen für weitere Maßnahmen wird im Oktober gerechnet.